Neue Forschungsergebnisse zum Insektensterben

Neue Forschungsergebnisse zum Insektensterben

Seit Jahren sehen Expert*innen einen Schwund an Insekten und deren problematische Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Besonders bekannt ist die  Studie von Hallmann et al., die 2017 im Fachjournal PLoS ONE veröffentlicht wurde,  in der eine Reduktion der Insektenmasse in Deutschland um 75 Prozent innerhalb von drei Jahrzehnten festgestellt wurde. Die Analyse möglicher Gründe  – etwa der Einfluss von Klimafaktoren, die landwirtschaftlichen Nutzung und bestimmte Lebensraumfaktoren – brachte jedoch keine eindeutige Erklärung. Seitdem sind Forscher*innen auf der Suche nach den Ursachen.

 

Eine neue Studie eines Teams rund um Ökologe Jörg Müller von der Universität Würzburg, die davon ausgeht, dass das Wetter einen entscheidenden Faktor bei der Anzahl der Insekten spielt, hat eine kontroversiell geführte Debatte innerhalb der Expert*innen angestoßen. „Das Ergebnis der ‚Hallmann-Studie‘ hat mich damals geschockt, als Wissenschaftler haben wir aber natürlich den Anspruch, der Sache auf den Grund zu gehen“, erzählt er im Interview mit science.ORF.at.

 

 

Daten neu analysiert

Müller fand erstaunlich viele Insekten in seinem Garten und der Umgebung und ging mit Kolleg*innen der TU Dresden, der TU München und der Universität Zürich daran, flugfähige Insekten in Bayern in sogenannten Malaise-Fallen zu fangen, zu wiegen und verglich das Gesamtgewicht mit den Daten aus der „Hallmann-Studie“.

„Wir fanden eine Biomasse, die im Mittel fast so hoch war wie die Maximalwerte aus der Hallmann-Studie“, erklärte Müller nach Angaben der Uni Würzburg. Daraufhin analysierte das Team die Daten erneut unter Berücksichtigung der Witterungseinflüsse und kam zu dem Schluss, dass die Witterung und vor allem unübliche Temperatur- und Wetterschwankungen  einen entscheidenden Einfluss auf die Anzahl der Insekten haben.

 

Schlechte Witterungseinflüsse

So herrschten für Insekten ab dem Jahr 2005 übrwiegend schlechte Witterungseinflüsse: Die Sommer waren zu nass und die Winter zu trocken und warm. Im Jahr 2022 hingegen sehr gute. Laut Müller können diese zum Teil für die besorgniserregenden Ergebnisse der „Hallmann-Studie“ verantwortlich gemacht werden. Er geht davon aus, dass trotz des kürzlich beobachteten Anstiegs der Biomasse zu erwarten ist, dass neue Kombinationen ungünstiger mehrjähriger Wetterbedingungen die Insektenpopulationen bei anhaltendem Klimawandel weiter bedrohen werden.

 

Weitere Ursachen

Müller sieht aber auch andere Ursachen für den Insektenschwund:„Die Landnutzung, also natürlich die Landwirtschaft, aber auch jeder Mensch der Flächen für Siedlungsbereiche oder Straßen versiegelt, nimmt den Insekten die Lebensräume weg und viele unserer bedrohten Arten haben deshalb nur noch kleine, fragmentierte Vorkommen.“

 

„Wir haben den Rückgang in den Biomassen, genauso haben wir aber die klare Beobachtung, dass uns sang und klanglos seltene Arten aus der Landschaft verschwinden. Bloß haben wir die beiden Dinge bisher nicht wirklich zusammenbringen können. Und ich denke, diese Interaktion aus Witterung und Klimaerwärmung auf der einen Seite und den begrenzten Lebensraumflächen auf der anderen Seite erklärt sehr schön, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt.“, so Müller.

 

 

Andere wichtige Faktoren fehlen

Dies hat zu vielen Reaktionen innerhalb der Forschungsgemeinschaft geführt. Die Studie habe „eine Reihe von gravierenden methodischen Schwächen“,meinte Axel Ssymank vom Bundesamt für Naturschutz der Deutschen Presse-Agentur gegenüber. Unter anderem dadurch seien „keine Aussagen zur relativen Bedeutung des Insektenrückgangs aufgrund von landwirtschaftlichen Nutzungsänderungen möglich“.

 

Johannes Steidle, Direktor des Zoologischen und Tiermedizinischen Museums der Universität Hohenheim meinte, dass es klar sei, dass Insektenpopulationen stark vom Wetter abhängig seien. Als Hauptverursacher des Insektensterbenssei die Intensivierung der Landwirtschaft zu nennen. „Daran ändert auch diese aktuelle Studie nichts.“

 

Gründe für das Insektensterben

 

Der BUND Naturschutz nennt folgende Gründe für das Insektensterben:

Gifte und Schadstoffe, die aus Industrie, Haushalten und Landwirtschaft in die Umwelt gelangen
Der Einsatz von Neonicotinoiden, der zu einer Nervenschädigung bei Insekten und damit zu deren Tod führt
Belastung der Umwelt mit Stickstoff (zum Beispiel durch Düngung in der Landwirtschaft), was zu einer Reduktion der Pflanzenarten führt
Zerstörung von Lebensräumen
Zerschneidung von Lebensräumen – Inselbildung
Intensive landwirtschaftliche Nutzung
Klimwandelbedingte Änderungen – mildere Temperaturen, fehlender Frost, Trockenheit
Lichtverschmutzung

 

Lichtverschmutzung – der helle Wahnsinn für nachtaktive Insekten

 

Unser pro.earth.Fazit: „Im Gegensatz zu Wölfen, Eisbären und Tigern sind Insekten überall um uns herum. Was wir in unserem alltäglichen Leben tun, macht für Insekten einen riesigen Unterschied.“ Wir müssen jetzt handeln, um das große Sterben abzuwenden. Manche Insektenarten sterben heimlich still und leise aus, ohne, dass wir es überhaupt bemerken – im Gegensatz zu Wölfen, Eisbären und Tigern. Die Verwendung von Insektiziden, der Raubbau an natürlichen Lebensräumen muss weitestgehend verhindert werden, um die schwierige Situation zu entschärfen.

