Neuester Weltrisikoreport fällt düster aus

Neuester Weltrisikoreport fällt düster aus

Jedes Jahr veröffentlich die Schweizer Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) den sogenannten Weltrisikobericht. Dieses Jahr sehen die 1.400 Befragten die nähere Zukunft und vorallem die Aussichten auf die Welt in 10 Jahren vorwiegend negativ. Während Fake News und Desinformation, die zu politischer Destabilität und Konflikten führen kann, im Zweijahreshorizont noch vor Umweltkatastrophen durch Extremwetter rangiert, gelten Katastrophen im Zusammenhang mit der Erderwärmung sowie die Knappheit der natürlichen Rohstoffe als die größten globalen Gefahren in zehn Jahren. Dabei gehen fast zwei Drittel der Befragten von einer großen Wahrscheinlichkeit, dass diese eintreffen werden, aus. In meiner Welt müsste diese Einsicht nun doch dazu führen, dass diese hochrangigen Persönlichkeiten endlich in die Gänge kommen und dementsprechende Handlungen setzen.

 

 
Der Global Risks Report 2024 des World Economic Forum untersucht einige der
schwerwiegendsten Risiken, mit denen wir in den nächsten zehn Jahren konfrontiert
werden könnten, und zwar vor dem Hintergrund eines raschen technologischen Wandels,
wirtschaftlicher Unsicherheit, einer Erwärmung des Planeten und von Konflikten.
Er warnt vor einer globalen Risikolandschaft, in der bereits erzielte Fortschritte
in der menschlichen Entwicklung allmählich wieder erodieren. Verschiebungen in der
globalen Machtdynamik, im Klima, in der Technologie und in der Demografie bringen
die Anpassungsfähigkeit sowohl von Staaten als auch Einzelpersonen an ihre Grenzen.
 

 

Ergebnisse der Befragung von 1.400 Risikoexpert:innen und führenden Persönlichkeiten

Hohe Wahrscheinlichkeit globaler Katastrophen

Der Bericht, der in Zusammenarbeit mit der Zurich Insurance Group und Marsh McLennan erstellt wurde, stützt sich auf die Perspektiven von über 1.400 globalen Risikoexperten und führenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die im September 2023 befragt wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die globalen Aussichten kurzfristig überwiegend negativ eingeschätzt werden und sich langfristig sogar noch weiter verschlechtern.

 

Die Ergebnisse knapp zusammengefasst

Für die kommenden beiden Jahre erwarten 30 Prozent der globalen Experten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit globaler Katastrophen
Für die nächsten 10 Jahre steigt dieser Anteil auf fast zwei Drittel.
Der Global Risks Report 2024 sieht Fehl- und Desinformation als das größte kurzfristige Risiko.
Extreme Wetterereignisse und kritische Veränderungen der Erdsysteme bereiten langfristig die größten Sorgen.
Der Bericht warnt vor einem möglichen Mangel an Zusammenarbeit bei der Bewältigung dringender globaler Probleme, der neue Ansätze und Lösungen erfordern wird.

KI-generierte Fake News sind große Gefahr

Die 1.4oo Befragten sehen momentan die Verbreitung von Desinformation und Cyberangriffe für das größte Risiko. Der Zusammenhang zwischen Falschinformationen und gesellschaftlichen Unruhen wird bei den Wahlen, die in den nächsten zwei Jahren in mehreren großen Volkswirtschaften anstehen, im Fokus sein. Bewaffnete zwischenstaatliche Konflikte gehören zu den fünf größten Sorgen für die nächsten zwei Jahre. Mit Blick auf eine Reihe von aktuellen Konflikten führen die zugrundeliegenden geopolitischen Spannungen sowie das Risiko einer schwindenden gesellschaftlichen Resilienz dazu, dass Konflikte übergreifen können.

 

Fake News und Ki-generierte Desinformation könnten „dazu führen, dass die Legitimität gewählter Regierungen in Frage gestellt wird, was wiederum demokratische Prozesse bedroht und zu weiterer sozialer Polarisierung, zu Unruhen, Streiks oder sogar innerstaatlicher Gewalt führen könnte.“ meint Carolina Klint, Risk Management Leader, Continental Europe, bei Marsh. Dies betrifft Unternehmen ebenso, sagt sie: „Durchbrüche bei der künstlichen Intelligenz werden die Risikoperspektiven für Unternehmen radikal verändern, da viele Unternehmen Bedrohungen, die aus Fehlinformation, Disintermediation und strategischen Fehleinschätzungen resultieren, nur schwer begegnen können.“

 

Längerfristig wird Klimakatastrophe zu größtem Risiko

Der Global Risks Report 2024 des Weltwirtschaftsforums (WEF) zählt extreme Wetterereignisse und kritische Veränderungen der Erdsysteme zu den größten Sorgen, denen sich die Welt im nächsten Jahrzehnt gegenübersieht.

 

Umweltrisiken dominieren weiterhin die Risikolandschaft über alle drei Zeiträume hinweg. Zwei Drittel der Befragten sehen in extremen Wetterereignissen das größte Risiko, das im Jahr 2024 wahrscheinlich zu einer weltweiten Krise führen wird, wobei die Erwärmungsphase des El-Niño-Southern Oscillation (ENSO)-Zyklus bis Mai dieses Jahres anhalten und sich verstärken wird. Sie wird auch als das zweitgrößte Risiko im Zweijahreszeitraum angesehen, und ähnlich wie in der letztjährigen Rangliste sind fast alle Umweltrisiken längerfristig unter den Top 10 zu finden (siehe Abbildung oben).

 

Während Fehlinformationen und Desinformation als das größte kurzfristige Risiko in den nächsten zwei Jahren angesehen werden, dominieren Umweltrisiken über einen Zeitraum von zehn Jahren.

 

Dem Bericht zufolge sind die vier größten Risiken in den nächsten zehn Jahren: extreme Wetterereignisse, kritische Veränderungen der Erdsysteme, Verlust der biologischen Vielfalt und Zusammenbruch der Ökosysteme sowie Verknappung der natürlichen Ressourcen. Auch die Umweltverschmutzung ist unter den zehn größten Risiken zu finden. Besorgniserregend ist, dass die Zusammenarbeit in dringenden globalen Fragen immer mehr ins Stocken geraten könnte, was die Bedeutung konzertierter Aktionen und der Zusammenarbeit zur Bewältigung der Klima- und Naturkatastrophen unterstreicht.

