Es ist zum Weinen: EU verlängert Glyphosat um zehn Jahre

Es ist zum Weinen: EU verlängert Glyphosat um zehn Jahre

Heute in der Früh war noch alles offen. Die EU-Mitgliedsstaaten trafen sich heute Vormittag zur nächsten Verhandlungsrunde über die erneute Zulassung des weltweit meist verkauften Totalherbizids für weitere zehn Jahre. Da im EU-Berufungsausschuss heute keine qualifizierte Mehrheit dafür zustande kam, hat die EU-Kommission unserer Ansicht nach sehr schnell, nämlich noch am selben Vormittag die Entscheidung für die zehnjährige Verlängerung, allerdings mit neuen Einschränkungen, getroffen. Dabei hätte die Kommission bis 14. Dezember Zeit gehabt, da die Frist erst mit 15.12. ausläuft.

 

Die neuen Auflagen sind u.a. ein Verbot der Verwendung als Trockenmittel vor der Ernte und die Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz von umliegenden Pflanzen.

Die deutsche Ampel-Koalition war sich nicht einig und enthielt sich der Abstimmung. Bundesagrarminister Cem Özdemir zur Entscheidung der EU-Kommissin: „Ich bedauere das sehr.“ Wenn man für eine Wiederzulassung sei, hätte man dies auch sehr restriktiv für einen kürzeren Zeitraum machen können, so das Handelsblatt. Die Kommission hätte also einen neuen Vorschlag einbringen können. Hat sie aber nicht. Trotz all der Kritik der Zivilgesellschaft und seitens Umweltorganisationen. So war in den letzten Wochen laut FAZ eine kürzere Verlängerung um sieben Jahre mit weiteren Einschränkungen für die Nutzung ins Spiel gebracht worden.

Österreich stimmte gemeinsam mit Kroatien und Luxembourg  – wie bereits bei der Abstimmung im Oktober und zwar aufgrund eines Parlamentsbeschlusses – gegen die Verlängerung der Zulassung.

Es bleibt spannend: Wird Glyphosatzulassung verlängert?

 

Begründung der EU-Kommissionsentscheidung

Laut FAZ stützt sich die EU-Kommission bei ihrer Entscheidung auf die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Anfang Juli mitgeteilt hatte, dass der Einsatz von Glyphosat keine inakzeptablen Gefahren berge. Anders liest sich dies in der Frankfurter Rundschau:“ Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa hatte nach Auswertung tausender Studien keine abschließende Meinung zu den Umweltwirkungen von Glyphosat. Wegen fehlender Daten könne etwa der Verlust von Artenvielfalt nicht abschließend bewertet werden, erklärte die Behörde. Dass Glyphosat Schäden verursachen kann, steht hingegen fest: Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Anwendungsweisen von Glyphosat sei „ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere“ festgestellt worden.“

 

EU-Bürger*innen mehrheitlich gegen Glyphosat

„Der EU-Kommission fehlt somit das eindeutige politische Mandat, das Ackergift weiterhin zuzulassen. Wir erwarten, dass die Kommission dem Rechnung trägt, indem sie die Genehmigung von Glyphosat nun auslaufen lässt. Damit wird sie auch dem Willen von über einer Million EU-Bürgerinnen und -Bürgern gerecht, die die Europäische Bürgerinitiative ‚Stop Glyphosate‘ unterschrieben haben“, sagte Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut in München laut Frankfurter Rundschau. Tja, daraus wird nun leider nichts.

 

Laut Standard seien zwei Drittel der EU-Bürger*innen gegen Glyphosat. Wir auch. Wir berichteten im Oktober bereits über Glyphosat und seine möglichen Auswirkungen. Wobei es  – wie immer –  Studien gibt, die keine gesundheitliche Gefährdung sehen und solche, die es als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen.

 

Und was ist mit den Auswirkungen auf unsere Ökosysteme? Das Bienensterben? Spielt das keine Rolle mehr? Ich kann nicht verstehen, warum wir angesichts des massiven Artensterbens und der Klimakrise so agieren. Falsch. Ich verstehe es. Es sind die wirtschaftlichen Interessen einer kleinen Gruppe, die über dem Wohl der Allgemeinheit und der Natur stehen. Einerseits wollen wir mit dem EU-Nature Restoration Law geschädigte Ökosysteme wiederherstellen, andererseits zerstören wir unsere Lebensgrundlage, indem wir sie vergiften.

 

Heftige Kritik übte laut FAZ die Europaabgeordnete der Grünen, Jutta Paulus: „Die Wiederzulassung von Glyphosat steht sinnbildlich für alles, was in der europäischen Naturschutz- und Agrarpolitik falsch läuft. Glyphosat wieder zuzulassen und gleichzeitig ein Renaturierungsgesetz zu verabschieden, ist an Absurdität kaum zu überbieten.“ Ganz unsere Rede.

 

Mitgliedstaaten können nationale Verwendung weiter beschränken

„Die nationale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, die Glyphosat enthalten, ist Sache der Mitgliedstaaten. Sie können deren Verwendung auf nationaler und regionaler Ebene auch weiterhin beschränken, wenn sie dies aufgrund der Ergebnisse von Risikobewertungen für erforderlich halten, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der biologischen Vielfalt.“, schreibt die EU. Wir können also zumindest in Österreich Glyphosat trotz der Zulassung verbieten. Was teilweise ja bereits passiert ist. Es fehlt allerdings noch die Landwirtschaft (und damit 90% des gesamten österreichischen Glyphosatverbrauchs), die vom Verbot bis dato ausgenommen ist.

 

Keine nationalen Alleingänge

Die FAZ zu dem Thema: „Das EU-Recht erlaubt in dieser Frage allerdings keine nationalen Alleingänge. Schon im Frühjahr war in Luxemburg das nationale Verbot für Glyphosat gerichtlich aufgehoben worden. Der Grund: Solange der Wirkstoff EU-weit zugelassen ist, sei ein nationaler Sonderweg unbegründet. Zwar ist in Deutschland das Verbot von Glyphosat von 2024 an schon gesetzlich festgeschrieben. Voraussetzung dafür ist aber ein Verbot in der EU. Die Bundesregierung kann die Anwendung jedoch unter bestimmten Bedingungen in begründeten Fällen einschränken.“ Die neuerliche Zulassung erschwert also ein nationales Verbot massiv und muss sehr gut begründet werden. Ein Totalverbot ist mit EU-Recht nicht vereinbar.