Apfelnockerl – fruchtig, frisch mit winterlicher Attitüde

Apfelnockerl – fruchtig, frisch mit winterlicher Attitüde

Sie sind alles, was mein Herz begehrt. Ein süß-säuerlich-zimtiges Feuerwerk aus Geschmack und Konsistenz. Ein Traum für alle Nockerlliebhaber wie mich.

 

Als ich eines Winternachmittags bei meiner Freundin Elsbeth hineinschneite und das Haus nach Zimt und Apfel duftete, sie am Herd über einem dampfenden Gericht stand und mich aufgrund meiner, durch die visuellen und olfaktorischen Reize, beglückten Miene zum Kosten einlud, war es um mich geschehen. Ein Löffel war nicht genug.

Minuten später saß ich mit einem befüllten Suppenteller bei Tisch und konnte keinem Gespräch mehr folgen – ich war schockverliebt, denn meine ostösterreichischen Geschmacksnerven waren mit diesem himmlischen Gericht bis dato nicht vertraut.

Seitdem gehört es zum fixen Repertoire in meiner Küche.

Wer es ausprobieren möchte, macht sich zunächst auf die Suche nach den richtigen Äpfeln, denn mit ihnen steht und fällt das Gelingen des Geschmacks.

Ich verwende den Schönen aus Boskoop, bei uns einfach Boskop genannt. Er ist ein klassischer Lager- beziehungsweise Winterapfel, der ideal zum Backen und noch idealer zum Braten geeignet ist, denn er entwickelt sein ganzes Spektrum erst beim Erhitzen – und das reicht von Süße bis zu einer angenehmen Säure.

Wer das erledigt hat, greift zur Schürze, aktiviert die passende Playlist und los geht’s!!

 

Was wir brauchen

2 Personen (oder 4, wenn als Nachspeise)

 

Für die Nockerl:

¼ l Milch (oder Pflanzenmilch)

3 Eier

330 – 350 g Mehl (je nach Größe der Eier)

eine Prise Salz

 

Für die Apfelherrlichkeit:

etwas Butter (ca. 50 g)

½ kg Äpfel

Zucker (Menge und Art nach Geschmack)

Zimt

 

Wer mag:

Geriebene Walnüsse

 

Nockerl-Zutaten vermengen und einen großen Topf Wasser zum Kochen bringen

Äpfel nicht zu fein reiben (ich schäle sie vorher nicht)

in einer Pfanne Butter zerlassen und gewünschte Menge Zucker karamellisieren

Nockerl in kochendes Wasser zupfen und je nach Größe ca. 10 Minuten köcheln

Äpfel in die Pfanne, Zimt dazu und kurz köcheln lassen (hier würden auch die Walnüsse in Aktion treten)

die fertigen Nockerl zu den Äpfeln, Staubzucker drüber und dampfend genießen

 

Viel Spaß!!

WWF fordert neue Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung

WWF fordert neue Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung

Tag gegen Lebensmittelverschwendung: 40 Prozent werden nie gegessen – WWF fordert Ende des „Schönheitswahns“ bei Obst und Gemüse

 

Etwa 40 Prozent aller weltweit produzierten Lebensmittel werden nie gegessen. Das hat verheerende Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Klima – rund zehn Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes sind auf diese Verschwendung zurückzuführen.

Anlässlich des heutigen internationalen Tags gegen Lebensmittelverschwendung macht die Umweltschutzorganisation WWF Österreich daher auf den dringenden Handlungsbedarf aufmerksam und fordert eine Halbierung der Verluste bis 2030:

Der achtlose Umgang mit wertvollen Ressourcen muss endlich aufhören. Wir können uns diese enorme Verschwendung weder hinsichtlich der Ernährungssicherheit noch angesichts der Klimakrise leisten“, sagt Dominik Heizmann vom WWF Österreich.

Derzeit werden in Österreich jährlich knapp eine Million Tonnen Lebensmittel in der Produktion, im Handel, in Kantinen, in der Gastronomie und in den Haushalten entsorgt.

“Es braucht jetzt endlich wirksame Gesetze, um die Verschwendung an der Wurzel zu stoppen. Freiwillige Maßnahmen allein reichen nicht aus”, sagt Heizmann.

 

“Schönheitswahn” beenden

Etwa 15 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel gehen bereits am Anfang der Wertschöpfungskette, also in der Landwirtschaft, verloren. Bezogen auf die Menge ist die Verschwendung bei Obst und Gemüse besonders groß.

Überzogene Handelsnormen führen etwa dazu, dass einwandfrei genießbares Obst und Gemüse nicht verkauft werden kann und daher oft gar nicht erst geerntet wird. Der WWF fordert daher ein Ende des “Schönheitswahns” in der gesamten Wertschöpfungskette.

Der Handel sollte seine Vorgaben anpassen und auch Obst und Gemüse, das in Form, Farbe oder Größe von der Norm abweicht, attraktiv anbieten. Zusätzlich braucht es mehr Daten aus der Landwirtschaft, damit wir die Dimension des Problems besser erfassen können“, fordert WWF-Experte Heizmann.

