EU-Verbot extrem klimaschädlicher F-Gase in Kühlschränken

EU-Verbot extrem klimaschädlicher F-Gase in Kühlschränken

Am Dienstag, 16.1.2024, billigte das EU-Parlament neue Vorschriften zur Minimierung der Emissionen von fluorierten Gasen (F-Gasen) in Wärmepumpen, Kühlschränken und Klimaanlagen. Die mit dem Ministerrat abgestimmte Einigung sieht ein schrittweises Verbot bis 2050 vor. Ab 2026 dürfen neue Haushaltskühlschränke keine F-Gase mehr zur Kühlung verwenden. Ab 2027 gilt das F-Gasverbot für Klimaanlagen.

Was sind F-Gase überhaupt?

F-Gase sind für rund 2,5% der EU-weiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sie sind zum Teil wesentlich klimaschädlicher als CO2.

Dazu zählen:

Fluorierte Treibhausgase wie

teilfluorierte Kohlenwasserstoffe,
perfluorierte Kohlenwasserstoffe FKW/PFC,
Schwefelhexafluorid SF6  (25.000-mal klimaschädlicher als CO2) und
Stickstofftrifluorid NF3

die in Kühlschränken, Klimaanlagen, Wärmepumpen, Brandschutz, Schaumstoffen oder elektrischen Schaltanlagen verwendet werden und

ozonabbauende Stoffe, wie

Halone (die in Feuerlöschern verwendet werden),
Methylbromid (zur Schädlingsbekämpfung) und
teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe H-FKW/HFC

die in Kühlschränken und Klimaanlagen verwendet werden.

F-Gase sind vom Menschen verursachte Treibhausgase (THG) mit hohem Erderwärmungspotenzial. Die Emissionen dieser Gase müssen weiter reduziert werden, um einen Beitrag zu den Klimazielen der EU zu leisten und die internationalen Vereinbarungen (das Montrealer Protokoll und die damit verbundene Kigali-Änderung) einzuhalten.

 

Abstimmungsergebnis über fluorierte Gase

Mit 457 Ja-Stimmen, 92 Nein-Stimmen und 32 Enthaltungen billigten die Abgeordneten eine mit dem Rat erzielte Einigung zur weiteren Reduzierung der Emissionen von fluorierten Gasen.

Der Text sieht einen vollständigen Ausstieg aus den teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) bis 2050 vor,
einschließlich eines Zeitplans zur Reduzierung der EU-Verbrauchsquote zwischen 2024 und 2049, wobei bis 2032 eine Reduktion um 80%  der Anzahl zugelassener F-Gase geplant ist.
Für Klimaanlagen und einige Wärmepumpen gilt das F-Gasverbot von 2027 an
Zusätzlich werden strikte Vorgaben eingeführt, die den Verkauf von Produkten in der EU verbieten, die F-Gase beinhalten.
Ferner werden konkrete Fristen für den Ausstieg aus der Nutzung von F-Gasen in jenen Branchen festgesetzt, in denen eine Umstellung auf Alternativen technologisch und wirtschaftlich machbar ist, wie z. B. bei Haushaltskühlgeräten, Klimaanlagen und Wärmepumpen.

 

Abstimmungsergebnis von ozonabbauenden Stoffen

Die Vereinbarung zur Senkung der Emissionen von ozonabbauenden Stoffen (ODS) wurde mit 538 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen und 13 Enthaltungen angenommen.

Mit dem Gesetz werden Anforderungen zur Rückgewinnung und zum Recycling solcher Stoffe in Baumaterialien bei Renovierungen eingeführt – insbesondere in Isolierschäumen –, die die Hauptquelle der verbleibenden ODS-Emissionen in der EU darstellen.
Außerdem werden strenge Ausnahmeregelungen für die Verwendung dieser Stoffe als Ausgangsmaterial (zur Herstellung anderer Stoffe, z. B. in der pharmazeutischen oder chemischen Industrie), als Verarbeitungshilfsstoffe, in Labors und zum Brandschutz eingeführt.

