Zehn Konzerne verbrauchen so viel Grundwasser wie knapp 4 Millionen Österreicher:innen

Zehn Konzerne verbrauchen so viel Grundwasser wie knapp 4 Millionen Österreicher:innen

Wasser wird auch in Österreich zunehmend ein knappes Gut. Die steigende Anzahl an Trockenperioden führt zu einer Abnahme des Grundwassers. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace deckt erstmals auf, welche Industrieunternehmen in Österreich am meisten Grundwasser verbrauchen. Die neue Recherche zeigt, dass zehn Unternehmen in einem Jahr so viel Wasser verbrauchen wie knapp vier Millionen Menschen in Österreich. Der Chemie-Konzern Metadynea Austria in Krems verbraucht am meisten Grundwasser in Österreich, gefolgt vom Stahlunternehmen Voestalpine in Linz und Novartis in Kundl. In Österreich herrscht beim industriellen Grundwasserverbrauch viel Intransparenz. Bis jetzt gab es kaum öffentliche Informationen darüber, wie viel Grundwasser Industriekonzerne tatsächlich entnehmen. Deshalb fordert Greenpeace von der nächsten Bundesregierung ein digitales Transparenzregister und eine Bepreisung für den industriellen Wasserverbrauch.

 

Sebastian Theissing-Matei, Wasserexperte bei Greenpeace Österreich: “Ohne Wasser kein Leben. Weder für uns noch für die Natur und ihre Tiere. Ein Drittel unseres Grundwassers wird von der Industrie verbraucht. Aber es bleibt geheim, welche Unternehmen am meisten von unserem gemeinsamen Wasserschatz nutzen. Gleichzeitig gibt es immer häufiger Dürrejahre und unserer Grundwasser-Reserven schrumpfen. Deshalb muss die nächste Bundesregierung endlich für Transparenz sorgen und Industriekonzerne zur Veröffentlichung ihres Wasserverbrauchs in einem Melderegister verpflichten.“

1. Am meisten Grundwasser nutzt der Chemie-Konzern Metadynea Austria in Krems in Niederösterreich mit rund 32 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Das entspricht dem eineinhalbfachen Wasserverbrauch der gesamten Stadt Graz.

2. Dahinter folgt das Stahlunternehmen Voestalpine an seinem Standort in Linz mit rund 28 Millionen Kubikmetern.

3. Der Pharmazie-Konzern Novartis Pharmaceutical Manufacturing liegt am 3. Platz mit rund 26 Millionen Kubikmetern Grundwasserentnahme pro Jahr am Standort in Kundl.

Die anderen sieben größten Verbraucher sind die Donau Chemie in Niederösterreich, der Papierhersteller Sappi Austria, die Zellstofffabrik AustroCel Hallein, die teilstaatliche OMV Downstream GmbH, der Zellstoffhersteller Lenzing AG, die KRM-Kunststoffrecycling und das Holzunternehmen Binderholz. Zusammen entnehmen die größten zehn Verbraucher rund 180 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr. Das ist gleich viel Wasser wie knapp vier Millionen Menschen in Österreich in einem Jahr verbrauchen.

 

Regionen mit erhöhtem Risiko für Wasserknappheit

Aufgrund der Klimakrise wird es in vielen Regionen Österreichs zukünftig deutlich weniger Grundwasser geben als heute. „Österreich ist ein wasserreiches Land, doch die Wasserressourcen sind regional sehr unterschiedlich verteilt“, sagt Helga Lindinger vom Umweltbundesamt. Laut der Studie „Wasserschatz Österreich“, die 2021 vom Umweltbundesamt und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien heruasgebracht wurde,  müssen wir bis 2050 mit einer Abnahme der Wasserressourcen um etwa 23 Prozent rechnen. Der Verringerung des Grundwassers steht ein steigender Wasserbedarf gegenüber. Die Wasserknappheit betrifft manche Regionen stärker als andere. So identifizierte Greenpeace 471 Gemeinden, in denen künftig mit Wassermangel zu rechnen ist. Davon liegen mehr als 50% in Niederösterreich (288), gefolgt von der Steiermark (82), Tirol (52), dem Burgenland (38) und Oberösterreich (acht).

 

Die Top drei industriellen Verbraucher von Grundwasser befinden sich alle in Regionen mit einem erhöhten Risiko für Wasserknappheit im Jahr 2050. Besonders sticht auch die OMV Downstream GmbH in Schwechat hervor. Ihre Raffinerie befindet sich im südlichen Wiener Becken, einer der Regionen mit dem österreichweit höchsten Risiko für Wasserknappheit im Jahr 2050.

Trotz des hohen Wasserverbrauchs der Industrie gibt es bis heute kaum öffentliche Informationen über die größten Verbraucher. Auch bezahlen Industriebetriebe in der Regel nichts für das entnommene Grundwasser. Deshalb fordert Greenpeace von der nächsten Bundesregierung ein Transparenzregister und eine Bepreisung für alle industriellen Wasserverbraucher in Österreich.

 

Link

Die Greenpeace-Analyse findet man hier: https://act.gp/46rhPPb

Kreislauffähiges Bauen: Wien setzt neue Maßstäbe

Kreislauffähiges Bauen: Wien setzt neue Maßstäbe

Ab 2030 soll kreislauffähiges Planen und Bauen in Wien zum Standard bei Neubau und Sanierung sein. Um diesen Standard verbindlich zu machen, sind klare Definitionen und Kriterien nötig. Mit diesem Ziel vor Augen hat die Stadt Wien Anfang 2023 die Universität für Bodenkultur beauftragt, Bewertungskriterien zur Beurteilung der Kreislauffähigkeit von Neubauten und Sanierungen zu entwickeln. Ein erstes Ergebnis eines solchen Zirkularitätsfaktors liegt nun vor. 

 

„Die Häuser der Gegenwart stehen seit jeher auf den Fundamenten ihrer Vorgänger. Gerade in wachsenden Metropolen wie Wien ist das mehr denn je zu beachten, damit die hohe Lebensqualität für Generationen gewahrt bleibt. Denn Rohstoffe stehen nur begrenzt zur Verfügung und im Sinne der Nachhaltigkeit gilt es auf vorhandene Ressourcen zurückzugreifen.Die Kreislaufwirtschaft im Bauen beginnt schon vor dem Baustart. Entscheidend bei Neubau und Sanierungen ist es zu wissen, wie nachhaltig nutzbar ein Gebäude zukünftig sein wird. Mit dem Zirkularitätsfaktor wird dies nun objektiv nachvollziehbar und mit einer eigenen Checklist auch für die Praxis anwendbar.Mit diesen Pionierarbeiten wurden entscheidende Grundsteine gelegt, auf denen das Wien der Zukunft gebaut werden wird.“ so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál. 