 

WWF-Insektenschutzexperte Florian Lauer meinte hiezu: „Entscheidend ist nun, wie die angekündigten Einschränkungen ausfallen und welchen Spielraum sie den Mitgliedsländern lassen.“

 

Wir müssen also zehn weitere Jahre mit Glyphosat leben. Wer weiß, welche Alternativen das Verbot gebracht hätte. Manche glauben, dass diese neuen Alternativ-Herbizide noch schädlicher sein könnten. Wer weiß. Es hätte auch eine wirklch große Chance auf tiefgreifende positive Veränderungen in unserer Landwirtschaft sein können. Sein können.

 

Eine vertane Chance. Es ist zum Weinen. Wer wird die Rechnung dafür zahlen müssen? Unsere Kinder und Kindeskinder.

 

Weiterführende Links:

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zu Glyphosat

EFSA zu ECHA-Glyphosatstudie

FAZ zu Glyphosatzulassung 16.11.2023

 

Naturnahes Gärtnern ohne Gift

Naturnahes Gärtnern ohne Gift

Wir haben oft in unseren Beiträgen über naturnahes Gärtnern geschrieben. Nachdem momentan außer Laubrechen im Garten wenig zu tun ist, nutzen wir diese Zeit, um über das Gärtnern ohne Chemie zu schreiben. Wir #Beetschwestern sind passionierte Naturgärtnerinnen und verwenden weder fürs Düngen noch gegen Schädlinge Chemie im Garten. Wir haben Kinder und Haustiere und wollen nicht den Boden, die Luft und das Grundwasser mit zusätzlicher Chemie belasten.

 

Diese Grundsatzentscheidung haben wir getroffen. Dementsprechend sehen auch unsere Gärten aus. Sie sind bunt, nicht akkurat, in der Wiese wächst alles mögliche neben Gras. Kein englischer Rasen. Unsere Früchte und das Gemüse haben Schadstellen, manche Pflanzen gehen aufgrund von zu großem Schädlingsbefall (vorallem Pilzen) ein. Wir haben wilde Ecken, Totholz, lassen Pflanzen wachsen, wo sie nicht geplant waren und so weiter und so fort.

 

Was bedeutet gärtnern ohne Chemie?

Grundsätzlich bedeutet es, mit der Natur zu arbeiten und nicht dagegen. Es bedeutet, dass wir beobachten und uns mit den natürlichen Gegebenheiten des von uns genutzten Fleckerl Erde auseinandersetzen. Wieviele Sonnenstunden, wieviel Regenwasser, wie ist die Bodenbeschaffenheit, wieviel Wind, wo ist die Wetterseite, welche Pflanzen befinden sich bereits im Garten, welche Tierarten?

Dann überlegen wir uns, weiviel Zeit wir investieren können und wollen und richten unsere Gartenpläne danach aus. Wer auf Chemie verzichtet, muss hin und wieder mit Muskelkraft und andererseits auch gewissen Techniken wie dem Mulchen arbeiten.

 

Unkraut/Beikraut

Die meisten Beikräuter sind Lichtkeimer und können durch Mulchschichten etwas im Zaum gehalten werden. In unserem Garten wächst Günsel in Unmassen und kann nur durch kontinuierliches Jäten im Zaum gehalten werden und an anderen Stellen lassen wir ihn einfach gedeihen. Manche Beikräuter können auch genutzt werden, wie zum Beispiel Giersch, dessen Blätter u.a. für Kräuterbutter verwendet werden können. Oder man macht einen Auszug aus Löwenzahn, Brennessel oder Ackerschtelhalm zum Düngen. Nutzen ist besser als ausrupfen. Wozu wir auf jeden Fall immer nein sagen, sind Produkte, die Glyphosat enthalten.

 

Der Gärtnerinnen wichtigste Arbeit: Das Mulchen

 

Düngen

Es gibt viele organische Alternativen zu chemischen Düngekeulen. Erstens der eigene Kompost. Es gibt aber auch im gut sortierten Handel eine ganze Palette organischer Dünger, von Hornspäne angefangen bis zu Effektiven Mikroorganismen.

 

Erde

Will man seinen Boden verbessern, helfen Pflanzen wie Phacelia, Ringelblume, Borretsch und Studentenblume. Worauf wir im naturnahen Garten jedenfalls verzichten ist Torf. Wir verwenden ausschließlich TORFFREIE Erde, weil der Abbau von Torf bedeutet die Zerstörung von Mooren und die Freisetzung von Kohlenstoff in die Atmosphäre.

 

Schädlinge

Gegen viele Schädlinge gibt es Nützlinge. Daher ist es wichtig, eine große Vielfalt heimischer Pflanzen für die heimische Insekten- und Vogelwelt anzubieten. Wusstest du, dass ein Perlhuhn über 1000 Zecken am Tag frisst? Nur um ein Beispiel zu nennen. Es gibt Anbieter wie Plantura, wo man Nützlinge kaufen kann.

Für uns problematischer ist Pilzbefall, vorallem bei großen Pflanzen wie Kirsch-, Birn- oder Apfelbäumen. Die Vorbeugung gegen Pilzbefall ist wichtig, weil ihn wieder loszuwerden ist eine schwierige und langwierige Aufgabe.

Zum einen hilft der richtige Standort und ein guter Schnitt, die Wahrscheinlichkeit eines Pilzbefalls – zum Beispiel Mehltau bei Rosen – zu reduzieren. Zum anderen gibt es auch gegen Pilzbefall organische Mittel.

Der NABU (deutscher Naturschutzbund) bietet zu diesem Thema viel Information an.

 

Mischkultur statt Monokultur

Pflanzen leben in Gemeinschaften. Diese kann befruchtend sein, wenn man die richtigen Partner um sich herum schart. Dies betrifft nicht nur Gemüsesorten, sondern auch Blumen wie Kapuzinerkresse. Dazu gibt es jede Menge Literatur. Auch in der Permakultur spielt die Pflanzgemeinschaft eine große Rolle.

Der Weg zum Selbstversorgergarten

 

Regenwasser

Wir nutzen unser Regenwasser und lassen es nicht einfach im Kanal verschwinden. Regenwasser ist für alle Pflanzen wesentlich besser verträglich als Leitungswasser und kostet keinen Cent.

 

Wo stehen wir bei heftig umstrittenen EU-Renaturierungsgesetz?

Wo stehen wir bei heftig umstrittenen EU-Renaturierungsgesetz?

Das EU-weite Nature Restoration Law nahm letzten Donnerstag die nächste Hürde. Nach intensiven Verhandlungen einigten sich Parlament, Kommission und der Europäische Rat auf ein heftig umstrittenes Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Die finale Abstimmung wird voraussichtlich im Februar stattfinden. Laut Angaben der EU sind 80 Prozent der europäischen Ökosysteme in einem schlechten Zustand, zehn Prozent der Bienen- und Schmetterlingsarten vom Aussterben bedroht und 70 Prozent der Böden in einem ungesunden Zustand. Das soll sich ändern.