 

Der parlamentarische Verhandlungsführer für das neue Gesetz, Bas Eickhout (Grüne/EFA, NL), sagte: „Ein Ende der F-Gase ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur, weil diese Gase extrem klimaschädlich sind, sondern auch, weil wir Klarheit und Investitionssicherheit für die Industrie schaffen. Europäische Unternehmen sind bereits Vorreiter bei der Entwicklung sauberer Alternativen zu F-Gasen, so dass dieses Gesetz gut für das Klima und die europäische Wirtschaft sein wird.“

Mit der Entscheidung werde verhindert, dass gerade die für die Energiewende entscheidenden Wärmepumpen auf Dauer schädliche Chemikalien ausstoßen, erklärte Eickhout zudem.

Berichterstatterin Jessica Polfjärd (EVP, SE) sagte: „Die Beendigung der Emissionen von ozonabbauenden Stoffen ist entscheidend, um Gesundheits- und Umweltschäden durch eine beschädigte Ozonschicht zu verhindern, und trägt zur Einsparung von Treibhausgasen im Einklang mit dem Klimaziel der Europäischen Union bei.“

Für die Organisation Europäisches Umweltbüro (EEB) handelt es um einem „historischen“ Erfolg für Gesundheit und Umwelt. Die EU setze auf internationaler Ebene „beispiellose Umweltstandards“, meinte die Organisation zum Abstimmungsergebnis.

 

Nächste Schritte

Nach den Schlussabstimmungen im Plenum muss der Rat die Texte noch förmlich billigen, bevor sie im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden.

Mit der Annahme dieses Berichts reagiert das Parlament auf die Erwartungen der Bürger an die EU, den Übergang zu einem nachhaltigen und widerstandsfähigen Wachstumsmodell zu unterstützen und umweltfreundlichere Produktionsprozesse zu fördern.

Verpflichtende Mehrwegquote und neues Pfandsystem auf Einwegflaschen

Verpflichtende Mehrwegquote und neues Pfandsystem auf Einwegflaschen

Am 1. Jänner 2025 wird das Pfandsystem auf Einweggetränkeverpackungen in Österreich eingeführt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Zusätzlich müssen ab 2024 alle Lebensmittelfilialen, die größer als 400m² sind, schrittweise Getränke in Mehrwegverpackungen anbieten. Jedes Jahr fallen in Österreich mehr als 900.000 Tonnen Plastikmüll an, davon rund 50.000 Tonnen an Getränkeverpackungen. Das sind beinahe 2,5 Milliarden Flaschen und Dosen. Die beschlossene Novelle für das neue Abfallwirtschaftsgesetz setzt auf Einwegpfand für Plastikflaschen und Dosen sowie ein verbindliches Mehrwegangebot in allen Geschäften.

 

Die Mehrwegquote wieder erhöhen

Im Vergleich zum Jahr 1995, als wir noch eine Mehrwegquote von 80 Prozent hatten, liegt die momentane Quote bei 19 Prozent, so das BMK (Stand 2020). Wir haben als in den letzten Jahrzehnten diesbzeüglich durch die Aufhebung der gesetzlichen Mehrwegregeleung einen großen Rückschritt gemacht und versuchen diesen nun schrittweise wieder zu revidieren.

 

Vorteile der verbindlichen Mehrwegquote

Alle Filialen des Lebensmittelhandels, die größer als 400 m² sind, müssen ab 2024 schrittweise Getränke in Mehrwegverpackungen anbieten. Dies umfasst sämtliche Getränkekategorien: Bier- und Biermischgetränke, Mineralwasser, alkoholfreie Erfrischungsgetränke (wie z.B Limonaden), Säfte und Milch. Bis 2030 sollen 30 Prozent der in Österreich verkauften Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt sein.

Wahlfreiheit für Konsumentinnen und Konsumenten: In jedem Geschäft in Österreich wird in Zukunft Mehrweg erhältlich sein.
Mehrweggebinde wie Glasflaschen helfen, die Menge an Plastikmüll deutlich zu reduzieren. Sie können bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden – dies spart Energie und Ressourcen.