 

Über die Global Risks Initiative

Der Global Risks Report bildet eine wichtige Säule der Global Risks Initiative des World Economic Forum. Diese Initiative fördert das Bewusstsein und den Konsens über die Risiken, mit denen die Welt konfrontiert ist, und ermöglicht so das Lernen über Risikovorsorge und Widerstandsfähigkeit. Das Global Risks Consortium, eine Gruppe von Führungspersonen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Risikoprognosen in Ideen für proaktives Handeln und bei der Unterstützung von Führungspersonen mit dem Wissen und den Instrumenten, die sie benötigen, um aufkommende Krisen zu bewältigen und eine stabilere und widerstandsfähigere Welt zu schaffen.

 

Der Report ist keine Vorhersage

„Es ist, als würde man in eine große Schüssel Spaghetti schauen: Alles ist miteinander verbunden. Zieht man an einem Strang, gerät alles in Bewegung, und es ist nicht leicht herauszufinden, wo man anfangen soll, um dieses Durcheinander zu entwirren“, beschreibt es Klint. Und weiter:

„Als Menschen sind wir so gepolt, dass wir immer nur das sehen, was direkt vor uns ist, aber wir müssen einen besseren Weg finden, um die kurzfristige Risikobetrachtung mit der längerfristigen in Einklang zu bringen.“

 

In der tagesschau kommt Saadia Zahidi, Managing Director beim World Economic Forum zu Wort: „Der neue Risikobericht sei ein sehr trüber Ausblick, aber keine fixe Vorhersage für die Zukunft. Denn wie die aussehe, das liege ganz in unserer Hand.“

 

Zusammenarbeit ist essentiell

„Eine instabile Weltordnung, die von polarisierenden Narrativen und Unsicherheit gekennzeichnet ist, die sich verschärfenden Auswirkungen extremer Wetterereignisse und wirtschaftliche Unsicherheit führen dazu, dass sich Risiken – einschließlich Fehl- und Desinformationen – beschleunigen und immer weiter ausbreiten“, sagte Zahidi. „Die Führungspersonen der Welt müssen zusammenkommen, um kurzfristige Krisen zu bewältigen und die Grundlagen für eine widerstandsfähigere, nachhaltigere und integrativere Zukunft zu schaffen“.

 

Kirsten Schuijt, Generaldirektorin des WWF International, kommentierte die Veröffentlichung des WEF Global Risks Report 2024 mit den Worten:

„Die miteinander verknüpften Krisen des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt gehören zu den größten Risiken, mit denen die Welt konfrontiert ist, und können nicht isoliert angegangen werden. Wir haben gerade das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen hinter uns, in dem Leben und Lebensgrundlagen durch sengende Hitzewellen und katastrophale Überschwemmungen und Stürme zerstört wurden. Wenn wir nicht dringend Maßnahmen ergreifen, wird sich die Bedrohung weiter verschärfen und uns näher an irreversible Schäden für Gesellschaft und Ökosysteme heranbringen.

„Wenn wir alle zusammenarbeiten, um die Ressourcen der Erde besser zu schützen und zu bewirtschaften, können wir den Verlust der Natur eindämmen und eine bessere Zukunft für unseren Planeten, unser gemeinsames Zuhause, sichern. Regierungen und Unternehmen können das Jahr 2024 zu dem Jahr machen, in dem sie ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen und Vertrauen aufbauen, indem sie ihre Klima- und Naturverpflichtungen bis 2030 erfüllen – es gibt keinen Grund zur Verzögerung. Dies ist unerlässlich, um die Gemeinschaften und die Natur, die uns alle ernährt, zu schützen.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Es hätte uns sehr gewundert, wären Umweltrisiken nicht auf dem ersten Platz bei einem Zehnjahreshorizont gelandet. Dies hätte für uns bedeutet, dass die sogenannte Elite Augen und Ohren verschließt. Dies tut sie anscheinend nicht. Uns fehlen die entsprechend ambitionierten Maßnahmen, Regelungen und Aktionen, um dieses drohende Szenario zu verhindern. Auf Unternehmens- wie auf politischer Ebene. Uns bleibt nicht viel Zeit unser Wirtschaftssystem umzustellen. Und dies wissen auch diejenigen, die am Drücker der Macht sitzen. Werden sie entsprechend ambitioniert handeln? Die Aussicht ist düster.

 

Links:

Der Global Risks Report 2024

Klimapolitische Untätigkeit kommt uns teuer zu stehen

Klimapolitische Untätigkeit kommt uns teuer zu stehen

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsförderung (Wifo) hat in einer neuen Studie ausgerechnet, wie teuer es uns kommt, NICHT klimapolitisch zu handeln. Unter dem Titel „Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln und Klimarisiken“ ging das Wifo der Frage nach, wie sich ein solches Nichthandeln längerfristig auf den Staatshaushalt niederschlagen würde. Die Klimakrise verursacht laut Umweltministerium bereits jetzt volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe. Aktuell ist die öffentliche Hand mit (zumindest) 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr an Folgekosten konfrontiert.

 

Die Klimakrise ist für uns alle spürbar und allgegenwärtig. Nicht-Handeln in Sachen Klimaschutz ist äußerst teuer, kostet Österreich bereits heute viele Milliarden Euro und ist auch künftig mit großen budgetären Risiken verbunden. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt eine aktuell veröffentlichte Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), verfasst von  Dr. Angela Köppl und Dr. Margit Schratzenstaller-Altzinger, die erstmals eine gesamthafte Übersicht über Kosten durch klimapolitisches Nicht-Handeln für die öffentliche Hand darstellt. Es fehle „bisher eine gesamthafte Übersicht über mögliche Kosten bzw. Risiken durch klimapolitisches Nichthandeln bzw. Klimarisiken für die öffentliche Hand“, heißt es einleitend in dem am 9. Januar veröffentlichten „Policy Brief“.