 

Das EU-Renaturierungsgesetz beinhaltet neue, rechtsverbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Land- und Meeresökosystemen, wie zum Beispiel von Wäldern, Schutzgebieten in schlechtem Zustand, Ökosystemen in der Stadt und in der Agrarlandschaft, sowie zur Renaturierung von Flüssen und zum Schutz von Bestäubern. Es ist der zentrale Baustein zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie und Herzstück des EU Green Deal. Bis 2030 sollen auf jeweils mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur umgesetzt werden, heißt es in einer Erklärung des Europäischen Rates.  Bis 2040 sollen es bereits 60 und bis 2050 sogar 90 Prozent sein.

 

Das 30×30 Ziel erreichen

„Das Renaturierungsgesetz öffnet die Tür, dass Europa das auf der UN-Biodiversitätskonferenz (Convention on Biological Diversity/CBD) vereinbarte 30×30-Ziel zum Erhalt der natürlichen Artenvielfalt erreichen kann. Auf der UN-Konferenz vereinbarten die Vertragsstaaten im Dezember 2022 in Montreal, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen“ , schreibt dazu die Stiftung Meeresschutz.

Der Gesetzesentwurf enthält beispielsweise Maßnahmen zum Schutz von Schmetterlingen und Bienen, die Pflanzung von Hecken und Bäume auf landwirtschaftlichen Flächen sowie Bodenschutz- und verbesserungsmaßnahmen.

 

Kompromiss stark verwässert

Besonders seitens des Landwirtschaftssektor gab es heftige Kritik an dem Gesetzesentwurf. Die Christdemokraten versuchten das Gesetz im Sommer vergeblich ganz abzusägen und erreichten in den Verhandlungen die Schwächung vieler Vorgaben. So müssen Landwirte u.a. nicht mehr verpflichtend einen gewissen Prozentsatz ihres Landes für umweltfreundliche Maßnahmen zur Verfügung stellen. Dies ist besonders schade, weil es auch entwässerte Moore betrifft, die zu den Treibhausgasemissionen beitragen, statt diese zu binden.

 

Warum wir es dringend brauchen

Die Klimakrise und das Artensterben lassen sich nur grenzüberschreitend lösen, weswegen ein EU-weites Gesetz wichtig und richtig ist. Die Wiederherstellung von Mooren, gesunden Wäldern, Augebieten und Magerwiesen fördert beides: die Wiederansiedlung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten und die verbesserte Kohlenstoffspeicherung. Intakte Ökosysteme helfen uns, Naturkatastrophen besser abzufedern und vermindern auch das Risiko, dass es überhaupt zu solchen kommt.

 

Kritik seitens Umweltorganisationen

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich begrüßt die aktuelle politische Einigung auf das geplante EU-Renaturierungsgesetz, kritisiert aber mehrere Schlupflöcher bei der künftigen Umsetzung: “Gut, dass es eine Einigung gibt, aber der aktuelle Kompromiss ist stark verwässert worden. Das wird das Erreichen der extrem wichtigen Ziele erschweren”, sagt WWF-Biodiversitätssprecher Joschka Brangs zum Ergebnis der Trilog-Verhandlungen zwischen Kommission, Rat und Parlament.

Der finale Entwurf enthält zwar wieder Maßnahmen in der Landwirtschaft und für die Wiedervernässung von Mooren, ist aber insgesamt weit von dem entfernt, was aus wissenschaftlicher Sicht zum Schutz der Natur, zum Stopp des Artensterbens und zur Abfederung der Klimakrise notwendig wäre.

“Die Zeit drängt, denn wir Menschen sind von einer intakten und vielfältigen Natur abhängig: Sie schützt nicht nur unser Klima und die Anpassung an die Klimakrise, sondern sichert auch unsere langfristige Ernährungssicherheit”, betont Brangs.

 

Die nächsten Schritte

Die 27- EU-Mitgliedsstaaten müssen nun dem erzielten Trilog-Ergebnis zustimmen. Danach soll Ende November eine entscheidende Abstimmung im Umweltausschuss des EU-Parlaments (ENVI Committee) stattfinden, wo konservative Kräfte erneut versuchen könnten, das Gesetz zu Fall zu bringen.

Endgültig verabschiedet werden kann das neue EU-Renaturierungsgesetz vom Europaparlament voraussichtlich im Dezember 2023, eventuell auch erst im Februar 2024, sofern es die ENVI-Abstimmung erfolgreich absolviert.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Wir wissen um die unglaublichen Heilungskräfte unseres Planeten. Wie schnell sich die Natur wieder erholen kann. Wenn wir sie lassen. Wir hoffen daher sehr, dass dieses Gesetz in seiner Abstimmung im Februar angenommen und alsbaldig von den einzelnen Mitgliedsstaaten umgesetzt wird!

 

Die größte Hitzeinsel Wiens – der Naschmarkt-Parkplatz soll eine blühende Oase werden

Die größte Hitzeinsel Wiens – der Naschmarkt-Parkplatz soll eine blühende Oase werden

Copyright: Mostlikely Architecture/DnD Landschaftsplanung

 

Der Flohmarkt bleibt erhalten und der Naschmarkt bekommt einen neuen Marktraum für regionale Produzent*innen.

 

Blütenmeer statt Asphaltwüste

Wiens größte innerstädtische Hitzeinsel steht vor einer umfassenden Verwandlung! Aus dem 12.000 m2 großen Parkplatz zwischen den Wienzeilen wird künftig ein attraktiver, nutzungsoffener Aufenthaltsort mit viel Begrünung und Kühlung.

 

Entsiegeln lautet die Devise

Es kommt zu keiner Verbauung der aktuellen Parkplatz-Fläche, sondern zur großflächigen Entsiegelung und der Gestaltung einer großzügigen innerstädtischen Grünoase inklusive Erhalt des allseits beliebten Flohmarkts.

Aufbauend auf Ergebnissen einer Bürgerbeteiligung, zahlreichen Grundlagenstudien, einem europaweiten Ideenwettbewerb und des aus einem anschließenden Planungsverfahren hervorgegangen Masterplans präsentierte die Stadt nun das von einer unabhängigen Jury gekürte Siegerprojekt des internationalen Realisierungswettbewerbs.

Es stammt vom Planungsbüro DD Landschaftsplanung der renommierten Landschaftsplanerin Sabine Dessovic, sie hat gemeinsam mit dem österreichischen Architekturbüro „Mostlikely“ des Architekten Mark Neuner, ein modernes und zukunftsträchtiges Projekt mit dem klingenden Titel „Blühender Naschmarkt“ eingereicht. Im Zuge der Ausarbeitung zogen die Planer*innen externe Expertise zu Rate: Thomas de Martin (Bureau de Martin), konnte sein Wissen zu modernem Marktgeschehen beitragen.