 

Um die Einführung auch im Handel gut vorzubereiten und umzusetzen, erfolgt die Mehrwegverpflichtung schrittweise. Ab 2024 muss in mindestens jeder dritten Filiale eines Unternehmens Mehrweg angeboten werden, ab 2025 in 90 Prozent. Mit Jahresende 2025 gilt die Mehrwegquote auch für die restlichen Filialen.

 

Das neue Einwegpfand

Jede Verkaufsstelle in Österreich, die Getränke in PET-Flaschen oder Aludosen an Letztverbraucher:innen verkauft, nimmt am Pfandsystem teil und muss, auch die leeren Pfandgebinde zurücknehmen und den Pfandbetrag (25 Cent pro Stück) an die Konsument:innen auszahlen – egal ob Supermarkt, Bäckerei , Drogeriemarkt oder Gastronomiebetrieb.

 

Aber auch Produzent:innen und Importeur:innen von Getränkeverpackungen haben eine große Verpflichtung. Damit sie ihre Produkte weiter in den Verkehr bringen dürfen, müssen sie diese rechtzeitig für das Pfandsystem registrieren und die Etiketten bzw. Dosen überarbeiten. Für viele Betriebe bedeutet dies eine große Veränderung und Vorbereitungen, die bis 2025 umgesetzt werden müssen.

 

Die Pfand-Verordnung definiert die wichtigsten Eckpunkte:

Umfang und Pfandhöhe:

Das Pfand gilt für alle Getränkearten mit Ausnahme von Milch und Milchmixgetränken und für alle Gebinde mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Liter.
Die Pfandhöhe beträgt einheitlich 25 Cent, unabhängig vom Material oder der Größe des Gebindes.
Alle Pfandgebinde sind mit einem einheitlichen Pfandsymbol gekennzeichnet.

Verpflichtete:

Produzent:innen und Importeur:innen (Erstinverkehrsetzer:innen) sind verpflichtet, das Pfand beim Verkauf ihrer Getränke in Einweggebinden aus Kunststoff oder Metall einzuheben.
Letztvertreiber:innen sind zur Rücknahme von leeren Gebinden verpflichtet; jene Verkaufsstellen, die Leergebinde manuell (ohne Rücknahmeautomaten) zurücknehmen, müssen nur solche Gebinde zurücknehmen, die sie hinsichtlich Material und Größe auch anbieten und auch nur so viel, wie sie üblicherweise an einzelne Kund:innen verkaufen.
Die Aufwände der Rücknahmestellen werden durch eine Gebühr je Stück (Handling Fee) abgegolten.

 

Vorteile des Einwegpfands

Einwegpfand senkt die Steuerlast. Bis 2029 müssen laut EU-Vorgaben 90 Prozent der Kunststoffgetränkeverpackungen getrennt gesammelt werden. Derzeit liegt Österreich bei rund 70 Prozent. Durch die Einführung eines Einwegpfandes erhöht sich die Recyclingquote und Österreich muss weniger Plastiksteuer an die EU zahlen.

 

Nur durch die sortenreine Sammlung können sogenannte Rezyklate, also wieder aufbereitete Kunststoffabfälle, gewonnen werden, die für Lebensmittel zugelassen sind. Ab 2025 müssen 25 Prozent Rezyklatanteil in PET- Flaschen enthalten sein. Deutschland hat bereits einen anteil von 40% erreicht und ist damit Vorreiter. Aktuell importieren österreichische Getränkehersteller und -abfüller lebensmitteltaugliche Kunststoffrezyklate in großen Mengen, da diese am österreichischen Markt nicht verfügbar sind. Damit wird der Ausbau der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft vorangetrieben. „Der beste Weg, Kunststoffabfälle zu reduzieren, liegt im Auf- und Ausbau einer Kreislaufwirtschaft. Wir müssen die hohe Rezyklierbarkeit des Werkstoffes ausnützen und ihn so oft wie möglich im Kreislauf führen“, so könnten Ressourcen und Energie gespart werden, meint dazu Christian Gründling, stellvertretender Geschäftsführer  des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO). Kunststoffe können neben recycelt allerdings auch ganz neuer Nutzung durch Kreislaufwirtschaft zugeführt werden. Die Ideen sind mannigfaltig. Einen ersten Eindruck diesbezüglich erhält man bei unserem Artikel rund um den Dokumentarfilm „Kreislauf des Lebens“.