 

Berichtspflichten auf Gastronomie und Lebensmittelproduktion ausweiten

Ein weiterer wichtiger Schritt gegen die Verschwendung ist eine Ausweitung der Berichtspflicht für Unternehmen im Lebensmittelsektor: Zwar müssen große Händler ab Oktober regelmäßig offenlegen, wie viele Lebensmittel sie entsorgt oder gespendet haben. Doch diese Berichtspflicht muss unbedingt auf alle Teile des Lebensmittelsektors, wie die Produktion, die Gastronomie und die Gemeinschaftsverpflegung, ausgeweitet werden, fordert der WWF Österreich.

Nur wenn wir wissen wo, warum und wie viele Lebensmittel verloren gehen, können wir die unnötige Verschwendung wirksam stoppen”, sagt Dominik Heizmann vom WWF.

Von der Wichtigkeit des Moors – Renaturierung des steirischen Naßköhrmoors wird fortgesetzt

Von der Wichtigkeit des Moors – Renaturierung des steirischen Naßköhrmoors wird fortgesetzt

Moore speichern mehr CO2 als andere Ökosysteme und zählen gleichzeitig weltweit zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Außerdem gelten sie als Hotspots der Artenvielfalt.

 

In Zeiten des Klimawandels steht der Schutz des Wasserhaushalts von Mooren im Mittelpunkt. Genau diesem Ziel verschreiben sich die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) mit der Renaturierung des Naßköhrmoors in der Steiermark, die nun auf einer Fläche von mehr als 16 Hektar fortgesetzt wird.

„Weltweit bedecken Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Auch als Wasserspeicher erfüllen Moore eine wichtige Funktion: Sie können wie ein Schwamm große Mengen aufnehmen und so Wetterextreme wie Starkregen abfedern und tragen zur Sicherung unseres Trinkwassers bei“, so Wasserminister Norbert Totschnig. „Intakte Moore spielen eine Schlüsselrolle im Klimaschutz, daher setzt Österreich sich bereits seit Jahrzehnten für ihren Schutz ein. Mit der Österreichischen Moorstrategie 2030+ gehören wir hier international zu den Vorreitern“, so Totschnig.

 

Größter Moorkomplex im östlichen Alpenraum

Als Teil des Naturparks Mürzer Oberland ist das Naßköhr der größte Moorkomplex im östlichen Alpenraum. Das 450 Hektar große Gebiet zeichnet sich durch ein Mosaik aus Hoch-, Übergangs- und Niedermoorflächen aus, deren Torfschicht bis zu drei Meter stark ist. Bereits 2004 wurden am Naßköhr 21 Moore als gemeinsames Ramsar-Gebiet ausgewiesen.

 

Was bedeutet Ramsar-Gebiet?

Die Ramsar-Konvention ist ein internationales Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten. Sie wurde 1971 in Ramsar im Iran beschlossen und mit der Zeit von 172 Staaten unterzeichnet. Österreich ratifizierte die Konvention 1983. Seit damals konnten 24 Ramsar-Gebiete ausgewiesen werden. Das Prädikat ist als Gütesiegel zu verstehen und bedeutet, dass es sich um international bedeutende Feuchtgebiete handelt, deren Schutz und Erhalt wesentlich ist. In Österreich gibt es 24 ausgewiesene Ramsar-Gebiete.

Anlässlich des Jubiläums wurde gemeinsam mit dem BML die Broschüre „Aktiv für Moore“ neu aufgelegt. Sie kann unter www.bundesforste.at/publikation kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.

 

Moore speichern Kohlenstoff – klingt sensationell

Lärchenholzdämme für gesunden Wasserhaushalt

Am Naßköhr kam es in der Vergangenheit durch Überweidung, Trockenlegung und Torfstich zu starken Schädigungen der Moorlandschaft:

Ziel der Renaturierungsarbeiten ist die Stabilisierung des Wasserhaushalts, um das Moor vor dem Austrocknen zu schützen. Dazu werden Holzdämme aus Lärchenholz errichtet. Sie halten das Wasser im Torfkörper zurück. Der Wasserspiegel wird angehoben und das Torfmooswachstum angeregt. Dabei wird mit größter Sorgfalt gearbeitet, denn die Moorflächen dürfen nur kleinräumig befahren und begangen werden.

 

Ein intaktes Moor speichert mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem

Ein durchschnittliches Moor in Österreich speichert in den oberen 50 Zentimetern Boden rund 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und damit mehr als jedes andere Ökosystem. Durch die Renaturierung werden CO2-Emissionen gestoppt und die Kohlenstoffbindung angeregt. Ein Hektar intaktes Moor nimmt jährlich bis zu einer Tonne CO2 aus der Atmosphäre auf, das ist etwa so viel wie auf einem Flug von Wien nach New York pro Person ausgestoßen wird. Ist das Torfmoos allerdings erst einmal zerstört, geht der Wiederaufbau nur langsam voran. Gerade mal einen Millimeter wächst die Pflanze durchschnittlich pro Jahr.

 

Was wird der Klimagipfel in Dubai bringen?

Was wird der Klimagipfel in Dubai bringen?

Wir nähern uns mit Riesenschritten der 28. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP28) , die vom 30. November bis zum 12.Dezember in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) stattfinden wird. Den Vorsitz hat Sultan Ahmed Al Jaber inne, der gleichzeitig auch CEO des zwölftgrößten Öl-Konzerns der Welt ist, was dieses Jahr bereits zu viel Kritik geführt hat.