 

Vision vom Markt der Zukunft: Gemeinsames Erleben

Die Projektsieger haben sich in ihren Gestaltungsüberlegungen sehr intensiv mit der Frage befasst, was ein Markt künftig können soll. Ein Markt ist demnach sehr viel mehr als der Verkauf von Gurken & Co., seine Funktion geht weit über den Versorgungsauftrag hinaus.

Architekt Mark Neuner: „Unser Beitrag „Blühender Naschmarkt“ setzt auf Innovation und Wissensvermittlung rund um Lebensmittelqualität. Zentral ist die Stärkung der lokalen Produktion: der Landwirtschaft und der lebendigen Szene der Produzent*innen in Wien. Der soziale Charakter wird durch Austausch und Bildungsangebote verstärkt. Eine Vision ist, dass in Zukunft jedes Schulkind in Wien eine Exkursion zum Naschmarkt macht, um über die Herkunft und Zubereitung der Lebensmittel vom Feld bis zum Teller zu erfahren.“

So findet sich im Sieger-Konzept auch eine offene Marktküche, die sich etwa für Kochkurse anbietet, und eine eigene Marktbar, die Marktbesucher*innen zu gemeinsamen geschmacklichen Erlebnissen einlädt.

Auch im Masterplan wurden dazu klare Vorstellungen formuliert und sehr hohe Auflagen bei der Vergabe permanenter Verkaufsflächen empfohlen. So soll ein klarer Fokus auf Produkten aus eigener Produktion liegen und Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität und kurze Lieferwege im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Auch auf den wichtigen gesellschaftlichen Aspekt eines solchen Marktes als Ort der Begegnung und des Genusses soll laut Masterplan Wert gelegt werden. All diese Vorgaben erfüllt der neue Marktraum.

 

Arbeiten starten 2024

Nun folgt die Detailplanung des umfassenden Projekts. Ab Herbst 2024 sollen die Arbeiten an der umfassenden Verwandlung des bisherigen Hitze-Hotspots starten.

Umweltschutzorganisationen und VERBUND fordern bundesweiten Masterplan für Photovoltaik-Ausbau

Umweltschutzorganisationen und VERBUND fordern bundesweiten Masterplan für Photovoltaik-Ausbau

Photovoltaik wird eine bedeutende Rolle bei der Erreichung der Klima- und Energieziele im Strombereich einnehmen. Bis 2030 sollen auf Basis der österreichischen Klimastrategie zusätzlich etwa 11 TWh aus PV-Anlagen kommen. Die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und ÖKOBÜRO n und VERBUND fordern dafür jetzt einen „bundesweiten Photovoltaik-Masterplan“ als verbindlichen Standard für die Raumordnung und Flächenwidmung von Bundesländern und Gemeinden. Darin sind die Ausbauziele des Bundes in den Bundesländern verbindlich und naturverträglich zu regeln sowie die unterschiedlichen Regelungen zu harmonisieren.

 

„Wir brauchen einen Masterplan für die Energiewende“, so Michael Strugl, CEO VERBUND. „Damit PV-Freiflächen-Anlagen rasch und an den geeignetsten Standorten umgesetzt werden können, braucht es im Vorfeld gute Planung, klare Kriterien und effiziente Genehmigungsverfahren.“

 

Sonnenstrom-Pflicht für Neubauten

Der WWF Österreich fordert im Sinne des gemeinsamen Konsenspapiers eine verpflichtende Sonnenenergie-Nutzung bei allen Neubauten und umfangreichen Sanierungen sowie auf bereits versiegelten Flächen. „Wir müssen die Photovoltaik massiv ausbauen, um die Klimaziele zu schaffen. Die bestmögliche Lösung dafür ist der Ausbau auf Dächern und verbauten Flächen. Die Potenziale dafür sind riesig, weil Österreich bisher nur wenige Prozent des vollen Sonnenstrom-Potenzials ausschöpft“, sagt WWF-Energiesprecher Karl Schellmann. Für die geplante Nutzung von Freiflächen seien Eignungs- und Ausschlusszonen nach bundesweit gültigen Naturschutz-Kriterien zu verankern.

„Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Strom in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Damit das wirklich funktioniert, müssen wir alle naturverträglichen Potenziale für erneuerbare Energieerzeugung ausschöpfen. Dass schon versiegelte Flächen hier gut genutzt werden können, liegt auf der Hand. Doch auch die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen – also Agri-PV – bietet eine Chance, die Energiewende mit unserer Landwirtschaft zu vereinen“, so Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000. Werden PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet, soll daher die Doppelnutzung eine Fördervoraussetzung sein.

 

Naturverträglichkeit sichern

Wichtig ist für Umweltorganisationen und VERBUND auch ein klarer Rahmen und Zonierung für den Naturschutz. Deshalb sollen Freiflächen in Nationalparks und Wildnisgebieten sowie in Naturschutzgebieten (wie in den Landesgesetzen definiert) von einer Verbauung ausgeschlossen werden. Zudem soll es Abwägungszonen geben wie Natura 2000 oder UNESCO-Biosphärenparks, in denen nach erfolgreicher Naturverträglichkeitsprüfung PV-Anlagen auf Teilflächen errichtet werden können. Zugleich soll es Eignungszonen geben, die nach Prüfung gemäß bundesweit einheitlicher Kriterien (z.B. netztechnische-, Umwelt- und Naturschutzkriterien) für Freiflächenanlagen geeignet sind. Dort sind Flächen in dem Ausmaß für PV zu widmen, dass die Ziele des Bundes gemeinsam mit dem Ausbau auf Dachflächen und verbauten Flächen erreicht werden können.

 

Alle Potenziale ausschöpfen

„Um bis 2040 das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, werden wir alle Potenziale für den Ausbau der erneuerbaren Energien ausschöpfen müssen“, so Michael Strugl, CEO VERBUND. „Mit Flächen-PV, Agri-PV, Anlagen auf Industrie- und Gewerbeanlagen sowie bei Privaten bietet Photovoltaik breite Anwendungs- und Teilhabemöglichkeiten.“ VERBUND testet derzeit die landwirtschaftliche Zusatznutzung von PV-Anlagen durch Beweidung: Am Draukraftwerk in Ludmannsdorf/Bilčovs im Kärntner Rosental wird auf einer Fläche von 2,5 Hektar Sonnenstrom geerntet und mit einer Spitzenleistung von 1,3 Megawatt direkt ins österreichweite Übertragungsnetz einspeist, während hier eine Schafherde grast.

Ein zeitlich paralleler, ausgewogener und zugleich naturverträglicher PV-Ausbau ist aus Sicht der Umweltorganisationen und von VERBUND erforderlich, um Diversität im Anlagenmix sowie bei der regionalen Verteilung zu gewährleisten und ein Maximum an Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen.