 

Zirkularitätsfaktor 1.0 fertiggestellt

In einer kooperativen, schrittweisen und praxisorientierten Zusammenarbeit zwischen den relevanten Stellen und Unternehmungen der Stadt Wien und den BOKU-Instituten für Hochbau, Holzbau und kreislaufgerechtes Bauen sowie für Abfall- und Kreislaufwirtschaft wurde der Zirkularitätsfaktor in der ersten Version kürzlich fertiggestellt.

Der ZiFa 1.0 berücksichtigt in 8 Kategorien, beispielsweise Materialeinsatz, Ökobilanz, Flexibilität, Langlebigkeit sowie Rückbau und Recycling, insgesamt 30 einzelne Kriterien, wie den Anteil wiederverwendeter Materialien in der Herstellung oder die Rückbaufähigkeit der Konstruktion. Bei der Entwicklung des ZiFa wurden die bereits vorhandenen Erkenntnisse und die Vorgaben aus den wesentlichen rechtlichen Rahmenbedingungen – auch auf EU-Ebene – integriert.

Das Ergebnis ist ein umfassendes Kriterien-Set sowie ein Entwurf für eine Systematik zur Bewertung von Maßnahmen in Neubau und Sanierung aus dem Blickwinkel der Kreislaufwirtschaft. In Summe bildet der ZiFa so jene Aspekte ab, die dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch im Bauwesen zu reduzieren.

 

Eine „Check-Liste“ für das zirkuläre Bauen

Im soeben veröffentlichten „Orientierungsleitfaden ZiFa 1.0“ sind neben den Hintergrundinformationen zum Projekt und den rechtlichen Rahmenbedingungen die 8 Kategorien und 30 Kriterien des Zirkularitätsfaktors ausführlich dargestellt. Der Leitfaden kann so als eine Art „Check-Liste“ für das zirkuläre Bauen gelesen werden, die aufzeigt, welche Aspekte bereits in der Planung dazu beitragen, ressourcenschonendes Bauen und Sanieren zu unterstützen oder um die Kreislauffähigkeit von Bauprojekten bewertbar zu machen. Gleichzeitig ist der Leitfaden eine Grundlage für die künftige verbindliche Ausgestaltung kreislaufwirtschaftlicher Rahmenbedingungen im Bauwesen.

 

 

Erste Testanwendung

Um die praktische Anwendung der ZiFa 1.0-Kriterien zu untersuchen, werden diese mittels Reallabor bearbeitet: Im Rahmen verschiedener Workshops und unter Einbindung von Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft wird auf innovative Weise eine Grundlage für die Weiterentwicklung des ZiFa 1.0 geschaffen.

In einem nächsten Schritt wird daran gearbeitet, die Kriterien in die Planungs- und Baupraxis zu überführen, um zu evaluieren, was bereits heute möglich ist und wo noch Herausforderungen für eine gelebte Kreislaufwirtschaft im Bauwesen liegen. Darauf aufbauend kann der ZiFa weiterentwickelt und optimiert werden – auch hinsichtlich sinnvoller Ziel- und Grenzwerte.

 

 

Kreuzfahrten sind weiterhin sehr klimaschädlich

Kreuzfahrten sind weiterhin sehr klimaschädlich

Immer größer, immer mehr – das scheint das Motto der Kreuzfahrtindustrie zu sein, die nach dem Ende der Corona-Pandemie ihr Allzeithoch erlebt. Auch wenn so manch Anbieter über klimaneutrales Reisen mit Schiff spricht – die Realität sieht anders aus. Wer ökologisch, klimabewusst und nachhaltig reisen will, der verzichtet auf Kreuzfahrtschiffsreisen. Der deutsche Naturschutzbund NABU gibt auch dieses Jahr wieder einen Überblick über die Belastungen durch unterschiedliche Anbieter in seinem Kreuzfahrtranking 2024.

 

Auch die Spitzenreiter des Kreuzfahrtrankings 2024 bieten keine Kreuzfahrt an, die Umwelt und Klima nicht belastet. Mit vielversprechenden Klimastrategien und schon heute umgesetzten technischen Maßnahmen zur Emissionsminderung konnten sich die norwegischen Marken Hurtigruten und Havila an der Spitze positionieren. Dicht dahinter folgen Mein Schiff, Ponant und AIDA. Den zukunftsweisendsten Neuzugang verbucht die Mein Schiff-Flotte von TUI Cruises. Das Schiff soll mit grünem Methanol betrieben werden – so wird klimafreundliche Kreuzfahrt möglich.

Allerdings verklagte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) TUI Cruises wegen massiven Greenwashings im März dieses Jahres, wie FVW berichtet.

 

 

Hier die Maßnahmen im Überblick

 

Schweröl und auch die Alternative Flüssiggas sind problematisch

Die positiven Entwicklungen dürfen jedoch nicht über den Schaden hinwegtäuschen, den die Kreuzfahrt anrichtet: „Weiterhin leiden Klima und Umwelt unter dem Einsatz dreckiger, fossiler Kraftstoffe. Kohlenstoffdioxid und Methan heizen die Klimakrise weiter an. Schwefel, Stickoxide und Ruß belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen,” so Daniel Rieger, NABU-Fachbereichsleiter Klima- und Umweltpolitik, „Es wird Zeit, dass die Reedereien endlich das Steuer herumreißen, und Kurs nehmen auf Klimaneutralität und Umweltfreundlichkeit.” Laut einer Studie des Verbands Transport & Environment (T&E) emittierten die 218 Kreuzfahrtschiffe, die sich alleine im Jahr 2022 auf europäischen Gewässern aufgehalten haben, genauso viele Schwefeloxide wie eine Milliarde Autos.
Schweröl  enthält rund 3.500-mal mehr Schwefel als auf europäischen Straßen für PKWs
zugelassen wäre und ist daher an Land verboten.