 

„Der Gastgeber der COP28, die Vereinigten Arabischen Emirate, ist ein Petrostaat mit einer zutiefst repressiven Regierung, die ihre fossile Brennstoffindustrie aggressiv ausbaut“, sagte Richard Pearshouse, Umweltdirektor bei Human Rights Watch und weiter: „Mit den VAE als Gastgeber der Konferenz müssen der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Achtung der Menschenrechte im Rahmen des Kampfes gegen den Klimawandel ganz oben auf der Tagesordnung der COP28 stehen.“

Wir haben ebenfalls darüber berichtet:

Wenn der Bock zum Gärtner wird

 

Mit den Ergebnissen nicht zufrieden

Die Vorverhandlungen für die COP28 lassen auf kein positives, die Erderwärmung effektiv eindämmendes Ergebnis in Dubai hoffen und sind nicht zufriedenstellend, meint Klimaforscher Hans-Otto Pörtner im RND-Interview: “ …  es ist zu wenig bei den Verhandlungen herausgekommen. Der Hauptpunkt, auf den wir als Klimaforscherinnen und Klimaforscher unser Augenmerk richten, ist, wie die Minderung des Klimawandels beziehungsweise der Treibhausgasemissionen vorangetrieben wird. Und das ist auch dieses Mal nicht erfolgt, sondern man hat die Umsetzung des Pariser Abkommens verwässert und damit verzögert. Es werden in den Diskussionen teilweise Argumente wie Gleichheit und Gerechtigkeit angeführt – die sind auch wichtig, aber wir müssen die Prioritäten einhalten. Gleichheit und Gerechtigkeit erreichen wir am besten dann, wenn wir rasch die Emissionen mindern und wirtschaftliche Entwicklung nur noch mit Erneuerbaren vorantreiben.

 

Leute stehen auf der Bremse

Laut Pörtner verheißen die Ergebnisse der Vorverhandlungen nichts Gutes : „Man kann sehr skeptisch sein. Wenn ich die Diskussionen richtig verfolgt habe, wurde unser Klimabericht bisher nur „zur Kenntnis genommen“ und nicht wie sonst üblich „willkommen geheißen“. Und das heißt wiederum, dass es da Leute gibt, die die Bremse ziehen wollen und die Erkenntnisse aus diesem Bericht, der eine ganz eindeutige zeitliche Vorgabe macht, nicht umsetzen wollen – oder zumindest nicht so schnell umsetzen wollen. Diese Verzögerungsstrategien müssen wir durchbrechen.“

 

Bock zum Gärtner gemacht

Auch auf den Aspekt, dass der CEO eines Ölkonzerns Vorsitzender der COP28 ist, meint Pörtner im RND-Interview: „Da gibt es sicherlich Interessenskonflikte – und die werden ja auch zunehmend sichtbarer. Es wird zum Beispiel nicht mehr darüber gesprochen, dass wir die fossilen Energieträger in der Erde lassen, sondern wir sprechen darüber, dass wir das daraus freigesetzte CO₂ binden und wegspeichern müssen. Dagegen ist zunächst nichts zu sagen, das kauft uns Zeit. Dummerweise brauchen wir die Zeit schon aufgrund bisheriger Untätigkeit. Kohlendioxid abzuscheiden und zu speichern ist einfach nur die zweit- beziehungsweise drittbeste Lösung, um den Zeitdruck abzumildern. Besser wäre es, wenn wir konsequent die Transformation zu einer klimaneutralen Zukunft betrieben. Dann würde es der Wirtschaft besser gehen und auch den Menschen.“

 

Kein Quantensprung aber Basis

Etwas zuversichtlicher bilanziert David Ryfisch, Bereichsleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch anlässlich des Climate Ambition Summit am 20.September 2023 in New York:

„Dieser Gipfel war kein Quantensprung für den Klimaschutz, aber er legt eine Basis für die kommende Weltklimakonferenz. In diesem von Hitzerekorden und Extremwetter geprägten Jahr bleiben die Staats- und Regierungschefs bisher eine überzeugende Antwort auf die Klimakrise schuldig. Es ist noch offen, ob es tatsächlich zu den notwendigen globalen Zielen für den schnellen Ausbau Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz kommt und vor allem, ob es endlich klare Beschlüsse für das schnelle Runterfahren von Öl und Gas geben wird. Viel Arbeit liegt vor uns bis zur Weltklimakonferenz in zweieinhalb Monaten.“

 

Erstmals Global Stocktake

Der Global Stocktake ist ein wichtiges Element des Pariser Abkommens. Die Staaten müssen ihre Fortschritte bei der Umsetzung des Pariser Abkommens alle fünf Jahre messen und überprüfen, inwieweit sie ihre nationalen Klimaziele erreicht haben. Bei der COP28 werden die Länder nun zum ersten Mal gemeinsam Bilanz ziehen und die Verwirklichung der Ziele bewerten.

Dabei beinhaltet der Global Stocktake laut Wikipedia folgende Teile:

Klimaschutz (Emissionsminderung)
Klimaanpassung
die Mittel zur Durchführung und Unterstützung

 

„Der Global Stocktake könnte tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal des Gipfels in Dubai werden. Viel Raum werden aber auch die Klimafinanzierung und die Entschuldung des globalen Südens einnehmen. Das betont auch die COP-Präsidentschaft. Wie sich all das in Dubai entwickelt, ist im Moment noch der Blick in die Glaskugel.“, meint dazu die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum im Klimareporter-Interveiw.