 

Ergebnisse im Detail

Auswirkungen des Nicht-Handelns in der Klimakrise belasten das öffentliche Budget:

durch Ausgaben für klimawandelbedingte Schäden,
Klimawandelanpassung,
schwer abschätzbare Kosten im Falle der Verfehlung österreichischer Ziele in der europäischen Klima- und Energiepolitik und
Kosten, die durch weitergeführte klimaschädliche Maßnahmen verursacht werden.
Die Folgen der Klimakrise führen zudem zu Wachstumsverlusten und somit zu geringeren Steuereinnahmen.

 

Bereits seit 2014 fallen durch öffentliche Ausgaben im Bereich Klimawandelanpassung Kosten von gut 1 Milliarde Euro jährlich an, diese dürften sich bis 2030 auf mehr als 1,7 Milliarden Euro pro Jahr und bis 2050 auf mehr als 2 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen.

 

Zusätzlich belasten klimaschädliche Subventionen des Bundes das öffentliche Budget mit 4,1 – 5,7 Milliarden Euro pro Jahr.

 

Die – schwer zu prognostizierenden – Kosten für den notwendigen Ankauf von Emissionszertifikaten im Falle einer EU-Klimazielverfehlung könnten für den Zeitraum 2021 – 2030 rund 4,7 Milliarden Euro erreichen.

 

Österreichs Beiträge für den internationalen Klimaschutz stehen derzeit bei rund 220 Millionen Euro pro Jahr .

 

 

Die Studie zeigt wesentliche Schlussfolgerungen auf

Unzureichende Klimapolitik belastet Staatshaushalt massiv
Klimapolitische Untätigkeit entwertet staatliches Vermögen
Nicht-Handeln bei Klimaschutz verschärft die Klimakrise und ihre Auswirkungen, damit steigen Folgekosten für öffentliche Hand sowie klimawandelbedingte Wachstumsverluste
Höhere Finanzierungskosten für Staatsschulden durch Klimarisiken
Klimapolitisches Handeln beseitigt bzw. reduziert künftige Kosten, insbesondere im Bereich der umweltschädlichen Subventionen und teurer CO2-Emissionszertifikate
Die Einbeziehung von Klimarisiken in die Budgetplanung ist jedenfalls als sinnvoll zu bewerten

 

Links:

Studie „Budgetäre Kosten und Risiken durch klimapolitisches Nicht-handeln und Klimarisiken“ (PDF, 852 KB)

Laut neuer WWF-Studie reichen heimische Forststraßen fünfeinhalbmal um die Erde

Laut neuer WWF-Studie reichen heimische Forststraßen fünfeinhalbmal um die Erde

Bild: Karin Enzenhofer

 

Laut der ersten systematischen Forststraßen-Erfassung seit rund 30 Jahren hat die Länge pro Hektar um 40 Prozent zugenommen – das ist natürlich den geschuldet ist das natürlich den gängigen Schlägerungsverfahren, die ein gut ausgebautes Forststraßennetz voraussetzen. Der WWF warnt vor den negativen Folgen und fordert strengere gesetzliche Genehmigungsverfahren um unsere wichtigsten Helden in Sachen Kohlenstoffspeicherung zu schützen.

 

In Österreich liegen durchschnittlich nur 130 Meter zwischen zwei LKW-befahrbaren Forststraßen. Das zeigt eine neue, im Auftrag der Naturschutzorganisation WWF Österreich erstellte Studie von E.C.O. – Institut für Ökologie. Zusammengenommen sind alle Forststraßen in Österreich 218.000 Kilometer lang – das entspricht dem fünfeinhalbfachen Erdumfang. Auf Hektar heruntergerechnet hat ihre Länge seit der letzten, 1996 publizierten Untersuchung um 40 Prozent zugenommen.

“Das extrem dichte Netz an LKW-befahrbaren Straßen zerschneidet unsere Wälder und wirkt sich negativ auf ihr Mikroklima, ihre Artenvielfalt und ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung aus”, sagt WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer. “Doch gerade Ur- und Naturwälder gehören zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen Klima- und Biodiversitätskrise, da sie besonders viel Kohlenstoff speichern und Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen bieten.”

Um die negativen Auswirkungen von Forststraßen zu verringern und große zusammenhängende Waldflächen zu schützen, fordert der WWF strengere rechtliche Vorgaben:

“Genehmigungsverfahren müssen Natur- und Klimaschutz stärker berücksichtigen sowie bundesweit vereinheitlicht und in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer verankert werden”, sagt Karin Enzenhofer. “Derzeit gelten selbst in Schutzgebieten oft nur sehr schwache oder gar keine Regeln für die Bewilligung von Forststraßen.” Zudem braucht es eine natur- und klimaverträgliche Planung und Gestaltung von Forststraßen.

“Die zuständige Politik muss sicherstellen, dass nur solche Forststraßen gebaut und gefördert werden, deren Notwendigkeit und Dimensionierung nachvollziehbar und begründet sind.”

Dazu brauche es Kosten-Nutzen-Rechnungen, Analysen zu Ökosystemleistungen und Nutzungskonzepte. Wichtig ist außerdem eine verstärkte Wald-Forschung – gerade was die Auswirkungen von Forststraßen auf Waldökosysteme im Kontext der Klimakrise und im Zusammenhang mit Naturgefahren angeht, herrschen noch erhebliche Wissenslücken.

Die neue Studie ist die erste systematische Erhebung des österreichischen Forststraßen-Netzes seit 1996. “Beinahe 30 Jahre lang standen uns keine aktuellen Daten zu den heimischen Forststraßen zur Verfügung”, erklärt E.C.O.-Geschäftsführer Hanns Kirchmeir.

“Mithilfe neuer, digitaler Datensätze konnten wir nun die Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte nachvollziehen und zeigen, dass ihre Länge seither von 35 Laufmetern pro Hektar auf 49 erhöht wurde – ein Zuwachs von 40 Prozent.”