 

Klarer Rahmen beschleunigt Umsetzung und erhöht Akzeptanz

Entscheidend wird ein gut geplantes und strukturiertes Vorgehen sein. „Die Klärung von Grundsatzfragen auf strategischer Ebene entlastet die Verfahren auf Projektebene, der Prüfaufwand von Behörden und Gemeinden verringert sich und die Planungssicherheit von Projektwerbenden wird erhöht“, sagt Lisa Weinberger vom ÖKOBÜRO.

Durch eine frühzeitige Einbeziehung der Öffentlichkeit kann außerdem Verständnis für den notwendigen Ausbau und damit einhergehende Herausforderungen generiert werden, was die Akzeptanz von PV-Anlagen erhöht. Genehmigungsverfahren gehören durch Vereinheitlichung der Verfahren, einheitliche Richtlinie zum Stand der Technik bei der Umsetzung von PV-Anlagen, transparente Nachvollziehbarkeit der Kriterien und Bewertungen sowie ausreichend personelle Ausstattung der Behörden und Gerichte unter anderem mit Gutachter:innen gestärkt.

Ein Kilogramm Haar kann bis zu acht Kilogramm Öl binden – Friseure der Welt, vereint euch!!

Ein Kilogramm Haar kann bis zu acht Kilogramm Öl binden – Friseure der Welt, vereint euch!!

Es klingt fast zu einfach um wahr zu sein – ist aber so. Eine Initiative  ist nun dabei , die Dinge logistisch in die Hand zu nehmen – mit gutem Grund.

 

Da nur wenige Haare für Perücken geeignet sind, landen jährlich Tonnen an Haarresten im Restmüll.

Es stellt sich die Frage, ob es nicht eine sinnvollere Art der Nutzung dieses organischen Stoffs gibt.

Tatsächlich liegt es über 30 Jahre zurück, dass ein amerikanischer Friseur in seiner Garage mit Haarabfällen einen Versuch gestartet hat – und siehe da, seine Vermutung war richtig. Haare können Öl binden.

Weitergedacht, kann diese Tatsache dabei behilflich sein, Seen, Meere und Flüsse zu reinigen.

Verschmutzungen wie Öl, Benzin und Sonnenmilchreste könnten so aus den Gewässern gefiltert werden.

 

Der französische Verein „Coiffeure Justes“ (faire Friseure) nimmt hier eine Vorreiterrolle ein:

Haarabfall wird in alte Nylonstrümpfe gefüllt, zu Rollen gebunden und wird so als Filter für verschmutzte Gewässer genutzt. Die Haare ziehen das Fett aus dem Wasser. Danach wird der Filter gereinigt und kann bis zu achtmal wiederverwendet werden.

 

Die Haarfilter finden weltweiten Einsatz

Vor Industriegebieten, in Seen und Gewässern und an Küsten müssen leider immer wieder Öle, Treibstoffreste und Sonnenmilch aus dem Wasser gefiltert werden. Als im Sommer 2019  vor Mauritius ein Frachter auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor, kamen sie zum Beispiel zum Einsatz.

 

Wie wird das organisiert?

Das Unternehmen „Hair help the Oceans“ mit Sitz in Bückeburg, sorgt für die natürliche Nachhaltigkeit und Logistik.

Die Initiative ist immer noch dabei, sich auch in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und den Niederlanden zu etablieren und Kooperationspartner zu finden.

 

Was bedeutet das für den Friseursalon?

Für eine monatliche Gebühr von 21 € zzgl. Mwst. (für Logistik, Administration, Werbemittel, usw.) werden die Haarreste einmal im Monat abgeholt.

Damit kann man etwas wirklich Sinnvolles tun und spart auch noch jede Menge Restmüll.

Zur Anmeldung geht’s hier.

Pflanzliche Milchprodukte werden doppelt so hoch besteuert wie Kuhmilch – es ist Zeit, das zu überdenken

Pflanzliche Milchprodukte werden doppelt so hoch besteuert wie Kuhmilch – es ist Zeit, das zu überdenken

Tierschutz Austria fordert eine Reform der Mehrwertsteuer auf alternative Milchprodukte. Das wäre ein großer Schritt, um Tierleid zu vermeiden.

 

Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise steigen und steigen – davon profitiert auch der Finanzminister. Denn mit höheren Preisen steigen auch die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer.

1,8 Milliarden Euro mehr flossen bereits in den ersten sechs Monaten 2023 in die Staatskassa als im Vergleichszeitraum 2022. Seither wird politisch immer wieder über Entlastungen bei der Steuer debattiert. In diesem Zusammenhang könnte man auch Ungerechtigkeiten/Unsinnigkeiten des bestehenden Systems beseitigen.

Derzeit sind pflanzliche Milchalternativen wie Mandel-, Soja- oder Reismilch einer doppelt so hohen Umsatzsteuer ausgesetzt wie Kuhmilch.

Diese Diskrepanz resultiert aus der Einstufung von Kuhmilch als Grundnahrungsmittel (10% USt) im Vergleich zur Kategorisierung von Pflanzenmilch als Getränk (20% USt). Diese unverhältnismäßige Besteuerung benachteiligt nicht nur die Verbraucher*innen sondern erschwert auch die Wahl nachhaltiger Alternativen zu tierischen Produkten und verursacht so einen falschen Lenkungseffekt.

Tierschutz Austria fordert demnach eine Reform der Mehrwertsteuer auf alternative Milchprodukte, um nicht nur die Umweltauswirkungen zu minimieren und eine nachhaltige Ernährung zu fördern, sondern auch aktiv Tierleid zu vermindern.

„Die Herstellung tierischer Produkte verbraucht ein Vielfaches an Ressourcen im Gegensatz zu pflanzlichen Produkten. Anerkannte Studien bestätigen zudem, dass eine stetig wachsende Bevölkerung nicht mit Produkten von Nutztieren ernährt werden kann. Durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19% für Tierprodukte und eine Reduktion auf 7% für pflanzliche Lebensmittel könnte man der Nachfrage nach tierischen Produkten entgegenwirken und Verbraucher:innen ermutigen, alternative und umweltfreundlichere Produkte zu wählen, was letztendlich zu einer Verringerung des ökologischen Fußabdrucks führen würde.““, betont MMag. Dr.in Madeleine Petrovic

Luftfahrt braucht schon 2030 doppelt so viel grünes Kerosin wie derzeit produziert werden kann

Luftfahrt braucht schon 2030 doppelt so viel grünes Kerosin wie derzeit produziert werden kann

Die Luftfahrtindustrie steuert auf eine substanzielle Versorgungslücke mit grünem Kerosin zu und läuft Gefahr aus diesem Grund ihre Klimaziele zu verfehlen. Das geht aus der Studie „From Feedstock to Flight: How to unlock the potential of SAF“ von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, hervor.