Flüssiggas ist nur Brückentechnologie

LNG (liquefied natural gas) kann den Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden nahezu vollständig vermeiden, und auch die Stickoxidemissionen sind geringer, was für eine besser Luftqualität in den Häfen und an Bord sorgt. Allerdings ist LNG ein fossiler Brennstoff  und emittiert CO2 und vorallem das bei der Verbrennung entweichende Methan. Dieses ist ein wahrer Klimakiller, der kurzfristig die 80-fache Treibhausgaswirkung im Vergleich zu Kohlenstoffdioxid entfaltet.

„Fossiles LNG hat beim Klimaschutz keinen großen Vorteil“, räumt die Nachhaltigkeits-Managerin von Tui Cruises, Lucienne Damm, ein. „Es ist bezogen auf den CO2-Ausstoß lediglich eine Brückentechnologie.“

 

Gesetzliche Regulative

Seit diesem Jahr gilt das EU-weite Emissionshandelssystem (Emissions Trading Scheme – ETS) auch für Kreuzfahrten, sodass Reedereien für die von ihren Schiffen verursachten Klimaauswirkungen bezahlen müssen. Dies könnte ein Anstoß sein, dass Unternehmen die Energieeffizienz ihrer Schiffe verbessern. Darüber hinaus definiert die FuelEU Maritime Regulation Richtlinien, die Reedereien dazu verpflichtet, auf nachhaltige Kraftstoffe zu setzen. Problematisch dabei ist momentan noch die mangelhafte Verfügbarkeit dieser Alternativen, sei es synthetisches Flüssiggas, Bio-Diesel oder Wasserstoff.

 

Nutzung von Landstrom

Die Alternative Fuel Infrastructure Regulation (AFIR) der EU verpflichtet europäische Häfen, bis 2030 ausreichend landseitige Stromanschlüsse zu installieren, sodass sichergestellt werden kann, dass diese den Strombedarf der Kreuzfahrtschiffe während ihres Aufenthalts in europäischen Häfen decken. Bis dato verwenden die monströsen Schiffe meist Generatoren, um ihren Strombedarf in den Häfen zu decken, was zu einer enormen Luftbelastung der Küstenorte und ihrer Bewohner (und auch der Passagiere an Bord) führt. Seit 2007 sind allerdings alle neuen Schiffe mit einer entsprechenden Landstrom-Infrastruktur ausgestattet. In der Folge sieht die FuelEU Maritime Regulation vor, dass Kreuzfahrtschiffe diese Stromquellen nutzen müssen.

 

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, ergänzt: „Die Häfen haben ihre Hausaufgaben gemacht. In Hamburg, Kiel und Rostock steht Landstrom für die Kreuzfahrtschiffe bereit. Jetzt richtet sich der Appell an alle Reedereien, diesen auch zu nutzen. Ansonsten muss eine Landstrompflicht her, um die Menschen in den Städten vor den Abgasen zu schützen. Mit grünem Strom im Hafen können die Schiffe schon heute während der Liegezeiten klimaneutral sein.”

 

Conclusio

NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener: „Bei allem Positiven, wie der deutlich gestiegenen Landstromnutzung und vielen technischen Verbesserungen, geht es noch viel zu langsam! Es ist unverantwortlich, wenn sich eine Branche selbst Ziele steckt, die hinter den Klimazielen der Bundesrepublik zurückbleiben. Deutschland hat im Klimaschutzgesetz das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Dennoch geben acht der untersuchten Kreuzfahrtunternehmen an, erst 2050 klimaneutral sein zu wollen. Das ist weder akzeptabel noch vermittelbar – insbesondere für eine Freizeitaktivität.”

 

Zahl der bewirtschafteten Bergmähwiesen nimmt wieder zu

Zahl der bewirtschafteten Bergmähwiesen nimmt wieder zu

Bergmähwiesen bzw. Bergmähder zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. So haben Österreichs Almen und Bergmähder zwischen 1960 und 2016 dramatisch abgenommen: von 921.000 ha auf 352.000 ha. Mit Ausgleichszahlungen im österreichischen Agrarumweltprogramm (ÖPUL) werden gezielt Anreize gesetzt, um die bäuerliche Bewirtschaftung und somit die Offenhaltung dieser besonders artenreichen Flächen zu gewährleisten und vor der Verbuschung zu schützen – mit ersten Erfolgen, wie die jüngsten Zahlen beweisen.  

„Bergmähwiesen sind besonders artenreiche Lebensräume, die eng mit der bäuerlichen Bewirtschaftung verbunden sind. Indem die Bäuerinnen und Bauern die hoch gelegenen, vielfach steilen, schwer zugänglichen Flächen mähen und offenhalten, versorgen sie nicht nur ihr Vieh mit Futter, sondern fördern gleichzeitig auch die hohe Biodiversität. Geben die Betriebe die Bewirtschaftung jedoch auf, verschwinden auch die für Almwiesen typischen, lichtbedürftigen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften, da die wertvollen Flächen rasch überwuchert und die Arten verdrängt werden. Daher ist es wichtig, die Bäuerinnen und Bauern weiterhin zu motivieren, die Wiesen wie bisher zu bewirtschaften und die besonders hohe Artenvielfalt zu erhalten“, betont Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich.

 

Bei Bergmähwiesen handelt es sich um Flächen, die im Gebirge ab rund 1.200 Höhenmetern vorkommen. Dabei wird eingeteilt in gedüngte Fettwiesen und ungedüngte Magerwiesen, die unterschiedlich oft gemäht und ab Mitte August auch beweidet werden dürfen. Bergfettwiesen befinden sich meist in unmittelbarer Nähe zu den Almgebäuden in nahezu ebener Lage (Almanger). Dr. Andreas Bohner, Abteilungsleiter für Umweltökologie an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, erklärt, dass auf solchen Flächen eine Vielfalt an 35 bis 55 Pflanzenarten je 50 m2 vorkommen kann.

 

Höchste Artenvielfalt auf Bergmähdern

Noch artenreicher sind Bergmähder. Diese Magerwiesen werden nicht gedüngt und nur einmal im Jahr gemäht, um eine Aushagerung des Bodens zu verhindern. Durch die extensive Nutzung, die dem Boden stetig Nährstoffe entzog, entstand eine vielfältige, blütenreiche Wiesengesellschaft mit einer Vielzahl an Pflanzen mit geringem Nährstoffbedarf:

„Auf solchen Standorten wachsen viele seltene und gefährdete Arten. Auf einer Fläche von 50 m2 können bis zu 96 Pflanzenarten vorkommen. Das ist im europäischen Vergleich ein absoluter Spitzenwert. Diese Magerwiesen sind somit aus naturschutzfachlicher und landschaftsästhetischer Sicht von großer Wichtigkeit“, erklärt Bohner weiter. Typische Pflanzenarten, die auf diesen Flächen vorkommen, sind zum Beispiel die Türkenbund-Lilie, das Manns-Knabenkraut oder die Bart-Nelke.  Da viele Insekten auf spezielle Blüten angewiesen sind, bieten Bergmähwiesen bzw. Bergmähder auch ein reiches Nahrungsangebot für Bienen, Schmetterlinge und Co, aber auch für Pilze.