Insgesamt gehen durch Forststraßen und ihre Böschungen rund vier Prozent der intakten Waldböden und der produktiven Waldfläche verloren. Das entspricht einer Gesamtfläche von rund 190.000 Hektar, oder der dreieinhalbfachen Fläche des Bodensees. “Eine stichprobenartige Überprüfung der Datenqualität ergab außerdem, dass durchschnittlich 18 Prozent der Forststraßen im verwendeten Datensatz fehlen”, sagt Kirchmeir. “Die tatsächliche Länge der Forststraßen könnte also noch wesentlich höher liegen.”

 

Berücksichtigte Straßenarten

Die Studie berücksichtigt ausschließlich LKW-befahrbare Straßen. Der Großteil entfällt auf Forststraßen laut Forstgesetz, die Datensätze enthalten jedoch auch öffentliche Straßen. Temporäre und unbefestigte Wege (sogenannte Rückegassen) sind nicht inbegriffen.

 

Und was sagt die Landwirtschaftskammer?

„Eine Forststraße ist keine Biodiversitäts-Sackgasse und schon gar kein mehrspuriger Wald-Highway“, rückt Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter, Obmann Waldverband Österreich, die Blickwinkel zurecht. „Forststraßen sind langfristige Investitionen in die Zukunft, um Wälder klimafit zu halten oder zu machen. Der Bau unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben und Auflagen. Forststraßen werden nicht aus Jux und Tollerei errichtet. Sie sorgen für unsere Handlungsfähigkeit und eine gute Erreichbarkeit von produktiven Waldflächen und Waldorten, was im Falle von Waldbränden, Menschenrettung, Elementarereignissen wie Lawinen von großer Bedeutung ist. Forstwege sichern die Bereitstellung des Rohstoffes Holz, werden gerne zum Wandern und Spazierengehen genutzt, sind Lebensraum, Nahrungsquelle und regelrechte Lebensadern im Wald. Ohne Forststraßen gibt es keinen nachwachsenden Rohstoff Holz, der dringend für die Bioökonomie benötigt wird, um den notwendigen Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter endlich voranzutreiben“, so Rosenstatter abschließend.

Land unter – Warum gibt es aktuell so viel Niederschlag?

Land unter – Warum gibt es aktuell so viel Niederschlag?

Nordwesteuropa steht unter Wasser. Gesamt gesehen, können wir uns in diesem Winter nicht über mangelnden Niederschlag beschweren – die Pegel steigen ungewöhnlich hoch. Doch warum eigentlich?

 

Von El Niño war nichts anderes zu erwarten

In diesem Jahr mischt er ganz intensiv beim Wettermachen mit. Durch seinen Erwärmungseffekt in Kombination mit steigenden Temperaturen in Atmosphäre und Ozeanen, befeuert er intensiv die Extremwetterlagen, die durch atlantisch geprägte Westströmungen nach Europa gelangen.

 

Jetstream dient als Concord für den Transport von Tiefwetterlagen

Die Regenzonen über Mitteleuropa kommen erster Klasse mit dem Jet. Er ist in diesem Jahr ungewöhnlich stark da über dem Atlantik besonders warme subtropische Luft auf Polarluft stößt. Die großen Temperaturunterschiede sind der Turbo-Boost für den Jetstream.

 

Schneeschmelze tut das Ihre

Zusätzlich schmilzt der Schnee in den Mittelgebirgen, was eine Verschärfung der Hochwasserlage zur Folge hat.

 

Übersättigte Böden können nichts mehr aufnehmen

Der Boden dient eigentlich als Puffer – die Lage kann nicht so schnell kritisch werden, da der Boden das Wasser aufnimmt. Ist er aber so übersättigt wie im Moment, gibt es diese Sicherheitsstufe nicht mehr und die Lage kann schon mit geringen Niederschlagsmengen eskalieren.

 

Extreme Temperaturunterschiede zwischen Norden und Süden

Der Jetstream ist es auch, der die Temperaturschere zwischen Norden und Süden Europas so auseinanderklaffen lässt.

Es kann schon passieren, dass die Nachmittagstemperaturen wie letzten Mittwoch im Norden Skandinaviens auch im Flachland bis unter minus 30 Grad, im nordschwedischen Ort Vidsel sogar minus 37 Grad betragen während an der spanischen Mittelmeerküste bis zu 24 Grad plus gemessen werden. Der thermische Kontrast beträgt in diesem Fall 61 Grad!

Das ist wirklich außergewöhnlich.

 

Zitronen gut überwintern

Zitronen gut überwintern

Liebe Leserinnen der #Beetschwestern-Kolumne! Wir wünschen euch allen ein schönes neues Jahr! Draußen ist es klirrend kalt. Unsere Gärten und Balkone ruhen nach diesem intensiven Jahr endlich unter einer Frostschicht. Wir #Beetschwestern starten 2024 mit einem „Drinnen“-Thema, und zwar der Pflege unserer Zitrusbäume. Wir haben einige Exemplare, manche kleiner, andere bereits über mannshoch.

 

Unsere Bäume stehen recht hell und mittelwarm, daher gießen wir sie einmal pro Woche. Wäre das Winterquartier kühl und dunkel, müssten wir die Pflanzen weniger gießen und auch nicht düngen. Nachdem die Temperaturen allerdings schwanken, kommt es zu einem mittleren Blattverlust bei unseren Zitronen. Dies könnten wir durch konstante Temperaturen verhindern, was wir nicht ganz hinbekommen.

 

Dünger und Wasser

Momentan experimentieren wir gerade mit selbst gemachtem Dünger aus Kartoffel- und Zwiebelschalen sowie den Kaffeeresten aus unserer French Press Kaffeemaschine. Dafür lassen wir die Schalen eine Nacht in einem großen Glas mit Wasser stehen und gießen es danach verdünnt in die Töpfe. Auch das Wasser von gekochten Eiern soll sich gut zum Gießen eignen, weil es viel Kalzium enthält. Wenn wir daran denken, nutzen wir es … . Deshalb steht die Gießkanne in Warteposition in der Küche, damit wir häufig daran denken.