 

Afrika-Klimagipfel in Vorbereitung auf Dubai

Anfang September fand der erste Klimagipfel, bei dem es in erster Linie um Afrika und seine rund 1,3 Milliarden Einwohner ging, in Nairobi statt. Er war ebenfalls eine wichtige Vorbereitung für die COP28. „Erneuerbare Energien könnten das afrikanische Wunder sein. Aber wir müssen es möglich machen“, sagte Guterres bei seiner Rede in Nairobi.

Afrika leidet stark unter den Folgen der Klimakrise, trägt aber vergleichsweise wenig zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei. Der erste Afrika-Klimagipfel schloss mit einer Forderung an Industriestaaten, stärker dabei zu helfen, die Folgen des Klimawandels zu beseitigen und nach mehr Fairness durch den Umbau des weltweiten Finanzsystems.

 

„Das Thema Schuldenumwandlung spielt hier eine ganz große Rolle. Aber auch die Frage der Weltbank-Reform und die Reform der Entwicklungsbanken spielt eine Rolle, die den Zugang der afrikanischen Staaten zu Finanzierungsmöglichkeiten verbreitert. Dafür Ansätze und Lösungen zu finden, das ist entscheidend und das erwarte ich hier von dieser Konferenz,“erklärte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Bärbel Kofler.

 

„Wir fordern faire Bedingungen für unsere Länder, damit sie Zugang zu den Investitionen erhalten, die sie benötigen, um ihr Potenzial freizusetzen und in Chancen zu verwandeln.“

William Ruto, Präsident Kenia

 

Unser pro.earth.Fazit: Wir sehen keine große Chance, dass sich bei der COP28 tatsächlich klare Beschlüsse MIT Zeitvorgaben für die so dringend notwendige Beendigung fossiler Energienutzung ergeben werden, eingedenk der Tatsache, das ein CEO eines Erdölkonzerns leitend dem Gipfel vorsteht und bereits angekündigt hat, die Förderung in den nächsten Jahren steigern zu wollen.

EU erlässt Maßnahmen zur Beschränkung von bewusst zugesetztem Mikroplastik

EU erlässt Maßnahmen zur Beschränkung von bewusst zugesetztem Mikroplastik

Die Kommission hat einen weiteren wichtigen Schritt zum Schutz der Umwelt unternommen, indem sie Maßnahmen verabschiedet hat, mit denen sie die Verwendung von Mikroplastik, das Produkten im Rahmen der REACH-Verordnung bewusst zugesetzt wird, einschränkt.

 

Die neuen Vorschriften werden verhindern, dass annähernd eine halbe Million Tonnen Mikroplastik in die Umwelt freigesetzt werden. Durch sie wird der Verkauf von Mikroplastik als solchem und von Produkten untersagt, denen Mikroplastik bewusst zugesetzt wurde, und die dieses Mikroplastik bei der Verwendung freisetzen. In hinreichend begründeten Fällen gelten für die betroffenen Akteure Ausnahmeregelungen und Übergangsfristen für die Anpassung an die neuen Vorschriften.

Der verabschiedeten Beschränkung liegt eine weit gefasste Definition von Mikroplastik zugrunde – sie umfasst alle synthetischen Polymerpartikel unter 5 mm, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind. Ziel ist es, die Emissionen von bewusst verwendetem Mikroplastik aus möglichst vielen Produkten zu verringern. Einige Beispiele für gängige Produkte, die unter die Beschränkung fallen, sind:

Das Granulatmaterial, das auf künstlichen Sportflächen verwendet wird – die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt;
Kosmetika, bei denen Mikroplastik für vielfältige Zwecke verwendet wird, z. B. für die Exfoliation der Haut (Mikroperlen) oder die Erzielung einer spezifischen Textur, eines Duftstoffs oder einer bestimmten Farbe;
Detergenzien, Weichmacher, Glitter, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Spielzeug, Arzneimittel und Medizinprodukte, um nur einige zu nennen.

Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden oder bei der Verwendung kein Mikroplastik freisetzen, sind vom Verkaufsverbot ausgenommen, ihre Hersteller müssen jedoch Anweisungen zur Verwendung und Entsorgung des Produkts geben, um Freisetzungen von Mikroplastik zu vermeiden.

 

Nächste Schritte

Die ersten Maßnahmen, z. B. das Verbot von losem Glitter und Mikroperlen, werden angewendet, sobald die Beschränkung in 20 Tagen in Kraft tritt. In anderen Fällen wird das Verkaufsverbot nach einem längeren Zeitraum in Kraft treten, um den betroffenen Interessenträgern Zeit zur Entwicklung und Umstellung auf Alternativen zu geben.

 

Hintergrund

Die Kommission ist entschlossen, die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik zu bekämpfen, wie im europäischen Grünen Deal und im neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft dargelegt. Im Null-Schadstoff-Aktionsplan hat die Kommission das Ziel festgelegt, die Verschmutzung durch Mikroplastik bis zum Jahr 2030 um 30 % zu verringern.

Im Rahmen dieser Bemühungen arbeitet die Kommission daran, die Verschmutzung durch Mikroplastik aus verschiedenen Quellen zu verringern: Kunststoffabfälle und unzulässige Abfalllagerungen, zufällige und unbeabsichtigte Freisetzungen (z. B. Verlust von Kunststoffgranulat, Reifenabrieb oder Freisetzung aus Bekleidung) sowie bewusste Verwendungen in Produkten.