 

Mühevolle Handarbeit wie vor 100 Jahren

„Steilheit, Lage und Erreichbarkeit machen die Pflege der Bergmähwiesen schwierig und aufwendig, oft ist mühevolle Handarbeit nötig. Deshalb gelten diese Lebensräume auch als besonders gefährdet. Zur Erhaltung braucht es nicht nur viel Idealismus der Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter, sondern auch Nutztiere, die das Gras und Heu verwerten und in Lebensmittel höchster Qualität verwandeln“, betont Moosbrugger. „Aufgrund der vielen Pflanzen und Kräuter gilt das Grünfutter als besonders wertvoll, was man bei den Produkten wie Milch, Butter, Käse und Fleisch auch schmeckt. Bauer und Vieh sind somit gleichermaßen von großer Bedeutung für die Biodiversität dieser Regionen“, betont Moosbrugger. 

 Negative Auswirkungen bei fehlender Bewirtschaftung

Fehlt jedoch die Bewirtschaftung, verarmt auch die Artenvielfalt. Ebenso steigt das Risiko von Bodenerosionen – insbesondere Plaiken. Darunter sind Wiesenflächen im Bereich steiler Hänge zu verstehen, die samt Wurzelhorizont abrutschen. Durch Verbuschung, Abrutschung und den Verlust der Landschafts- und Lebensvielfalt verlieren diese Gebiete auch ihren kulturellen und ästhetischen Wert – für Einheimische genauso wie für den Tourismus. Die Wiesen zeichnen sich schließlich durch eine besondere Blütenpracht und Anziehungskraft aus. 

Nachschärfung der ÖPUL-Maßnahme zeigt erste Erfolge

Um diese gefährdeten Lebensräume zu erhalten, werden in der neuen Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gezielt Maßnahmen gesetzt. „Mit der Überarbeitung der ÖPUL-Maßnahme ‚Bewirtschaftung von Bergmähwiesen‘ ist es im Vorjahr gelungen, dass die Bergmähwiesenfläche wieder gestiegen ist. Sie beträgt bundesweit rund 15.000 ha, was fast wieder dem Niveau von 2015 entspricht. In Tirol, wo die meisten Bergmähwiesen zu finden sind, übersteigen die Zahlen mit über 7.100 ha sogar leicht jene aus 2015“, berichtet der LKÖ-Präsident im Hinblick auf die 2023er-Daten.

Ein Sommer wie früher – wie die Erinnerung uns täuschen kann

Ein Sommer wie früher – wie die Erinnerung uns täuschen kann

„In meiner Kindheit war es im Sommer immer heiß“, so erklingt es auf vielen Stammtischen, bei Kaffeejausen oder bei harmlosen Einkaufsplaudereien. Oder: „Auch früher hatten wir schon hitzefrei.“ Heute aber, so klagen viele, sind wir einfach zu wehleidig und machen ein unnötig großes Aufsehen um die hohen Temperaturen. Nichts als Panikmache! Willkommen im Sommer 2024!

 

So schnell wird der gängigste aller Small-Talk-Themen, der übers Wetter, zum Politikum.

Wie steht es aber nun um die Erinnerung an die Sommer unserer Kindheit? Sind sie wirklich mit den aktuellen zu vergleichen oder spielt uns unsere Erinnerung einen Streich?

 

Wie erinnern wir uns?

Die Kommunikationspsychologin Anita Habel stellte im Gespräch mit der Presseabteilung von Psychologists for Future folgendes fest:
„Temperaturentwicklungen sind für unser Gehirn nicht wichtig genug, wir können uns schwer an Details erinnern, die für uns keine wichtige Rolle gespielt haben.“
Auch die Erinnerung an die Dauer von Hitzeperioden unterliegt einem Filter, dem nicht so richtig zu vertrauen ist.
„Dauern und Häufigkeiten können wir schwer einschätzen, vor allem wenn es sich um alltägliche Dinge wie das Wetter handelt“, so die Psychologin.
Anders ist das, wenn die Erinnerung mit einem Gefühl verknüpft ist.
„Wenn Details Kontraste zum Alltag darstellen, merken wir sie uns.“
Wenn zum Beispiel eine Hochzeit an einem besonders heißen Tag stattgefunden hat, werden wir uns daran ewig erinnern, wahrscheinlich aber nicht daran, wie das Wetter vier Tage später war.

 

Wetter ist nicht gleich Klima

Die Tatsache, dass der Sommer im Jahr 1975 (übrigens das Jahr nachdem Rudi Carell seinen sehnsuchtsvollen Hit „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ herausbrachte) eine Hitzewelle mit Spitzen über 35 Grad Celsius wütete, sagt nicht, früher war es genauso heiß wie heute.

Auch widerlegen jahrzehntealte Zeitungstitel und Artikel mit der Meldung von Rekordtemperaturen, die in sozialen Medien rauf und runter gepostet werden, den Klimawandel nicht.
„Ein einzelnes Extremereignis ist erstmal immer nur eine Manifestation von Wetter“, sagt Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig dem Science Media Center (SMC). „Was sich ändert, ist die Häufigkeit bestimmter Wetterlagen, wie Hitze- und Niederschlagsextreme.“
 

Ab wann spricht man von Klimaveränderung?

Um seriös eine tatsächliche Tendenz auszumachen, sind Aufzeichnungen über einen längeren Zeitraum, etwa 30 Jahre, notwendig.