 

 

Blühende Zitronen

Unsere großen Zitronen sind gerade voll mit Blüten. Nun wissen wir nicht genau, ob es in dem kleinen Schlurf (= ein enger, langgezogener Raum), genügend Bestäuberinsekten gibt. Daher nehmen wir einen Pinsel und wirbeln diesen von Blüte zu Blüte, damit die männlichen die weiblichen bestäuben.  Die weiblichen Blüten sind an dem Stempel in der Mitte (ich hoffe, ich habe mir den Begriff richtig gemerkt) zu erkennen. Von den vielen Blüten werden einige bestäubt, aber auch davon wird ein Teil nicht zu Früchten und fällt ab. Der Transport ins Freie führt bei uns jedes Jahr zusätzlich zu einem Verlust an kleinen Früchten, aber so ist das nun einmal.

 

 

Schädlingsbefall

Einer unserer Zitronenbäume weist einen Befall mit weißen Fliegen auf. Wahrscheinlich weil ich zu wenig gelüftet habe und die Luft zu trocken wurde. Nun werde ich Basilikum dazu stellen, einen Knoblauchsud herstellen und gießen und entweder mit Kernseife oder Rapsöl gemischt mit Wasser die Pflanze besprühen. Mal schauen, ob das hilft.

 

Wir #Beetschwestern wünschen euch viel Freude mit euren Pflanzen! Auf ein Neues!

 

 

Was kommt nach Rekordjahr 2023 im Solarsektor?

Was kommt nach Rekordjahr 2023 im Solarsektor?

Im Jahr 2023 konnte bereits 87% des benötigten Stroms österreichweit aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das teilte das Umweltministerium am 5. Januar mit Verweis auf Hochrechnungen des Fraunhofer Instituts mit. Damit belegt Österreich 2023 EU-weit den 2. Platz hinter Luxemburg (89,6 Prozent). Besonders der Ausbau an PV-Anlagen war auf Rekordniveau und doppelt so hoch wie im Jahr davor. Allerdings bewege sich der Ausbau im internationalen Vergleich auf „Mickey-Mouse-Noveau“ so Günther Grabner, Gründer und Geschäftsführer der PV-Invest-Gruppe.

 

„Für die Klimaneutralität müsste rund ein Drittel des heimischen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden. Das entspricht der Stromerzeugung, die aktuell durch Wasserkraft geleistet wird. Allein bis 2030 brauchen wir 21 TWh PV-Strom, wenn wir die Klimaneutralität ernst meinen“, fordert die Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic (PV) Austria, Vera Immitzer, vermehrte Anstrengungen im Photovoltaik-Ausbau. Wie aus der Grafik gut ablesbar ist, fehlt uns noch der Großteil, der aus PV-Anlagen stammenden Erzeugungsleistung, um die Klimaneutralität zu erreichen.

 

Ist-Stand 2023

2023 hat die Solarkraft stark zugelegt. Trotz Photovoltaik-Boom kommen derzeit aber nur knapp sechs Prozent des in Österreich produzierten Stroms aus der Solarenergie. Für das erklärte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 wären aber laut Prognosen von Photovoltaic Austria mindestens 40 Terawattstunden aus Photovoltaik notwendig.

„Ab jetzt brauchen wir dieses Niveau jedes Jahr, damit wir die Ziele erreichen“, meint Immitzer. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, müsste die aktuelle Produktion allerdings verdreifacht werden, erklärte sie weiter. Allerdings sei in den letzten Monaten ein Nachfragerückgang zu beobachten gewesen.

Durch die künftige Mehrwertsteuerbefreiung für private PV-Anlagen bis 35 Kilowatt erhofft die Branche einen neuerlichen Aufschwung, sowie durch höhere Stabilität bei Zulieferern und günstigere Preise bei Batteriespeichern.

 

Forderungen für 2024

 

Quelle: Photovoltaic Austria , ©️Photovoltaic Austria

Netzkapazitäten ausbauen

Die Netzkapazitäten müssen dringend ausgebaut und das E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) modernisiert werden. „Die Verzögerungen beim ElWG hemmt die Branche und das Potenzial erneuerbare Energien voll auszuschöpfen“, sagt Immitzer diesbezüglich.

 

Absicherung gegen niedrige Strompreise

PV Austria fordert laut DerStandard darüber hinaus eine“ höhere Absicherung gegen niedrige Strompreise in der PV-Förderung. Aktuell liegt die sogenannte Marktprämie, für die sich Anlagenbauer bewerben können, bei 9,33 Cent pro Kilowattstunde für Dach- und Agri-PV-Anlagen und rund sieben Cent für Standard-Freiflächen-Anlagen. Sollte der Strompreis unter diesen Wert fallen, würden die Betreiber die Differenz als Förderung erhalten.“  „Wir haben keine Zeit, uns auf schönen Zahlen aus dem vergangenen Jahr auszuruhen.“, meint Immitzer dazu und fordert dringend eine Nachjustierung.

 

Agri-PV-Anlagen fördern

PV Austria fordert auch ein klares politische Bekenntnis zu Agri-PV und Flächen abseits von Gebäuden: „Um die vorhandenen vielfältigen Synergieeffekte der unterschiedlichen Konzepte für Landwirtschaft und Energiewende auch nutzen zu können, müssen Anreize für Photovoltaikanlagen im Agrarsektor geschaffen und erhalten werden.“

 

Darüber hinaus braucht es dringend einen weiteren Bürokratieabbau für die Errichtung dieser Anlagen. Dies betrifft unter anderem Erleichterungen bei Umwidmungen für Photovoltaik-Flächen oder ein erleichterter Netzanschluss. Durch die Schaffung eines „Sonderfördertopfes“ kann die Umsetzung von (Pilot-)Anlagen vorangetrieben und weitere wichtige Ergebnisse zur optimalen Integration in die Landwirtschaft sowie zu weiteren Synergien geliefert werden.