Um die Verschmutzung durch Mikroplastik zu bekämpfen und gleichzeitig der Gefahr einer Fragmentierung des Binnenmarkts vorzubeugen, forderte die Kommission die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) auf, das Risiko von Mikroplastik, das Produkten bewusst zugesetzt wird, zu bewerten und zu prüfen, ob weitere Regulierungsmaßnahmen auf EU-Ebene erforderlich sind. Die ECHA kam zu dem Schluss, dass Mikroplastik, das bestimmten Produkten bewusst zugesetzt wird, unkontrolliert in die Umwelt gelangt, und empfahl, Beschränkungen für diese Produkte zu erlassen.

Auf der Grundlage der von der ECHA vorgelegten wissenschaftlichen Erkenntnisse hat die Kommission einen Beschränkungsvorschlag im Rahmen der REACH-Verordnung ausgearbeitet, dem die EU-Mitgliedstaaten zugestimmt haben und der vor der Annahme erfolgreich der Prüfung durch das Europäische Parlament und den Rat unterzogen wurde.

 

pro.earth-Fazit

Bleibt nur zu klären, wie das auf den ersten Blick unscheinbare Wörtchen „bewusst“ auszulegen ist.

Herbstarbeiten im Garten und was wir unbedingt nicht machen

Herbstarbeiten im Garten und was wir unbedingt nicht machen

Wenn das Licht weicher, die Tage kürzer und die Morgen feuchter werden, zieht der Herbst ins Land. Zuerst noch mild und lieblich, aber dann geht es oft sehr schnell. Für die Tiere in unseren Gärten beginnt die Suche nach Winterquartieren und die vorrätige Nahrungsaufnahme vor dem Winter. Unsere Gärten bieten momentan eine reich gedeckte Tafel von Hagebutten über Weinreben, Obst, Nüsse, Wildbeeren wie Holunder, bei uns auch Kiwi. Blühpflanzen wie Schlingknöterich, der nun in seiner zweiten Blüte steht und Efeu versorgen die Wildbienen und viele andere Insekten.

 

Herbstzeit ist Pflanzzeit

 

Nun ist der beste Zeitpunkt, um neue Pflanzen zu setzen oder bestehende zu versetzen. Dies bezieht sich auf Rosen, Sträucher, Bäume und auch Stauden. Sie alle haben dadurch einen Startvorteil ins neue Jahr. Bis 14. Oktober können noch Wildgehölze über den heckentag bestellt werden!

 

Worauf wir beim Pflanzen achten:

Kommen Pflanzen in einem Topf, muss man ein groß genuges Pflanzloch vorbereiten

 

Dann löst man die Wurzeln vorsichtig vom Ballen, damit sie nicht weiter kreisrund wachsen sondern sich in alle Richtungen ausbreiten

          Achtung: Ist der Wurzelballen trocken, dann stellen wir ihn für ein paar Minuten in einen Kübel mit Wasser, damit er sich mit Wasser vollsaugen kann!

 

Wir geben beim Pflanzen keinen Dünger dazu, damit die Pflanze sich akklimatisiert

 

Die Pflanze wird von allen Seiten ordentlich mit Erde versorgt –  es dürfen keine Wurzeln aus der Erde ragen

 

Dann wird die neue Pflanze festgedrückt – mal mit der Hand, mal mit dem Fuß – je nach Größe

Test:
Zieht man liebevoll an der Pflanze, darf sie nicht sofort nachgeben und aus dem Loch herauskommen,
dann ist sie fest genug in der Erde

Danach wird sie eingegossen

 

Was wir #Beetschwestern jetzt nicht im Garten machen

Einige Arbeiten beenden wir Gartenliebhaberinnen mit den kürzer werdenden Tagen.

Wir mähen nur mehr sehr selten den Rasen

Wir düngen nicht mehr, damit die Pflanzen in die Winterruhe starten können

Wir lassen das Laub liegen – außer auf Rasenflächen und Wegen. Am Rasen können wir es mit dem Rasenmäher einsammeln oder auch mit dem Rechen. Das eingesammelte Laub darf auf unsere Beete und bietet vielen Kleinlebenwesen und auch den Pflanzen Schutz im Winter. Laub wird nächstes Jahr sehr schnell zu Kompost umgesetzt.

Wir schneiden unsere Pflanzen nicht mehr. Wir lassen alle abgeblühten Stauden bis in den Frühling stehen, weil sie als Überwinterungsdomizil für viele Insekten wie zum Beispiel Wildbienen dienen.

 

Dahlienknollen müssen vor dem Frost ausgegraben und im Keller gelagert werden

 

Wir #Beetschwestern wünschen euch wunderbare Stunden im Freien!

pro.earth-Buchtipp: „Hoch die Hände, Klimawende!“

pro.earth-Buchtipp: „Hoch die Hände, Klimawende!“

In „Hoch die Hände, Klimawende!“ erklärt Gabriel Baunach, warum das weit verbreitete Konzept des CO2-Fußabdrucks zwar wichtig ist, seiner Ansicht nach aber nicht die Rettung des Klimas sein kann. Er plädiert vielmehr für das Konzept des Handabdrucks. Dieser Ansatz stellt das Mitwirken des Einzelnen in den Fokus: Mit Vergrößerung des eigenen Handabdrucks werden mehr Menschen erreicht und zum Mitwirken animiert.

 

Wie genau das gelingt, erklärt Gabriel Baunach verständlich und nachvollziehbar in seinem Buch und vermittelt dabei sein Wissen rund um den Klimaschutz. Ob im privaten Alltag, im Beruf, beim gesellschaftlichen Engagement oder mit der politischen Stimme – es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die eigenen Ressourcen, Talente, Rechte und Kontakte zum Klimaschutz im großen Stil einzusetzen und letztlich zum Multiplikator für klimafreundliches Verhalten zu werden.