1991 bis 2020 war es zum Beispiel im Juni DWD-Daten zufolge durchschnittlich um ein Grad wärmer als 1961 bis 1990.
„Eine Hitzewelle, die ohne Klimawandel ein Jahrhundertereignis gewesen wäre, ist jetzt normaler Sommer“, sagt Friederike Otto vom Environmental Change Institute an der Universität in Oxford dem SMC. „Das, was ohne Klimawandel unmöglich gewesen wäre, sind jetzt die neuen Extremereignisse.“
 

 

Rekordjahr für E-Autos: weltweit rund 42 Millionen Autos mit Elektroantrieb

Rekordjahr für E-Autos: weltweit rund 42 Millionen Autos mit Elektroantrieb

Während in Deutschland durch den Förderstopp die Verkaufszahlen für Elektroautos rückläufig sind, wächst der weltweite Markt für batterieelektrische Fahrzeuge und Plugin-Hybride weiter stark. Dabei dominiert China den Weltmarkt mit einem Anteil von 60% Marktanteil bei Verkäufen und Produktion. Im vergangenen Jahr wurden 14,8 Mio. E-Autos verkauft, was einem Marktwachstum von rund 35% entspricht. Für 2024 rechnet die Internationalen Energie Agentur (IEA) mit weltweit 20 Prozent Wachstum.

 

Überdurchschnittlich zogen die Verkäufe 2023 in China (plus 37% auf über 8 Mio. Fahrzeuge) und den USA an (plus 48% auf knapp 1,5 Mio. E-Autos). Europa lag mit plus 16% auf über 3 Mio. E-Autos beim Wachstum zurück. Insgesamt waren 13% aller global verkauften Neufahrzeuge 2023 batterieelektrisch angetrieben, 6% hatten einen Plugin-Hybrid.

 

 

Auf Länderebene führt Norwegen mit 91% E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen die Marktseite klar an. Auf der Industrieseite führt China mit über 9 Mio. produzierten E-Autos – dies entspricht fast zwei Dritteln aller hergestellten Fahrzeuge. 2023 war jedes zweite verkaufte E-Auto von einer chinesischen Marke. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), mit dem die Unternehmensberatung McKinsey & Company regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.

 

Wettbewerb in China und Europa intensiviert sich

„2024 ist ein eher schwieriges Jahr für viele Anbieter von E-Autos. Die sinkenden Förderungen in Europa und das noch schmale  Produktportfolio in den USA bremsen die Wachstumsraten für E-Auto-Verkäufe in diesen Märkten“, sagt Patrick Schaufuss, Partner im Münchner Büro von McKinsey und Experte für die E-Mobilität.

Der Wettbewerbsdruck ist vor allem in China sehr hoch – knapp 130 Marken mit über 400 angebotenen E-Auto-Modellen buhlen hier um die Kunden. „Die Folge könnte nicht nur eine Konsolidierung im Markt sein, sondern auch eine starke Exportorientierung der erfolgreichen chinesischen Marken“, so Schaufuss. „Zum einen wird es im lokalen Markt Überkapazitäten von über 40% geben. Zum anderen erwarten die chinesischen Hersteller im Ausland höhere Renditen aufgrund ihrer Kostenvorteile von bis zu 30% gegenüber westlichen Herstellern.

In China dürfte 2024 laut jährlichem Global EV Outlook der Internationalen Energie Agentur (IEA) der Verkauf von Elektroautos und Plug-in-Hybriden auf etwa 10 Millionen steigen, was rund 45 Prozent aller Autoverkäufe im Land ausmacht, im Vergleich zu 38 Prozent Anteil im Vorjahr.

Die drei größten Hersteller 2023 waren die chinesische Marke BYD mit gut 3 Millionen Neuzulassungen, Tesla mit 1,8 Millionen und BMW mit rund 500.000.

 

 

Mit über 4 Mio. Autos (plus 67%) ist China erstmals die stärkste Auto-Exportnation vor Japan. Chinesische Marken exportieren vor allem nach Europa (141.000 Einheiten) und in die ASEAN-Staaten (77.000 Autos). Neue Anbieter drängen in diese Märkte: Diese haben weltweit 55% Anteil am Markt für batterieelektrische Fahrzeuge, in China sogar 85%.

 

Anhaltende Dynamik im Sektor

„Die anhaltende Dynamik der Elektromobilität ist aus unseren Daten klar ersichtlich, wobei sie in einigen Märkten deutlich stärker ist als in anderen“, sagt IEA-Geschäftsführer Fatih Birol, der „eine neue Wachstumsphase“ in Aussicht stellt: „Die Welle der Investitionen in die Batterieherstellung deutet darauf hin, dass die Lieferkette für E-Fahrzeuge voranschreitet, um die ehrgeizigen Expansionspläne der Autohersteller zu erfüllen. Diese Verschiebung wird große Auswirkungen sowohl für die Automobilindustrie als auch für den Energiesektor haben“, erklärt Birol.

Die Ladenetze müssen laut IEA bis 2035 um das Sechsfache zulegen, um mit dem prognostizierten Wachstum von E-Autos schritthalten zu können.

 

Über 700 neue Modelle bis 2026

„Was aus Kundensicht erfreulich ist: Das Modellangebot wächst weiter – wir erwarten bis 2026 über 700 neue E-Auto-Modelle weltweit“, sagt Schaufuss. Deutschland ist mit über 200 angebotenen E-Auto-Modellen Nummer 2 hinter China. Mehr als 60% aller in Europa angebotenen E-Autos sind SUVs. In China sind hingegen bereits deutlich mehr kleinere EAutos verfügbar.

„Wir erwarten in den kommenden Jahren weiterhin unterschiedlich dynamische Entwicklungen in den drei großen Regionen China, Europa und USA“, so Schaufuss.

 

China

China werde – selbst bei stagnierenden Auto-Gesamtabsatz – weiter stark wachsen. Bereits heute sei ein chinesischer Hersteller global unter den 10 größten Unternehmen. Bis 2030 könnten es sogar drei oder mehr werden.

 

USA

In den USA sei die Entwicklung noch offen. Schaufuss: „Hier ist vermutlich ein breiteres Portfolio von effizienten Verbrennungsfahrzeugen, Hybriden und E-Autos gefragt.“

 

Europa

In Europa hat der Dialog zuletzt darüber wieder zugenommen, dass Hybride und Verbrenner noch länger relevant auf dem Kontinent bleiben könnten. Zudem sei in Europa eine hohe Wettbewerbsintensität zu erwarten, insbesondere im EV-Volumensegment, da chinesische Hersteller Europa neben Schwellenländern als wichtigen Zielmarkt sehen und hier neben Exporten auch stark lokalisieren werden.