 

Für Konsumentinnen und Konsumenten wird es einfacher richtig zu recyceln. Die meisten Flaschen können einfach im Geschäft zurückgegeben werden und werden dann wiederverwertet.

 

Wichtig ist dabei, dass die Sammlungs-, Sortierungs-, und Recyclingkapazität für Plastik-Verpackungen und Einwegplastik-Produkte dementsprechend erhöht und eine hohe Materialqualität erreicht werden. Dies ist im Europäischen Plastik-Pakt, dem Österreich 2020 beigetreten ist, ebenfalls vorgesehen.

 

Herstellerabgabe

Als dritten Teil des sogenannten 3-Punkte-Plans zur Reduktion des Plastikmülls in Österreich ist eine Herstellerabgabe von 80 Cent pro Kilogramm in Verkehr gebrachter Plastikverpackungen vorgesehen. Damit würden die Verursacher zur Verantwortung gezogen. Ob diese Abgabe bereits eingeführt wurde, konnten wir bis dato nicht eruieren.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Ich bin gespannt, inwieweit das Pfand von 25 Cent die Menschen dazu motivieren wird, die PET-Flaschen zurückzutragen. Die Erhöhung der Mehrwegquote und die Wiedereinführung von Glasflaschen statt Plastikflaschen erachten wir als eine sehr sinnvolle Aktion, bei der wir eigentlich nur bedauern, dass dieses System jemals eingestellt wurde. Wir hoffen auch sehr darauf, dass wieder vermehrt Monomaterialien zu Verpackungszwecken verwendet werden, denn die immer kreativer werdenden Verbundmaterialien – neuerdings Pappe mit irgendwelchen hauchdünnen Kunststoffschichten – sind reichlich komplex bei der Trennung und Wiederverwertung. Und uns Konsumentinnen wird es oftmals schwer gemacht zu verstehen, wie wir sie entsorgen müssen.

 

Quellen:

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zu Erlass Pfandverordnung

Recycling Pfand Österreich

„Die erste Generation, die einen nachhaltigen Planeten schaffen kann“

„Die erste Generation, die einen nachhaltigen Planeten schaffen kann“

So lautet der Untertitel eines neuen Buchs von Klimaexpertin und Statistikerin in Oxford, Hanna Ritchie. Der Titel lautet „Not the End of the World“ , will den Blick auf die guten Aspekte in der Klimakrise lenken und diese mit Daten untermauern. „Durch die Kombination von wissenschaftlichem Fachwissen und überzeugenden Statistiken bietet die Forscherin aus Oxford ein Gegenmittel gegen Schwarzmaler, die nichts tun“, fasst Kirkus Reviews die Grundaussage des Buches zusammen. Im Deutschen wird das Buch diesen März erscheinen.

 
„Als ich noch ein Teenager war, dachte ich, dass die meisten von uns an den Folgen des Klimawandels sterben würden.“

Hannah Ritchie

 

 

Die Arbeit mit Daten und Fakten hat die Autorin allerdings gelehrt, dass es mehr Gründe zur Hoffnung als zur Verzweiflung über den Klimawandel gibt – und warum eine wirklich nachhaltige Welt bereits recht nahe ist. Ritchie ist leitende Forscherin bei der bahnbrechenden Website Our World in Data, die von der Universität Oxford betrieben wird.

 

Ritchie war mit ihrer anfänglichen Unwissenheit nicht allein. In der Gapminder Misconception Study 2017 wurden der Öffentlichkeit in 14 Ländern 12 Schlüsselfragen gestellt, eine davon war:

Wie hat sich die Zahl der jährlichen Todesfälle durch Naturkatastrophen in den letzten 100 Jahren verändert?

a) Mehr als verdoppelt
b) ist mehr oder weniger gleich geblieben
c) Auf weniger als die Hälfte gesunken

Nur 10 % gaben die richtige Antwort: c). Die beliebteste Antwort, 48 % der Stimmen, war a).