Eine Idee ist, zum Beispiel bei Dienstreisen, anstatt des Flugzeugs, lieber die Bahn zu nehmen oder geeignete Meetings direkt per Videochat zu halten.

Eine weitere Idee kann die „Klimastunde“ sein: Eine Stunde pro Woche in die eigene Klimabildung investieren, sich durch seriöse Quellen weiterbilden und so nicht nur mehr, sondern auch besser über das Klima sprechen. Hierfür gibt Baunach Tipps, wie ein entspanntes Gespräch ohne Konfliktpotenzial gelingt – auch mit Freund*innen oder der Familie.

So klappt die Vergrößerung des persönlichen, beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Handabdrucks ohne das Gefühl von Scham oder Schuld sowie ohne einen Bedeutungsrahmen wie Reduktion oder Verzicht.

 

Zum Autor

Gabriel Baunach studierte Maschinenbau mit der Spezialisierung Energietechnik und engagiert sich sowohl beruflich als auch privat für den Klimaschutz.

2019 nahm Baunach im Rahmen eines Praktikums mit dem UN-Klimasekretariat an der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid teil. Seitdem hat er es sich zur Aufgabe gemacht, über die Herausforderungen aber auch Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich der Klimakrise aufzuklären.

Als Podcaster und Speaker betreibt Baunach seit 2020 außerdem mit „Climaware“ eine multimediale Plattform für Klima-Fakten und individuelle Handlungstipps. In seinem Podcast waren viele prominente Gäste, wie beispielsweise Dr. Eckhart von Hirschhausen, Luisa Neubauer oder Frank Schätzing, zu Gast.

Erste Klage gegen „Big Oil“ wegen Täuschung

Erste Klage gegen „Big Oil“ wegen Täuschung

Der US- Bundesstaat Kalifornien verklagt fünf Ölkonzerne, die jahrzehntelang die Auswirkungen fossiler Energieverwendung verharmlost und auch vertuscht hätten und will die Unternehmen an den Klimakosten beteiligen. Der Bundesstaat könnte Recht bekommen, wie ein Präzendenzfall zeigt und könnte damit Rechtsgeschichte schreiben.

 

Der Vorwurf der kalifornischen Regierung ist gravierend: Die fünf großen Ölkonzerne BP, Exxon, Shell, Chevron und Conoco Phillips sollen die Risiken fossiler Brennstoffe über Jahrzehnte gekannt und bewusst heruntergespielt haben. Dadurch seien milliardenhohe Schäden entstanden und die Öffentlichkeit getäuscht worden, heißt es in der Klage, die Kalifornien bei einem Gericht in San Francisco eingereicht hat. Die fünf Konzerne zählen laut Statista allesamt zu den 20 größten CO2-emittierenden Unternehmen weltweit.

 

Klimawandel-Hotspot

Kalifornien ist stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und litt in den letzten drei Jahren unter einer extremen Trockenheit. Diese führte zu einem starken Abfall der Grundwasserspiegel und andererseits auch zu Waldbränden. Darauf folgten dieses Jahr Monate mit Überschwemmungen, und der Tropensturm  „Hilary“ brachte Rekordregenfälle.

 

„Mehr als 50 Jahre lang haben uns die Öl-Giganten belogen und die Tatsache verschleiert, dass sie schon seit langem wissen, wie gefährlich die von ihnen produzierten fossilen Energieträger für unseren Planeten sind“, meinte Kaliforniens Gouverneur, der Demokrat Gavin Newsom. Sein Bundesstaat möchte „die großen Umweltverschmutzer nun zur Verantwortung ziehen“.

 

Aktive Falschinformation

Die Manager der Öl- und Gasunternehmen hätten „seit Jahrzehnten gewusst, dass eine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu diesen katastrophalen Ergebnissen führen würde“, heißt es in der bei Gericht in San Francisco eingereichten Klage. Dennoch hätten sie diese Informationen der Allgemeinheit und Politikern vorenthalten und jahrzehntelang „aktiv Falschinformationen zu dem Thema“ verbreitet.

 

Durch diese „Täuschung“ habe die Gesellschaft erst mit Verspätung auf die Erderwärmung reagiert, heißt es in der 135-seitigen Klageschrift weiter. Damit habe das „Fehlverhalten“ der Öl-Manager zu „enormen Kosten für die Menschen, Eigentum und natürliche Ressourcen“ geführt. „Die Lügen und Vertuschungen von Big Oil haben zu anhaltenden Klimakatastrophen geführt, die den Kaliforniern Kosten in Milliardenhöhe auferlegt haben“, so die Begründung, die der Gouverneur des Bundesstaates und der Generalstaatsanwalt Rob Bonta dazu abgaben.

„Wir sollten die Rechnung nicht allein bezahlen müssen, während die Ölgesellschaften profitieren.“

 

Das ist eine Riesensache

Dazu meinte Richard Wiles, Präsident des Center for Climate Integrity in Washington, dem Radio Netzwerk NPR gegenüber, dass Kalifornien eine Vorreiterrolle einnehme und auch großen Einfluss auf andere Bundesstaaten habe: „Das ist eine Riesensache. Kalifornien ist die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Und sie sind ein wichtiger Ölförderstaat. Sie sind der erste Öl produzierende Staat, der Klage gegen die Unternehmen einreicht. Viele Bundesstaaten orientieren sich bei den Luftreinhaltevorschriften an Kalifornien. Der Fall Kaliforniens könnte tatsächlich dazu führen, dass mehr Generalstaatsanwälte Klage erheben.“

Die Klage sei „die bedeutendste, entschiedenste und wirkungsvollste Maßnahme gegen die Öl- und Gasindustrie in der Geschichte der USA“, sagte er der New York Times.