 

Der Geschäftsführer der Agri-PV-Anlage „Energiepark Bruck an der Leitha“ zieht eine positive Bilanz: „Es hat funktioniert, so viel ist sicher. Die Erträge von Landwirtschaft und Energie zusammengerechnet kommen wir auf 140 bis 170 Prozent eines Normalertrages. Es ist wie ein Baum: Ich nutze den Boden auf verschiedenen Ebenen, und deswegen ist es auch sehr effizient. Und genau darum geht es in Zukunft.“

 

Dies sieht der Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer ähnlich: „Agrar-Photovoltaik kann im Idealfall eine dreifache Ernte einfahren – gute Lebensmittel, sauberen Strom und höhere Biodiversität. Und das in unmittelbarer Nähe zu den Menschen, die dies alles brauchen“. Auch hob er den Aspekt der Versorgungssicherheit hervor: „Wenn wir Lebensmittel und Strom erzeugen und das im Einklang mit der Umwelt, sichern wir dauerhaft die Versorgung und stärken damit die heimische Wirtschaft und sichern Arbeitsplätze. Wir brauchen begleitend aber auch den Netz- und Speicherausbau, um die Energie zu den Menschen zu bringen und sie dann zur Verfügung zu haben, wenn wir sie brauchen. Das macht uns unabhängiger von Energielieferungen“, betont Mayrhofer.

 

Genehmigungsverfahren vereinfachen

Günther Grabner, Gründer und Geschäftsführer der PV-Invest-Gruppe konstatiert, dass sich der PV-Ausbau hierzulande im internationalen Vergleich auf „Mickey-Mouse-Niveau“ befinde. Die Bürokratie in den einzelnen Bundesländern bremse die Ausbaugeschwindigkeit massiv.  „Jede einzelne Genehmigung wird als Gnadenakt gesehen“, kritisiert er.

 

Im Vergleich dazu hat Italien im Jahr 2022 beschlossen, dass  300 Meter neben Autobahnen und 500 Meter neben Industrieanlagen Solarstromanlagen ohne langwierige Genehmigung errichtet werden dürfen. Für Agri-PV-Anlagen gilt sogar ein Radius von bis zu drei Kilometern!

 

Links:

klimaaktiv Agri-PV-Anlagen

Bundesverband Photovoltaic Austria

 

Unfassbare Verbreitung der illegalen Fischerei

Unfassbare Verbreitung der illegalen Fischerei

Die Meere sind überfischt – zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht. Diese Problematik ist schwer in den Griff zu bekommen. Besonders, wenn man sich vor Augen hält, dass rund drei Viertel aller Fahrten von größeren Fischereischiffen ohne öffentlich zugängliche Daten passiert – also illegal.

 

Ein Forschungsteam rund um Fernando Paolo von der Non-Profit-Organisation Global Fishing Watch veröffentlichte in der Fachzeitschrift „Nature“ die Mutmaßung aufgrund von Satellitenaufnahmen aus dem Zeitraum von 2017 bis 2021. Die daraus abzulesenden Aktivitäten könnten Hinweise auf mögliche illegale Fischerei geben.

Vergleichsweise lassen sich bei Transportschiffen nur etwa ein Viertel aller Fahrten nicht nachverfolgen.

 

Undurchsichtige Vorschriften verhindern Transparenz

Das Automatische Identifikationssystem (AIS) ist seit dem Jahr 2000 verbindlich geforderter Standard der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO). Das soll unter anderem die Sicherheit des Seeverkehrs verbessern.

Leider ist es allerdings so, dass das dann doch nicht wirklich für alle Schiffe gilt.

Je nach Land, Schiffsgröße und Aktivität variieren die Vorschriften.

Dazu kommt, dass AIS-Systeme ausgeschaltet werden können – wie zum Beispiel, um illegale Fischerei zu verschleiern.

Paolo und sein Team möchten nun Licht ins Dunkel bringen, indem 67 Millionen Ausschnitte von Satellitenbildern zu Karten verarbeitet werden, auf denen Objekte wie Schiffe, Windkraftanlagen und Bohrinseln identifiziert werden können.

Beim Abgleich mit dem AIS-System, können anschließend jene Schiffe ermittelt werden, die illegal unterwegs sind.

 

Umfassendere Bestandsaufnahme als je zuvor

So ein Kommentar auf die oben genannte Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature von Konstantin Klemmer von Microsoft Research New England in Cambridge und Esther Rolf von der Harvard University in Boston.

Demnach sind nun menschliche Aktivitäten auf den Meeren weit plakativer und transparenter – das ist dringend notwendig, wenn wir der Überfischung ernsthaft entgegentreten möchten.

Die ersten Ergebnisse der großen Vogelzählung

Die ersten Ergebnisse der großen Vogelzählung

Im Vorfeld der großen Wintervogelzählung stellte sich die Frage, wie die Vogelwelt mit Kälte und vor allem den Niederschlägen der vergangenen Wochen umgeht. Eine Vermutung: Gerade Waldvögel könnten durch das reduzierte Nahrungsangebot und den höheren Energiebedarf öfter Futterstellen aufsuchen. So eindeutig hat sich das in der Statistik bis zum Sonntagabend nicht gezeigt. Deutschlandweit haben dieses Jahr wesentlich mehr Vogelbeobachterinnen (über 31.000 Einsendungen  bis 7.1.) mitgemacht. Für Österreich fehlt uns der Vergleichswert, hier liegen wir bei 20.454 Teilnehmerinnen laut BirdLife (Stand 8.1).

 

Kohl- und Blaumeisen: Zuwachs durch Zuzug?

Bis zum 15. Januar können noch Meldungen eingetragen werden, dadurch werden sich die Zahlen noch verändern. Was aber auch schon jetzt zu sehen ist: Blau- und Kohlmeise konnten deutschlandweit zulegen, ebenso wie das Rotkehlchen. Vor allem die Zahl der gesichteten Individuen pro Garten bei der Kohlmeise ist gestiegen. Eine mögliche Erklärung könnten vorübergehende Gäste aus Nord- und Osteuropa sein, die sich unter die heimischen Populationen gemischt haben. Der strenge Winter, anders als in den Vorjahren, könnte einen Zuzug begünstigt haben.