 

Wir kommen dem richtigen Pfad immer näher und näher

Im Interview mit TheGuardian sagt die Datenexpertin: „Mein Blickwinkel änderte sich schnell, nachdem ich die Daten und nicht die Schlagzeilen studiert hatte. Ich konzentrierte mich nicht darauf, wo wir heute stehen, sondern auf das Tempo, mit dem sich die Dinge in den letzten Jahren entwickelt haben, und was das für die Zukunft bedeutet. Eine Organisation – der Climate Action Tracker – verfolgt die Klimapolitik eines jeden Landes sowie dessen Zusagen und Ziele. Sie kombiniert sie alle, um zu zeigen, was mit dem globalen Klima passieren wird. Bei Our World in Data skizziere ich diese zukünftigen Klimapfade und aktualisiere sie jedes Jahr. Jedes Mal kommen sie den Pfaden, die wir einschlagen müssten, um unter 2°C zu bleiben, näher und näher.“

 

Blick auf die Welt durch Hans Rosling verändert

Besonders ihre Auseinandersetzung mit dem schwedischen Gesundheitsexperten Hans Rosling hat ihren Blick auf die Welt nachhaltig verändert. Der 2017 verstorbene Rosling gehörte neben dem Kognitionspsychologen Steven Pinker zu den so genannten „großen Optimisten“. Wie Pinker versuchte er, einen Kontrapunkt zu dem schleichenden Gefühl der globalen Untergangsstimmung zu setzen – was er als „überdramatische Weltsicht“ bezeichnete -, das viele von uns in den letzten Jahrzehnten überkommen hat. Er argumentierte mit vielen guten Beweisen, dass die Armut zurückgeht, dass sich die globale Gesundheit verbessert und dass viele der Dinge, von denen wir dachten, dass sie mit dem Planeten nicht in Ordnung sind, tatsächlich in Ordnung sind. Rosling war bis zu seinem Tod der wohl bekannteste Wissenschafter Schwedens.

„Wir haben ein verzerrtes Bild der Welt. Wenn wir etwas nicht wissen, tippen wir auf die schlechteste Möglichkeit“

 Hans Rosling

Das posthum erschienene Buch „Factfulness“, das sein Sohn und dessen Ehefrau zu Ende führten, ist ein Plädoyer für den Fortschritt und für die heilende Wirkung fundierter Fakten.

 

Die Energiewende passiert vielfach hinter den Kulissen

„Die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen solche Katastrophen. Aber was häufig übersehen wird, ist die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge jetzt schon verändern. Vieles findet quasi hinter den Kulissen statt, denn ein großer Teil der Menschen kennt die Daten nicht, die zeigen, wie schnell die Energiewende voranschreitet. China ist ein gutes Beispiel. Das Land wird allein in diesem Jahr so viele Sonnen- und Windenergiesysteme installieren, dass sich damit das gesamte Stromnetz Großbritanniens betreiben ließe. In einem einzigen Jahr! Das Tempo des Wandels hat erheblich zugenommen.“ meint Ritchie in ihrer Erklärunng, warum sie mittlerweile optimistisch gestimmt ist, was unsere Zukunft betrifft.

 

„Wenn wir einige Schritte zurückgehen, können wir etwas wirklich Radikales, Spielveränderndes und Lebensspendendes erkennen: Die Menschheit ist in einer wirklich einzigartigen Position, um eine nachhaltige Welt aufzubauen.“

schreibt sie in ihrem Buch

 

Zum Ausbau von erneuerbaren Energien versus fossilen Kraftwerken erklärt Ritchie im Interview mit DerStandard: „Der Bau von Solar- und Windkraftanlagen schreitet aber viel schneller voran. Sie sind pro Energieeinheit zwar günstiger als fossile Kraftwerke, aber die Vorlaufkosten sind bei erneuerbaren Energien höher. Wenn Sie eine Wind- oder Solaranlage bauen, fallen fast alle Kosten im Voraus an, dafür läuft das Ding fast kostenlos, wenn es erst einmal installiert ist. Das ist ein Problem für einkommensschwache Staaten.“

 