 

Bereits 2030 könnte die Branche demnach weltweit etwa 46 Mio. Tonnen sogenanntes Sustainable Aviation Fuel (SAF) benötigen, um regulatorischen Anforderungen sowie eigenen Zielen auf dem Weg zu Net Zero gerecht zu werden.

Beim aktuellen Ausbautempo der dafür notwendigen Infrastruktur und Raffinerien können 2030 nach Berechnungen der International Air Transport Association (IATA) allerdings höchstens 24 Mio. Tonnen SAF produziert werden, was einer Lücke von 22 Mio. Tonnen SAF entspricht – also fast 50% des Bedarfs.

Um diese Lücke zu schließen und ihre Klimaziele noch zu erreichen, müsste die Branche laut der Strategy&-Studie bis 2030 mindestens 100 Mrd. Euro investieren. Bis 2035 steigt der Investitionsbedarf auf 215 Mrd. Euro an, bis 2050 liegt er bei mehr als 1.000 Mrd. Euro.

Die Luftfahrtindustrie steuert auf eine enorme Versorgungslücke bei Sustainable Aviation Fuels (SAFs) zu
Bereits 2030 könnten weltweit etwa 22 Mio. Tonnen SAF fehlen – in etwa so viel wie im gleichen Jahr produziert werden kann
Um ihren SAF-Bedarf zu decken, müsste die Branche bis 2030 etwa 100 Mrd. Euro investieren
Neben der Produktion von SAF aus Bio-Abfällen gewinnt die Herstellung aus Wasserstoff an Relevanz
Zur Erreichung ihrer Klimaziele sind alle Stakeholder gefragt, koordiniert zu handeln und massiv zu investieren

 

SAF für grüne Luftfahrt unverzichtbar

Aktuell trägt die Luftfahrt etwa 2,5% zum globalen CO2-Ausstoß bei. Allerdings will die Branche bis 2050 CO2-neutral operieren.

Um dieses Ziel trotz zunehmenden Flugverkehrs zu erreichen, setzen viele Airlines auf SAFs – eine Sammelbezeichnung für biologische und synthetische Kraftstoffe, mit denen auch herkömmliche Flugzeuge betankt werden können und sich 66-94% der CO2-Emissionen einsparen lassen.

Unterschieden wird dabei zwischen mehreren SAF-Typen, wobei zwei Arten in der Studie näher betrachtet wurden. HEFA-SAF (Hydrotreated Esters and Fatty Acids) wird aus Bio-Abfällen, Ölen und Lipiden gewonnen und lässt sich bereits in größeren Mengen herstellen, während PtL-SAF (Power-to-Liquid) auf Wasserstoff basiert, mehr Emissionen einspart, allerdings technisch bisher auch weniger ausgereift ist und vermutlich deutlich teurer sein wird.

Die Luftfahrt benötigt für ihre Klimaziele von beiden Typen große Mengen. Zudem greifen regulatorische Quoten: So muss etwa Treibstoff an EU-Flughäfen bereits 2030 mindestens 6% SAF enthalten.

Japan schreibt für internationale Flüge bis 2030 einen SAF-Anteil von 10% vor. Außerdem müssten laut Studie zur Erreichung des Net-Zero-Ziels 100-200 SAF-Raffinerien ihren Betrieb bis 2030 aufnehmen.

„Grünes Kerosin ist aktuell die einzige wirtschaftlich sinnvolle Technologie, um klimafreundlicheres Fliegen zu ermöglichen. Allerdings hinkt die Branche beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur und beim Hochfahren der Produktionskapazitäten aus unterschiedlichsten Gründen hinter den eigenen Ansprüchen und regulatorischen Vorschriften her“, sagt Dr. Jan H. Wille, Co-Studienautor sowie Partner bei Strategy& Deutschland und PwC Aerospace and Defence Leader in der EMEA-Region. „Wir beobachten derzeit bei allen Akteuren eine enorme Verunsicherung, etwa was zukünftige Vorschriften, das Reporting und Accounting aber auch die Verfügbarkeit der benötigten Ausgangsstoffe sowie die Skalierbarkeit der Produktionstechnologien und das Thema Investitionssicherheit angeht. Zugleich hat sich eine gewisse Entscheidungsträgheit eingeschlichen, weil alle erst einmal die Schritte der jeweils anderen Akteure sowie die politischen Vorschriften abwarten, bevor sie selbst loslegen.“

 

In fünf Schritten aus der Versorgungslücke

Um diese Hürden zu überwinden, schlägt die Studie einen fünfteiligen Aktionsplan vor, der für beide SAF-Typen gilt. Zunächst sollte die Branche die Skalierbarkeit der Raffinerien unter Beweis stellen, etwa durch erfolgreiche Pilot-Anlagen. Außerdem geht es darum, die Versorgung mit den für die SAF-Herstellung benötigten Grundstoffen sicherzustellen. Bei HEFA-SAF betrifft das vor allem Bio-Abfälle, bei PtL-SAF große Mengen günstiger erneuerbarer Energie sowie CO2. Drittens können auf dieser Basis finanzielle Risiken minimiert werden, etwa durch Subventionen oder Kooperationsmodelle. Internationale Standards, klare regulatorische Vorschriften und eine global anerkannte SAF-Zertifizierung sind weitere wichtige Schritte. Zuletzt muss die Branche die Öffentlichkeit von den Vorteilen der Technologie überzeugen.

„Die Luftfahrt steht derzeit vor einer ähnlich tiefgreifenden Transformation wie die Automobilbranche. In den kommenden Jahrzehnten werden sich auch hier vollkommen neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle mit enormen Wachstumschancen entwickeln. Das fängt beim Sammeln und Aufbereiten der Bio-Abfälle an, geht über die Herstellung der Raffinerie-Ausrüstung bis hin zu SAF-Händlern“, sagt Dirk Niemeier, Co-Studienautor und Director bei Strategy& Deutschland. „Für Anbieter, die jetzt in den Markt einsteigen, bieten sich große Chancen: Angesichts der SAF-Versorgungslücke, der aufkommenden Quoten und des damit wachsenden Bedarfs wird sich der Markt voraussichtlich weiterhin als ein Verkäufermarkt entwickeln, der den Produzenten hohe Margen ermöglichen kann. Damit sich dieses neue SAF-Ökosystem entwickeln kann, braucht es allerdings eine schnelle und konzertierte Kraftanstrengung aller Stakeholder, die angetrieben wird von einer gemeinsamen Vision sowie einer Prise Pragmatismus. Dazu gehört auch, mögliche negative Effekte, wie etwa die missbräuchliche Nutzung von Nahrungsmitteln zur Herstellung von Bio-Abfällen für die SAF-Produktion, offen anzusprechen und möglichst frühzeitig zu unterbinden.“

SONNENTOR veröffentlicht erste länderübergreifende Gemeinwohl-Bilanz

SONNENTOR veröffentlicht erste länderübergreifende Gemeinwohl-Bilanz

Die Gemeinwohl-Ökonomie ermöglicht dem Bio-Pionier SONNENTOR, soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitsfaktoren anhand von konkreten Kriterien messbar zu machen. Anhand dieses ethischen Wirtschaftsmodells wird seit 2011 alle zwei Jahre ein Bericht mit einer dazugehörigen Bilanz veröffentlicht. Erstmals in der Unternehmensgeschichte wurde diese nun gemeinsam mit dem Schwesterbetrieb in Tschechien erstellt.