Die Ölkonzerne weisen diese Vorwürfe zurück. Der Industrieverband American Petroleum Institute schrieb: „Diese koordinierte Kampagne für politisch motivierte Klagen gegen eine amerikanische Industrie und ihre Arbeiter ist nichts weiter als eine Ablenkung von wichtigen Gesprächen auf nationaler Ebene. Und eine enorme Verschwendung kalifornischer Steuergelder. Über die Klimapolitik muss der Kongress debattieren und entscheiden, nicht das Gerichtssystem.“

 

Immer mehr Klimaklagen weltweit

In den vergangenen Jahren häufen sich die juristischen Verfahren wegen mangelnder Klimaschutzmaßnahmen. Die meisten fanden und finden in den USA statt, etliche aber auch in Deutschland, wie eine Untersuchung des UN-Umweltprogramms Unep im Juli zeigte. Demnach wurden 2022 fast 2.200 Klimaklagen verhandelt, 2017 waren es erst rund 900. Viele richten sich gegen die Öl- und Gasindustrie. Aktuell klagen einige Inselstaaten vor dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg, damit die Industrieländer die Klimamaßnahmen schneller umsetzen.

Während viele Klagen bisher von den Gerichten entweder nicht angenommen oder zurückgewiesen wurden, gab es jedoch auch einzelne spektakuläre Urteile, etwa in Deutschland und den Niederlanden, wie 2021 die Verpflichtung der Regierung unter Angela Merkel, ihr Klimaschutzgesetz zu verschärfen oder das niederländische Urteil, das den Shell-Konzern dazu verpflichtete, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 schneller als geplant zu senken.

Spannend auch die aktuelle Klage eines peruanischen Bergbauern gegen den Energiekonzern RWE, die momentan am Oberlandesgerichtshof Lamm verhandelt wird. Der Vorwurf des Bauern an den Konzern lautet: RWE sei wegen seiner enormen CO2-Emissionen mitschuldig an der Gletscherschmelze in den Anden, die seinen Wohnort bedrohe. Wie sie wohl ausgehen wird?

 

Klimaschutz – Artenschutz – Menschenschutz? Weltmuseum Wien lädt zu Thementagen

Klimaschutz – Artenschutz – Menschenschutz? Weltmuseum Wien lädt zu Thementagen

Von 26. September bis 10. Oktober bietet das Weltmuseum Wien ein vielfältiges Programm zu Themen der Biodiversität, dem Klimaschutz und der Nachhaltigkeit.

 

Die anhaltende Klimakrise und ihre Auswirkungen lässt Fragen und Ängste über die Zukunft unseres Planeten in den Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses rücken. Das Weltmuseum Wien will mit seinem partizipativen Raum zam Besucher*innen bei freiem Eintritt die Möglichkeit geben, die aktuellen und relevanten Themen unserer Zeit gemeinsam aufzugreifen, zu bearbeiten und zu gestalten.

Hier wird zur aktiven Partizipation im Museum und zu vielfältigen Workshop-Programmen eingeladen. zam bietet Möglichkeiten zur Vertiefung von Themen und kleinformatige Veranstaltungen.

 

Ein reichhaltiges Programm

Workshops, interaktive Führungen und künstlerische Interventionen wurden für die Thementage zusammengestellt.

Im Workshop Viel-Falt etwa können Besucher*innen Teil eines Kunstprojekts von Tom Poe von den Artists for Future werden. Gemeinsam mit dem Verein Origami für Alle werden vom Aussterben bedrohte Tierarten gefaltet und ab 7. Oktober Teil einer Kunstinstallation im Rahmen der Ausstellung Ausgestorben!?.

Während der ORF-Langen Nacht der Museen am 7. Oktober erwartet die Besucher*innen die Klimazeitmaschine von Tom Poe, die ursprünglich für das Launch-Event der Es brennt!-Kampagne der Artists for Future entwickelt wurde. Nun ist sie als transportable Version im Weltmuseum Wien zu sehen, ebenso wie die Wachrüttelmaschine von Lilly Panholzer und Carmen Fetz.

Bei dieser künstlerischen Installation stehen Personen auf einer Rüttelplatte und hören über Kopfhörer einen Text zur Klimakrise – um „wachgerüttelt“ zu werden. Künstlerin Käthe Löffelmann lässt an diesem Abend in einem vierstündigen Live-Painting auf einer grauen Leinwand eine positive Zukunftsvision entstehen.

 

„Warum engagieren Sie sich für Klimaschutz?“

Diese Frage hat das Weltmuseum Wien Menschen gestellt, die sich zivilgesellschaftlich für eine lebenswerte Zukunft und den Klimaschutz engagieren. Ihre Antworten darauf kann man in Form von an den Wänden angebrachten Zitaten demnächst in der Ausstellung Ausgestorben!? nachlesen. Die Sonderausstellung hinterfragt seit Februar dieses Jahres gängige Narrative des Aussterbens und erzählt sie aus anderen Perspektiven.

Neu bespielte Vitrinen der Schau widmen sich ab 26. September Themen wie der (Über-)Lebensnotwendigkeit von Wasser und der illegalen Abholzung und dem Handel mit Ebenholz.

Mehr Informationen zu den einzelnen Programmpunkten finden Sie im Kalender des Weltmuseums Wien.