 

Denn auch wenn sich Buntspecht, Gimpel und Eichelhäher in diesem Jahr tatsächlich öfter gezeigt haben (Stand NABU Deutschland: 17 Uhr, plus 24, 23 und 40 Prozent), gilt das nicht für alle Waldvögel und ist auch im Vergleich mit den Vorjahren nicht eindeutig. Buchfinken zeigten sich etwas regelmäßiger (plus 19 Prozent), Grünfinken-Sichtungen stagnierten indes. Allerdings hatte der grüngelbe Fink in den vergangenen Jahren mit Trichomoniasis zu kämpfen – die Krankheit könnte weiterhin einen Einfluss auf die Bestände des haben. Generell sind die Veränderungen in diesem Jahr aber nicht so deutlich, als dass sich daraus Aussagen über vorhandenes Nahrungsangebot, Zugverhalten oder andere Faktoren eindeutig zuordnen ließen.

 

Von BirdLife Österreich gibt es diesbezüglich noch kein Statement, allerdings zeigt die digitale Karte (Ergebniskarte) ein Plus bei Kohlmeise, Haussperling (Spatz) und Blaumeise. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die verschiedenen Drosselarten sowie Star, Zaunkönig, Rotkehlchen und viele eher weniger bekannte Arten wir Birkenzeisig und Fichtenkreuzschnabel deutlich weniger gesichtet.

 

Auch der Seidenschwanz wurde sowohl in Deutschland (rund 150 Exemplare)  als auch Österreich (63 Exemplare) gesichtet. Der Vogel mit den markanten gelben Schwanzfederspitzen brütet vorrangig im Norden von Skandinavien sowie Russland, findet bei strengen Wintern aber auch den Weg über die Ostsee bis zu uns. Weitere Arten, die während der Kälteperiode aus dieser Richtung zu uns kommen können, sind unter anderem Erlen- und Birkenzeisige.

 

Hier geht es zu den österreichischen Ergebnissen

Hier geht es zu den deutschlandweiten Ergebnissen

Die Gewinner 2023

Die Gewinner 2023

Saiga-Antilopen:

Die in Zentralasien beheimatete Saiga-Antilope wird auf der Roten Liste nicht mehr als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Die Population in Kasachstan, wo 98 % aller Saigas leben, ist in den vergangenen Jahren dank intensiver Schutzbemühungen von knapp 40.000 auf rund 1,3 Mio Tiere gestiegen. Und auch in der Mongolei erholten sich die Bestände. Die Art ist sehr anfällig für Krankheitsausbrüche und war 2010, 2011, 2015 und 2016 von großen Massensterben betroffen. Auch illegale wie legale Jagd bleibt ein Problem.

 

Breitmaulnashörner:

Die Zahl der Breitmaulnashörner ist nach zehn Jahren Rückgang zum ersten Mal wieder gestiegen – und zwar um gut fünf Prozent auf insgesamt rund 16.800 Exemplare. Zudem hat die Naturschutzorganisation African Parks 2023 das größte Nashornzucht-Projekt der Welt erworben. Mehr als 2.000 Breitmaulnashörner sollen ausgewildert werden. Die Dickhäuter bleiben damit zwar weiterhin durch Wilderei bedroht, die positiven Nachrichten sind trotzdem mutmachend, denn 2022 hat der WWF die Breitmaulnashörner noch als Verlierer gewertet.

 

Wisente im Kaukasus:

Vor genau 100 Jahren startet ein Rettungsprogramm für die, in freier Wildbahn damals ausgestorbenen Wisente. Mit Erfolg: Inzwischen streifen wieder über 8000 europäische Bisons durch die Wälder. Und auch 2023 sind es wieder mehr geworden: Zehn Wisente verließen im November den Tierpark Berlin und den Wildpark „Alte Fasanerie“ Hanau in Richtung Aserbaidschan, wo sie im Shahdag Nationalpark ein neues Zuhause finden werden. Im Rahmen des WWF-Wiederansiedlungsprojekts wurden dort bislang 36 Wisente ausgewildert. Die Tiere haben sich bereits vermehrt und der Bestand ist auf 50 angewachsen. Bis 2028 sollen insgesamt 100 Tiere ausgewildert werden.

 

Schneeleoparden in Bhutan:

Bei einer Erhebung in Bhutan konnten 134 Schneeleoparden gezählt werden. Im Jahr 2016 waren es nur 96 Individuen. Im Rahmen der nationalen Schneeleopardenstudie wurden über 300 Wildtierkameras auf einer Fläche von 9.000 km² platziert.

 

Tiger:

Die Zahl der Großkatze ist in einigen asiatischen Ländern erfreulich nach oben gegangen: In Bhutan hat sie sich seit 2015 von 103 auf 131 erhöht. Indien vermeldete 2023 über 3600 Tiger – und vereint damit in seinen Landesgrenzen zwei Drittel des globalen Bestands. Hoffnung, dass auch in Südostasien die Tiger trotz kleiner Bestände nicht verloren sind, machen zudem Aufnahmen aus Wildtierkameras in Malaysia.

 

Sarus-Kraniche in Nepal:

Dank intensiver Schutzbemühungen hat sich mit über 700 Exemplaren die Zahl der Sarus-Kraniche in Nepal seit 2010 verdoppelt. Damals gab es in dem Land nur noch 350 der majestätischen Vögel. Das Wort „Sarus“ stammt eigentlich vom Sanskrit-Begriff „Saras“ (Kranich) ab. In der nepalesischen Gesellschaft und Kultur symbolisieren die Vögel Liebe, Glauben und Hingabe. Die Art gilt weltweit allerdings weiterhin als „gefährdet“.

 

Heuschrecken in den March-Thaya-Auen:

Seit der Einführung der Beweidung im Auenreservat Marchegg durch den WWF Österreich hat sich das Artenspektrum der Heuschrecken markant erweitert. Es umfasst inzwischen auch eine Reihe von Arten, die zuvor nicht aus dem Gebiet bekannt waren. Mittlerweile sind hier 40 unterschiedliche Arten von Heuschrecken sowie die Gottesanbeterin zu finden. Auch die Individuendichte hat bei den Heuschrecken zugenommen – und davon profitieren wieder Vogelarten, die auf Großinsekten als Nahrung angewiesen sind, wie Störche oder Neuntöter. Damit gehört die Weidefläche im WWF-Auenreservat zu den artenreichsten Gebieten Niederösterreichs, mit auffällig vielen gefährdeten und spezialisierten Arten von Heuschrecken.