„Für das Erreichen der deutschen Klimaschutzziele wird dringend ein attraktives Angebot in den unteren und mittleren Fahrzeugsegmenten benötigt, so dass eine größere Käuferschicht erreicht werden kann“, sagt Andreas Püttner vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW). Ansonsten bestehe die Gefahr, „dass andere Hersteller insbesondere aus China diese Chance ergreifen werden, selbst wenn die Einführung von Strafzöllen auf der europäischen Ebene dies aktuell zu verhindern versucht.“

 

 

Noch mehr Zitronen – heute im Tiramisu

Noch mehr Zitronen – heute im Tiramisu

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen? – Sehnsuchtsort für alle Daheimgebliebenen oder auch alle, die die 7 bis 14 Tage im Himmel bereits hinter sich gebracht haben… wie auch immer. Was bleibt sind die Zitronen… oder doch mehr?

 

Ein Dessert wie eine Wolke aus sämiger Frische serviert uns Erinnerungen an die Düfte des Südens.

Bereits die Zubereitung schickt uns auf eine Reise dorthin, wo die Luft von Salz geschwängert ist und das Leben an Gewicht verliert. Wir raten also zu passender Musikwahl und einem Gläschen mit sprudelndem Inhalt, dann steht einer Reise in jenes gelobte Land nichts mehr im Wege.

Dieses Rezept stellt sich aus drei Komponenten zusammen: Lemon Curd, Zitronensirup und Zitronencreme. Biskotten geben uns dabei die nötige Bodenhaftung.

 

Was wir brauchen

Lemon Curd

4 ganze Eier

4 Dotter

150 g Kristallzucker

Abrieb von 2 Zitronen

Saft von 2 Zitronen

100 g Butter

1 Prise Salz

 

Zitronensirup

100 g Kristallzucker

100 g Wasser

Saft von 1 Zitrone

80 g Limoncello

 

Zitronencreme

500 g Mascarpone

100 g Schlagobers

100 g Zucker

200 g Lemon Curd

 

Außerdem

Je nach Gefäß die richtige Menge an Biskotten

Zitronenscheiben, Pistazien, Minze oder was auch immer euch einfällt für die Deko

 

So funktioniert es

Lemon Curd

🍋 alle Zutaten außer Butter unter ständigem Rühren zum Kochen bringen

🍋 Butter in die heiße Masse rühren

🍋 Masse durch ein Sieb in ein Gefäß leeren und kühl stellen

 

Zitronensirup

🍋 den Saft einer Zitrone mit Limoncello, Zucker und Wasser in einer Schüssel gut verrühren

 

Biskotten

🍋 die jeweilige Form mit Biskotten auslegen und grosszügig mit dem Zitronensirup übergiessen.

 

Zitronencreme

🍋 Zucker, Lemon Curd (etwas davon kann für die letzte Schicht aufgehoben werden) und Zucker mit der Küchenmaschine schaumig rühren

🍋 Biskotten mit Sirup übergießen

🍋 am besten mit einem Spritzbeutel eine Schicht Creme darüber auftragen

🍋 Biskotten darauf und wieder mit Zitronensirup bedecken

🍋 je nach Form immer so weitermachen

🍋 zu guter Letzt entweder Lemon Curd oder etwas von der Zitronenmasse oben auf und nach Gusto dekorieren

🍋 mindestens 30 Minuten kalt stellen und genießen

Im Gebirge sind Folgen des Klimawandels besonders dramatisch

Im Gebirge sind Folgen des Klimawandels besonders dramatisch

 

Die Folgen der Klimakrise sind besonders im Gebirge stark zu spüren. Mit Sorge beobachten die alpinen Vereine das Auftauen des Permafrosts, Wasserknappheit, immer mehr schwere Extremwetterereignisse, Hangrutschungen und Felsstürze. Die ohnehin beschwerliche Instandhaltungsarbeit an Wegen und auch Schutzhütten entwickelt sich dramatisch: Kosten für Baumaterial haben sich in den letzten Jahren vervielfacht und mehr Wetterextreme infolge der Klimakrise verursachen häufiger schwere Schäden. Gerade ein intaktes Netz von Wegen und Schutzhütten ist jedoch für die Sicherheit von Wanderern unverzichtbar.

 

Gefahren durch Klimawandel im Gebirge

Der Klimawandel ist in den Alpen besonders stark ausgeprägt. „Die größte Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft ist es, mit den momentan enorm schnell ablaufenden Veränderungen umzugehen“, sagte Nadine Salzmann von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) anlässlich des Internationalen Tages der Berge und meint weiter:„Wir müssen auch versuchen, das ‚Undenkbare‘ zu denken, um auf plausible, aber höchst unwahrscheinliche schlimmste Szenarien vorbereitet zu sein, ohne aber zu alarmistisch zu wirken.“

https://pro.earth/2023/07/26/klimawandel-in-den-alpen/

Die Folgen sind bereits überall im alpinen Raum sichtbar: So schreitet die Gletscherschmelze wesentlich schneller voran, als die Wissenschaft vor einigen Jahren angenommen hatte. Darüberhinaus nehmen durch den auftauenden Permafrost Felsstürze stark zu. Durch die längeranhaltenden Hitzeperioden steigt die Gefahr in eine alpine Notlage zu geraten, ebenfalls an. Deren häufigste Ursache ist laut Bergunfallstatistik die Erschöpfung. Starkniederschläge können Murenabgänge und Steinschläge zur Folge haben.

 

„Während es bei Starkniederschlägen immer zu einer Destabilisierung durch fließendes Wasser kommt, hängt es bei Hitzeperioden eher von der Höhenlage und Jahreszeit ab. Sobald der ganze Schnee abgeschmolzen ist, nimmt trotz anhaltender Hitze zumindest die Gefahr von spontanem Steinschlag wieder ab, während die Gefahr von durch andere Seilschaften ausgelösten Steinschlag konstant bleibt und die Gefahr von Fels- und Bergstürzen aufgrund auftauenden Permafrosts in der Permafrostzone weiter zunimmt.“ erklärt der Deutsche Alpenverein.

 

Erhalt des Wegenetzes und der Hütten gefährdet

Der Verband der alpinen Vereine Österreichs, die Naturfreunde Österreich und die anderen Mitglieder im VAVÖ wenden sich mit einem dringenden Appell gemeinsam an die Öffentlichkeit und die Bundesregierung. Denn 272 hochalpine Schutzhütten und 50.000 km Wanderwege befinden sich in einer akuten Notlage und drohen aus finanzieller Not und aufgrund zunehmender Extremwetterereignisse infolge der Klimakrise buchstäblich wegzubröckeln. Die alpinen Vereine setzen nun einen Notruf ab: Nur ein finanzielles Rettungspaket in der Höhe von 95. Mio. Euro kann ihnen die Bedingungen schaffen, um Schutzhütten und Wanderwege für alle Erholungssuchenden am Berg weiterhin zu bewahren.