 

„Damit ist uns ein wichtiger Meilenstein in Sachen Transparenz gelungen“, betont Geschäftsführerin Manuela Raidl-Zeller und ergänzt: „Außerdem konnten wir dank des intensiven Austausches neue Potenziale erkennen und uns so gegenseitig stärken.“

In einer Gemeinwohl-Bilanz geht es um einen ganz offenen Einblick in alle Unternehmensbereiche, die wesentlich sind, um ein gutes Leben für alle sowie eine intakte Umwelt zu sichern.

 

Das Ergebnis der Gemeinwohl-Bilanz: 746 von 1000 Punkten

Doch was sagen diese Punkte konkret aus? „Organisationen, die mehr als 300 Punkte erreichen, gelten bereits als vorbildlich. Die Tätigkeiten und das Wirken von SONNENTOR werden dabei in vier Kategorien über jeweils fünf Berührungsgruppen bewertet. Wir sind daher mit unserem Ergebnis sehr zufrieden und zählen zu den absoluten Spitzenreitern des gelebten Gemeinwohls“, erklärt Florian Krautzer, der als Wertehüter gemeinsam mit seiner Kollegin Baigal Fichtinger die Bilanzierung verantwortet.

 

An den richtigen Stellschrauben drehen

Anhand der für die Bilanz notwendigen strukturierten Bewertung lässt sich für Unternehmen gut erkennen, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt bzw. an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann. „Wir fokussieren uns sowohl auf diese Bereiche als auch auf neue Projekte, die wir aus Überzeugung umsetzen möchten, selbst wenn wir auf diesen Gebieten bereits eine sehr hohe Bewertung erreicht haben. Wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, betont Florian Krautzer und ergänzt: „In den nächsten Jahren konzentrieren wir uns auf mehrere, wesentliche Themenbereiche und setzen dazu konkrete Projekte um. Unser Fokus liegt unter anderem auf: Transparenz in der Lieferkette, Klimaschutz, dem damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie des E-Fuhrparks, der weiteren Förderung ländlicher Entwicklung weltweit, der Weiterentwicklung unserer Verpackungen sowie deren Entsorgung.“

 

Talente fördern und Emissionen reduzieren

Den in der aktuellen Bilanz nun erstmals erfassten Schwesterbetrieb von SONNENTOR in Čejkovice gibt es bereits seit 1992. Das Team vor Ort ist auf die Produktion von Teebeuteln spezialisiert. Auch hier ist die Gemeinwohl-Ökonomie wegweisend für die Entwicklung des Standortes und der Belegschaft. Um die Transparenz weiter auszubauen, vernetzte sich das Team der Wertehüter*innen mit den tschechischen Kolleg*innen und sammelte über Monate hinweg die erforderlichen Daten.

 

Ein gemeinsames Ziel hat man sich auch gesetzt: Ab 2030 sollen beide Produktionsstandorte von SONNENTOR zur Gänze frei von Treibhausgasemissionen sein. „Wir haben dabei eine strukturierte Zugangsweise: Zuerst wurde unser aktueller Status bilanziert und im Anschluss analysiert. Daraus wiederum konnten wir Maßnahmen ableiten, die sowohl Reduktion und, solange notwendig, auch Kompensation umfassen. Nur so können wir unser langfristiges Netto-Null-Ziel erreichen“, erklärt Florian Krautzer.

 

Zu den Reduktionsmaßnahmen zählt der CSR-Experte unter anderem den Ausbau der E-Fahrzeug-Flotte sowie technische Neuerungen zur Optimierung der Produktionsprozesse und hält fest: „Auch wenn wir bereits die Hälfte unseres Strombedarfs mithilfe von PV-Anlagen selbst generieren und auch der Rest, den wir zukaufen, 100 Prozent Öko-Strom ist, wollen wir ebenso aktiv weiter an der Optimierung des Energieeinsatzes und der Energieunabhängigkeit arbeiten.“

Am Firmenstandort in Sprögnitz im Waldviertel ist es gelungen, in den letzten 5 Jahren über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen einzusparen – eine gute Ausgangslage für weitere Entwicklungen.

 

Auflage von 30.000 Stück

55 % Text + 25 % Fotos + 15 % Illustrationen + 5 % Fun-Facts – so lautet die Erfolgsformel, die auch das Titelblatt des aktuellen Berichts ziert.

„Seit Jahren zählt der Gemeinwohl-Bericht zu unseren gefragtesten Drucksorten. Die Auflage lag zuletzt bei sagenhaften 30.000 Stück. Sowohl Kund:innen als auch Partner:innen wissen diesen vertiefenden Einblick zu schätzen“, berichtet Manuela Raidl-Zeller und ergänzt: „Die Umsetzung dieser gedruckten Variante übernimmt stets das SONNENTOR Marketing-Team das gemeinsam mit der zur Abteilung gehörenden Inhouse-Agentur die vielen Zahlen, Daten und Fakten einfach, verständlich, markant und doch in gewohnt verspielter Weise darstellt. Der Bericht ist in allen SONNENTOR Geschäften erhältlich und unter www.sonnentor.com/gemeinwohl abrufbar.

 

 

Mehr über SONNENTOR

SONNENTOR wurde 1988 in Österreich gegründet und gilt seit 35 Jahren als Pionier der Bio-Branche. Vor allem die bunten Produktinnovationen im Tee- und Gewürzsortiment haben das Waldviertler Unternehmen international bekannt gemacht. Mit ökologischen Verpackungen, Produkten ohne Palmöl und direktem Handel mit Bio-Bäuerinnen und -Bauern weltweit, zeigt der Kräuterspezialist: Es geht auch anders! Das Unternehmen mit Sitz in Sprögnitz bei Zwettl hat 360 Mitarbeitende in Österreich und Deutschland sowie 180 in Tschechien. Mehr Infos unter: www.sonnentor.com

 

Unser pro.earth.Fazit:

Als leidenschaftliche Sonnentor-Teetrinkerinnen freuen wir uns über diese positive Gemeinwohlbilanz und werden weiterhin guten Gewissens diesen Tee genießen.