Die Verlierer 2023

Die Verlierer 2023

Flussdelfine:

Alle sechs Flussdelfin-Arten gehören weltweit zu den am stärksten gefährdeten Säugetieren. Dieses Jahr war für die Tiere im Amazonas besonders hart: Weit über 200 Flussdelfine sind seit September im Lago Tefé im brasilianischen Bundesstaat Amazonas ums Leben gekommen – betroffen sind sowohl der Rosa Flussdelfin als auch der Tucuxi, der grau und etwas kleiner ist. Zehn Prozent der Flussdelfin-Population im Lago Tefé starb in nur einer Woche.

Wahrscheinlich haben hohe Wassertemperaturen von bis zu 39,1 Grad Celsius zum Tod der Flussdelfine geführt. Neben Wasserkraftwerken oder Quecksilberverschmutzung sind die Süßwasserdelfine nun auch direkt von der Klimakrise betroffen. Der WWF startete eine Rettungsaktion vor Ort. Zugleich wurde im Oktober eine globale Erklärung unterzeichnet, um den Rückgang der Populationen in Südamerika zu stoppen und die Flussdelfinpopulationen in Asien zu verdoppeln.

 

Amphibien:

Das große Sterben im Reich der Frösche, Kröten und Salamander geht auch 2023 weiter: Über 40 Prozent aller Amphibienarten weltweit sind laut der Roten Liste akut bedroht. Vor allem aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensräume und des Klimawandels. Damit sind sie die am stärksten bedrohte Wirbeltierklasse – noch vor Säugetieren, Reptilien oder Vögeln. Unter den Amphibien sind die Salamander die am stärksten bedrohte Gruppe. Mehr als jede zweite Salamanderart ist bedroht. Vier Amphibienarten wurden in den letzten drei Jahren für ausgestorben erklärt. 185 Amphibienarten werden nun als „möglicherweise ausgestorben“ geführt.

 

Huchen:

Der Huchen gehört zu den größten und attraktivsten Vertretern der lachsartigen Fische und kommt nur im Donau Einzugsgebiet vor. Die Art gehört zu den großen Verlierern des Biodiversitäts-Jahres. Schon seit Jahren sind die Bestände des Wanderfisches aufgrund der starken Verbauung unserer Flüsse rückläufig. Nunmehr ist ausgerechnet in der Flussstrecke an der Oberen Mur, die die allerletzte intakte Population beherbergt, ein neues Wasserkraftwerk geplant. Das ist fatal, weil ein Wasserkraftwerk durch den Aufstau, die Ableitung von Wasser und vor allem durch die Unterbrechung des Flusses massive Auswirkungen haben würde.

 

Atlantische Lachse:

Der Atlantische Lachs gilt laut der neuen Roten Liste global als «potenziell gefährdet». Die weltweite Population ist in den vergangenen Jahren um 23 Prozent geschrumpft. Die Fischart, die in Flüssen schlüpft und dann ins Meer wandert, leidet unter vielen Bedrohungen: Dämme und andere Hindernisse versperren den Zugang zu den Laich- und Futterplätzen, während Wasserverschmutzung und Sedimentation, vor allem durch Holzeinschlag und Landwirtschaft, zu einer höheren Sterblichkeit der jungen Lachse führen. Zudem bedroht die Lachslaus, die oft Lachszuchten befällt, auch Wildbestände.

 

Afrikanische Löwen:

Die Löwenpopulation in Afrika wird auf etwa 23.000 geschätzt. Bereits zwischen 2006 und 2018 brach die Population der afrikanischen Löwen um ein Viertel ein. Dank verstärkter Schutzmaßnahmen konnte der Abwärtstrend zwar verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. 2018 bis 2023 ging der Gesamtbestand um weitere 8 Prozent zurück, wobei die stärksten Rückgänge in West- und Zentralafrika vermutet werden. Der WWF arbeitet beispielsweise im KAZA-Schutzgebietskomplex zu Lebensraumschutz und Mensch-Löwen-Konflikten.

 

Humboldt-Pinguine:

Die Vogelgrippe fegte auch 2023 durch das Tierreich und kommt dabei selbst in entlegensten Weltregionen an. Infolge der aktuellen Vogelgrippekrise sind bis Oktober bereits ca. 3.000 der ungefähr 10.000 in Chile brütenden, gefährdeten Humboldt-Pinguine verendet sowie mehr als 18.000 Mähnenrobben. Nun fürchten Artenschützer:innen eine Ausbreitung des tödlichen Virus auch in der Antarktis und auf den Galapagos-Inseln, die viele Arten beherbergen, die nur dort vorkommen.

 

 

Kabeljau in der Nordsee:

Der Kabeljau gehört 2023 abermals zu den Verlierern. In den Übereinkommen der EU mit Norwegen und Großbritannien liegen die neuen, erlaubten Fangmengen über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Der Kabeljau in der Nordsee wird damit weiterhin überfischt. Auch im dänischen Meeresgebiet Kattegat fehlt Raum zur Erholung. Die beschlossene Kürzung der Fangmenge um zehn Prozent wird wenig nutzen, da die Schollenfischerei im gleichen Gebiet um 19 Prozent angehoben wird. Dort landet der Kabeljau als Beifang im Netz.

 

Luchse:

Die maximal 40 heimischen Eurasischen Luchse leben in kleinen, voneinander isolierten Populationen und sind durch illegale Verfolgung, Flächenfraß und genetische Verarmung regional erneut vom Aussterben bedroht. Auch heuer wurde wieder in Kärnten ein Luchs gewildert.

 

 

Wölfe:

Während der Herdenschutz weiterhin nur unzureichend gefördert und angewendet wird, setzen die meisten österreichischen Bundesländer auf EU-rechtswidrige Verordnungen, um Wölfe abzuschießen. Seit Inkrafttreten der ersten Verordnungen wurden bereits 13 Wölfe getötet, 12 davon im laufenden Jahr. Bei einem Bestand von etwa 70 Individuen bedeutet das eine erhebliche Schwächung der Population.