 

Günter Abraham, Geschäftsführer der Naturfreunde Österreich, beschreibt die Situation eindrücklich: „In den nächsten Jahrzehnten werden durch den Klimawandel große Herausforderungen auf uns zukommen. Neben sozialen Problemen wie Hunger oder Armut sind wir mit den zerstörerischen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt in unseren Bergen konfrontiert. Der Erhalt unserer alpinen Hütten und Wege wird unser aller Leidenschaft und Kraft benötigen. Ohne den außergewöhnlichen Arbeitseinsatz der vielen ehrenamtlichen Funktionär:innen ist dieses Vorhaben schlichtweg nicht möglich. Es liegt mir sehr daran, dass die Bundesregierung durch eine finanzielle Zuwendung ihren Respekt und Dank für das Geleistete zum Ausdruck bringt und so mithilft, dieses österreichische Kulturgut zu erhalten.”

 

Michael Platzer, Geschäftsführer des Österreichischen Touristenklubs, findet in Anbetracht der Sachlage klare Worte: „Mit 300.000 Euro an Fördermittel können wir keinen Ersatzbau einer Schutzhütte realisieren, wenn dieser in der Regel 3 bis 4 Millionen Euro kostet. Wird die Schutzhütte aufgegeben, werden auch die Wege nicht mehr begangen und damit stellt sich unweigerlich die Frage, wie Österreichs Wirtschaft ohne Sommertourismus überleben wird.“

 

Vorreiterrolle bei nachhaltiger Bewirtschaftung

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit werden beim alpinen Hüttenbetrieb gerade aufgrund ihrer exponierten Lage großgeschrieben – nicht nur bei der Energieversorgung, sondern auch bei der Abwasserklärung und Aufbereitung, der Abfallvermeidung- und Entsorgung bis hin zu regionalen und saisonalen Produkten im kulinarischen Angebot. Die alpinen Hütten nehmen eine Vorreiterrolle im ressourcenschonenden Bewirtschaften ein.

 

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Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt – wie machen wir unseren Garten hitzefit

Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt – wie machen wir unseren Garten hitzefit

Wir möchten vorausschicken, dass, wie ohnehin dauernd von uns VORGEBEETET (😜), beim Bearbeiten und Anlegen von Gärten unbedingt darauf zu achten ist, dass das Gießen schon lange nicht mehr so richtig modern oder sagen wir, zeitgemäß ist.

 

Der Ansatz, dass ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem der Trockenheit elegant den Garaus machen könnte ist in Zeiten von Rekordtiefstständen des Grundwassers einfach nicht verantwortungsvoll – das ohne Ende (wohl aber zurecht) überstrapazierte Wort NACHHALTIG möchten wir schon gar nicht mehr verwenden – sagen wir, Bewässerungsanlagen sind einfach nicht zukunftstauglich.

Nun ist es uns ein Anliegen, unsere Gärten robuster und hitzebeständiger zu machen, doch wo könnten wir beginnen. Hier unsere erprobten Tipps:

 

Regenwasser auffangen

Erste Regel lautet, das, was da ist zu nutzen, sprich: Regenwasser, das periodenweise ja in kurzer Zeit in rauen Mengen vom Himmel fällt, aufzufangen und für Topfpflanzen, Blumenkästen oder andere Bereiche, die Gießwasser in Haushaltsmengen erfordern, zu nutzen.

 

Mentale wie physische Loslösung von englischem Rasen

Unsere Wiesen können einfach keine Golfplätze – deren Existenz in Zeiten wie diesen ohnehin massiv zu hinterfragen ist – mehr sein, auch wenn es manche Zeitgenossen noch so schmerzt.

Darf die Wiese länger sein, schützt sie den Boden vor der Austrocknung und ist robuster. Alternativ könnte das Anlegen einer Blumenwiese angedacht werden.

Von großzügiger Bewässerung mit Schlauch oder Rasensprenger ist abzusehen. Besonders letzterer ist ja durch Verdunstung ein Wasserverschwender ohne Nutzen der Extraklasse.

Du wirst sehen, deine Wiese ist sehr widerstandsfähig und erholt sich in der Regel schnell wieder, auch wenn sie einmal vergilbt.

 

Nicht zupfen

Auch wenn es noch so verlockend wäre, halte dich mit dem Zupfen trockener Blätter zurück, sie bieten immerhin etwas Schatten und schützen die Pflanze. Wenn sie ausgezupft werden, wird das Nachwachsen des nächsten Blatts eingeleitet – im Rahmen einer Hitzewelle kommt das nicht immer zu einem guten Ende.

 

Wenn gießen, dann richtig

Gegossen wird morgens oder spät abends – das weiß aber ohnehin jede*r. Außerdem eher intensiv gießen und dafür nicht so oft.

 

Wie wird mein Garten langfristig hitzefit?

Schatten

Schaffe Schatteninseln – das geht mit Hilfe von Schirmen oder Segeln, auch Tarnnetze geben einen wunderschönen, durchlässigen Schatten mit interessanten Lichtspielen und sind nicht so windanfällig wie ein Segel. Wir raten von Abdeckungen, die Stauhitze erzeugen könnten dringend ab.

Der angenehmste Schatten, den man sich überhaupt vorstellen kann, kommt aber immer noch von einem Baum, darum raten wir zum Pflanzen von robusten, dem Standort entsprechenden Sorten. Das tut auch dem Gesamtklima gut.

 

Pflanzen setzen, die mit Hitze umgehen können

Eines ist sicher, zurückverwandeln wird sich das Klima in den nächsten tausend Jahren wohl nicht, darum möchten wir euch ans Herz legen, die Pflanzen, die ungeeignet für die Hitze sind gegen robustere heimische Sorten auszutauschen. Das bringt langfristig Erleichterung.

Insgesamt möchten wir euch wiedermal innig ans Herz legen, ganz im Sinne der Regeln der Permakultur, MIT den neuen Gegebenheiten zu leben und nicht DAGEGEN. Eure #Beetschwestern.