 

Fotos©️SONNENTOR

Das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie

Das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie

Wir verbrauchen mehr Ressourcen, als wir zur Verfügung haben und streben dennoch weiterhin nach Wirtschaftswachstum. Die Gemeinwohl-Ökonomie wurde dazu 2010 vom österreichischen Philologe Christian Felber als Reformbewegung und alternative Wirtschaftsform ins Leben gerufen. Als Gegenbewegung zur Marktwirtschaft soll hierbei der Mensch und die Gemeinschaft wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. 

 

„Die Gemeinwohl-Ökonomie ist der Aufbruch zu einer ethischen Marktwirtschaft, deren Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben für alle.“ (GWÖ Österreich)

 

Worum geht es bei der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)?

Es handelt sich um ein alternatives Wirtschaftsmodell, eine ethische Marktwirtschaft mit freien Märkten und privaten Unternehmen,  bei der die Firmen miteinander kooperieren statt konkurrenzieren sollen. Dieses Modell stellt Nachhaltigkeit und Solidarität in den Vordergrund. Der Zweck wirtschaftlichen Handelns ist in diesem System nicht mehr die Geldvermehrung, sondern die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse.

 

Eine der Stärken der Gemeinwohl-Ökonomie besteht darin, dass sie an Kernelemente der kapitalistischen Marktwirtschaft anknüpft: Unternehmen, Kredite, Handel, Märkte, Eigentum. Sie transformiert jedoch diese Elemente, indem sie diese konsequent in den Dienst der übergeordneten Werte – Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Demokratie – stellt. Es handelt sich also um Transformation und Weiterentwicklung, nicht um „Disruption“ oder „Systemwechsel“.

Christian Felber, Gründer der Gemeinwohl-Ökonomie

 

„Grundlagen der Gemeinwohl-Ökonomie sind die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, demokratische Grund- und Verfassungswerte, Beziehungswerte nach Erkenntnissen der Sozialpsychologie, die Ethik der Achtung vor der Natur und der Schutz der Erde (Earth Charter) sowie anerkannte wissenschaftliche Fakten wie das Konzept der planetaren Grenzen„, so GWÖ Österreich.

Nach Felbers Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ soll das Gemeinwohl-Produkt (Makroebene), die Gemeinwohl-Bilanz (Mesoebene) und die Gemeinwohl-Prüfung (Mikro-Ebene) das BIP, den Finanzgewinn und Finanzrendite als bisherige, rein monetäre Erfolgsmaßstäbe ablösen.

Die Ziele der GWÖ decken sich großteils mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs).

Der Weltzukunftsvertrag der UNO besagt in erster Linie eines – es ist Deine Entscheidung

 

Die fünf Werte des Gemeinwohls

Diese sind Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und demokratische Mitentscheidung und sind die Basis für die Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz, die jedes Unternehmen erstellen soll. In einer sogenannten „Matrix“ werden die unternehmerischen Aktivitäten nachvollziehbar gemacht und alle Dimensionen ethischen Verhaltens berücksichtigt.

Nach einem Punktesystem wird eingestuft, wie die Werte im jeweiligen Unternehmen in der Praxis bereits umgesetzt sind. Neben dem Blick in das Unternehmen werden folgende Interessengruppen berücksichtigt: Lieferant*innen, Eigentümer*innen und Finanzpartner*innen, Mitarbeitende, Kund*innen und das gesellschaftliche Umfeld. Da sie ein umfassendes Instrument ist, deckt sie gängige CSR-Berichtsstandards ab und geht sogar darüber hinaus.

Dieses Wirtschaftsmodell kann nicht nur auf Unternehmen, sondern auch auf Gemeinden, NGOs und auch auf überstaatlicher Ebene angewendet werden. So soll beispielsweise in Deutschland die erste Gemeinwohl-Region entstehen und auch Bildungseinrichtungen richten erste Lehrstühle ein und beginnen Forschungsaktivitäten zum Thema.

 

Anreize zum Umdenken

Um wirtschaftliche Akteure zu einem Umdenken zu bewegen, sollen steuerliche Anreize und günstige Kredite, swoei Zugang zum Weltmarkt und weltweiten Handel diejenigen belohnen, die nachhaltig wirtschaften. Demgegenüber sollen jene, die sozial oder ökologisch schädlich agieren, schlechter gestellt werden.

 

Eine weltweite Bewegung

Ihren Ausgang nahm die Gemeinwohl-Ökonomie 2010 in Wien, ist im D-A-CH-Raum am stärksten vertreten und gewann von hier aus Anhänger*innen in der ganzen Welt. Heute zählt die Reformbewegung weltweit 11.000 Unterstützer*innen, rund 4.500 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen, über 1000 bilanzierte Unternehmen und andere Organisationen in 35 Ländern.

Zu namhaften gemeinwohl-bilanzierenden Unternehmen gehören unter anderem der Ökostrom-Anbieter Polarstern, die Bio-Anbauverband Bioland, der Outdoor-Anbieter Vaude, die Krankenkasse BKK ProVita und der Trinkflaschen-Hersteller Soulbottles, der Bio-Pioner SONNENTOR und Möbelhersteller Grüne Erde.

 

Zukunftsweisend?

„Die rasche Verbreitung der Idee zeigt die Sehnsucht der Bevölkerung nach einem neuen, ethischen Wirtschaftssystem, das uns Menschen und dem Gemeinwohl dient“, sagt Kuno Haas, Geschäftsführer von Grüne Erde. „Das öffnet den Blick für die Zukunft und zeigt, wohin die Reise gehen soll.“

 

Stimmen aus dem wirtschaftlichen Sektor sehen den Ansatz kritisch und manche Experten warnen vor den tiefgreifenden Veränderungen durch die flächendeckende Einführung der Gemeinwohl-Ökonomie. Enorme Kosten durch bürokratischen Aufwand, die Abwanderung von Unternehmen, der Verlust von Wohlstand und vor allem – so Mag. Karin Steigenberger von der Österreichischen Wirtschaftskammer – „erhebliche Einschränkungen der wirtschaftlichen Freiheiten von Individuen bzw. Unternehmen, bis hin zu Enteignungen“ werden als Hauptkritikpunkte genannt.

 

Christian Felber betont im Gegenzug immer wieder, dass die Gemeinwohl-Ökonomie bisher nur ein Konzept sei, das von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam weitergedacht werden soll. Darüber hinaus muss man sehen, dass das vorhandene System zu der Erderwärmung geführt hat, die weitaus tiefgreifendere Veränderungen mit sich bringt und bringen wird.