World Overshoot Day: Wir leben die kommenden fünf Monate auf Pump

World Overshoot Day: Wir leben die kommenden fünf Monate auf Pump

Am 1. August begehen wir dieses Jahr den Welterschöpfungstag, jenen Tag, an dem wir global gesehen alle Ressourcen, die der Planet innerhalb eines Jahres nachhaltig regenerieren kann, aufgebraucht haben. Heuer fällt er auf den 1. August. Die Menschheit bräuchte 1,75 Erden, um ihren aktuellen Ressourcenbedarf zu decken. Würden alle Menschenen so leben wie die Österreicher:innen, wären die Ressourcen bereit am 7.4. aufgebraucht gewesen. Das bedeutet, dass wir sogar 3,7 Erden bräuchten, wenn alle Menschen so leben würden wie wir Österreicher:innen.

 

Weit entfernt von unserem Ziel

In der 2022 beschlossenen Kreislaufwirtschaftsstrategie haben Klimaschatzministerium, Landwirtschaftsministerium, Finanzministerium und Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ein Ziel von 7 Tonnen Materialfußabdruck pro Person und Jahr für 2050 festgelegt. Von diesem Ziel ist Österreich noch weit entfernt. Der österreichische Ressourcenverbrauch betrug 2018 167 Millionen Tonnen (Mt) pro Jahr oder 19 Tonnen pro Kopf und Jahr. Der konsumbasierte Materialfußabdruck lag im Jahr 2017 sogar bei 33 Tonnen pro Kopf und Jahr.

 

„Die kommenden fünf Monate leben wir auf Pump, mit Ressourcen, die kommenden Generationen dann fehlen werden“, so Hannah Keller, Pressesprecherin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000. „Dass dieses Überstrapazieren des Planeten auf Dauer nicht nachhaltig ist, ist klar. Trotzdem fehlen immer noch wichtige politische Rahmenbedingungen um den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Richtlinien wie das EU-Lieferkettengesetz, die hier Abhilfe schaffen könnten, stoßen auf starken Widerstand. Die Bundesregierung setzt derzeit Ziele, aber nicht ausreichend Maßnahmen um diese auch zu erreichen.“

 

Klimafacts & Neuerungen auf einen Blick: Wussten Sie, dass …  

… die letzten Emissionsbilanzen für Österreich (2021/22 und 2022/23) sinkende Emissionen ausweisen – und zwar in jedem Jahr um mehr als 5 %?

… in Österreich die reichsten 10 % der Menschen einen 4-mal so hohen CO2 -Ausstoß haben, als die ärmsten 10 % (Essletzbichler et al. 2023)?

…im Jahr 2023 Investitionen in Green Tech laut BloombergNEF auf 1,8 Billionen US-Dollar anstiegen, was einem Plus von 17 % gegenüber 2022 entspricht?

… im April 2024 eine neue Ökodesign-Verordnung von der EU angenommen wurde, die regelt, dass Produkte künftig länger halten und einfacher zu reparieren, refurbishen und recyceln sein müssen?

… in unserem Allgemein Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) der Baum bis vor kurzem als „Bauwerk“ definiert war und ihm erst durch eine Änderung im Mai 2024 juristisch eine ökologische Bedeutung zugesprochen wurde?

… Österreich im letzten Jahr pro Kopf mehr Photovoltaik zugebaut hat als China?

… das reichste 1 % der Weltbevölkerung 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase verursachte wie 5 Milliarden Menschen (Oxfam 2023)?

… Österreich im 1. Halbjahr 2024 100 % der Stromversorgung erneuerbar und heimisch gedeckt hat?

(Quelle: refurbed)

 

Umbau des Wirtschaftssystems notwendig

Kurz vor der Sommerpause des EU-Parlaments wurde das EU-Lieferkettengesetz nach vielen Verhandlungsrunden und bedauerlichen Verwässerungen verabschiedet. Seit dem 25.7.2024 läuft die zweijährige Umsetzungsfrist, danach muss die Richtlinie in allen Mitgliedstaaten im nationalen Recht verankert sein. „Die nächste Bundesregierung muss das Gesetz nicht nur umsetzen, sondern auch sicherstellen, dass Verstöße tatsächlich aufgedeckt und geahndet werden“, so Keller vn GLOABL 2000. „Mit dem Lieferkettengesetz alleine ist das Problem allerdings nicht gelöst. Um dem immer früher stattfindenden Overshoot Day entgegenzuwirken, müssen wir unser Wirtschaftssystem vollkommen umbauen.“

 

Erneuerbaren-Ausbau dringend beschleunigen

Erneuerbare Energien ermöglichen es, Energie mit minimalem CO2-Ausstoß und geringem Ressourceneinsatz bereitzustellen. Bereits jetzt spart Österreichs Windstromproduktion jährlich 4,5 Mio. Tonnen CO2 ein. „Die erneuerbaren Energien können einen entscheidenden Beitrag leisten, um unsere Treibhausgasemissionen zu senken und den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben“, erklärt Josef Plank, Obmann der IG Windkraft anlässlich des World Overshoot Day in einer Aussendung. „Dafür muss der Ausbau der erneuerbaren Energien schnellstens Fahrt aufnehmen.“ Windenergie mit ihrem Erzeugungsschwerpunkt im Winter ergänzt andere erneuerbare Energiequellen wie Wasser und Sonne optimal. Gemeinsam mit einem Ausbau von Netzen und Speicherlösungen bilden die Erneuerbaren die stabile Basis für ein zukunftssicheres Energiesystem.

 

Maßlosen Hunger nach Ressourcen stoppen

Anlässlich des Welterschöpfungstages am 1. August fordert die Umweltschutzorganisation WWF Österreich einen Stopp des enormen Ressourcenverbrauchs und die Wiederherstellung zerstörter Natur. “Der maßlose Hunger nach Ressourcen führt nicht nur zur Zerstörung unserer Natur, wir betreiben auch Raubbau an der Zukunft kommender Generationen. Wir müssen endlich nachhaltig mit unserem Planeten umgehen”, sagt Joschka Brangs, Biodiversitätssprecher des WWF Österreich. Der WWF fordert unter anderem die Reduktion des viel zu hohen Energieverbrauchs, einen Bodenschutz-Vertrag zum Erhalt wertvoller Ökosysteme sowie die konsequente Wiederherstellung zerstörter Natur. “Die Natur ist unsere wichtigste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise und das weltweite Artensterben. Wenn wir sie weiter ausbeuten wie bisher, sägen wir am eigenen Ast”, sagt Joschka Brangs vom WWF.