Buchkritiker nicht überzeugt von soviel Optimismus

In seiner Buchrezension sieht der TheGuardian-Kolumnist John Crace auch Schwachpunkte des Buches, indem er schreibt: „Sie geht nicht auf die Dinge ein, die mich nachts wirklich wach halten: die innenpolitischen und geopolitischen Hindernisse sowie die angeborenen Voreingenommenheiten und Eigenheiten unseres Gehirns, die zusammengenommen dazu führen, dass Umweltfragen so schwer zu lösen sind. Wir wissen heute, dass der Mensch nicht gerne etwas aufgibt; wir haben Angst, das zu verlieren, was wir bereits haben, und wir haben Angst vor Veränderungen. Wir sind brillant darin, Dinge zu erfinden und große Sprünge in der Vorstellungskraft zu machen, aber wir sind schrecklich darin, in die Zukunft zu schauen und die mit diesen Erfindungen verbundenen Risiken zu verstehen.“

 

Am Ende seiner Kolumne schreibt er meiner Ansicht nach sehr weise Worte, indem er meint, dass wir beides benötigen: Optimisten wie Ritchie, die sich sicher sind, dass wir das Blatt wenden und eine enkeltaugliche Welt schaffen können. Andererseits auch Pessimisten wie Klimaexpert:innen, Journalist:innen und Aktivist:innen mit ihren eindringlichen Warnungen und roten Fahnen, diejenigen, die laut Rosling eine „überdramatische Weltsicht“ haben.

 

Ritchie hält nichts von reißerischen Berichten und Schwarzmalerei

Die Buchautorin und Forscherin hat scharfe Worte für Journalisten, die auf der Suche nach einer reißerischen Schlagzeile ein paar Zeilen aus einem detaillierten wissenschaftlichen Bericht aus dem Zusammenhang reißen, und für jene Menschen, die scheinbar entschlossen sind, das Schlimmste zu glauben. „Schwarzmaler sind nicht an Lösungen interessiert“, sagt sie. „Sie haben bereits aufgegeben. Sie versuchen oft, sich ihnen in den Weg zu stellen“. Ignorieren Sie sie, empfiehlt Ritchie, und machen Sie sich stattdessen an die Arbeit. Ein Aufruf an uns alle und besonders an Medien, Fakten und Daten sprechen zu lassen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Bücher:

Hans Rosling/ Anna Rosling Rönnl/ Ola Rosling: „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“
Übersetzt von Hans Freundl, Hans-Peter Remmler und Albrecht Schreiber
Ullstein, Berlin 2018
Hannah Ritchie: „Not the end of the world: How we can be the first generation to biuld a sustaiable planet“
Herausgeber: Little, Brown Spark (Im Deutschen erhältlich ab März 2024)
Venedig – Sorgenkind und Geldmaschine

Venedig – Sorgenkind und Geldmaschine

Bei mittlerweile weniger als 50.000 ständigen Einwohnern in der Altstadt und dabei an manchen Tagen doppelt so vielen Besuchern, ist das Gleichgewicht wohl nicht mehr gegeben. Dieses wieder herzustellen ist nachvollziehbares Ziel der verbliebenen Venezianer.

 

Nicht nur Touristenmassen und damit einhergehende Überteuerung verschlechtern die Lebensqualität der Venezianer in der Lagunenstadt. Die Ausweidete Stadt hat ein massives Müllproblem und noch viele andere. Die Bewohner wandern ab – was bleibt ist ein Gerippe aus Ferienwohnungen, Hotels und Souvenirläden.

Nun werden Maßnahmen ergriffen.

Verbot für geführte Reisegruppen über 25 Personen

In der letzten Gemeinderatssitzung wurde eine Beschränkung von geführten Reisegruppen auf maximal 25 Personen beschlossen.

Des Weiteren ist der längere Aufenthalt auf Brücken und in Gassen verboten.

Auch die Verwendung von Lautsprechern ist untersagt.

Das gilt auch für die Inseln Murano, Burano und Torcello und soll auch deren Bewohner vor Lärm und Belästigung schützen.

Eintrittsgebühr für die Altstadt

Vom Markusplatz zum Rialto ist in der Hauptsaison die Hölle in einer Intensität los, dass es schwer mit einem Alltagsleben der Bewohner der Lagune vereinbar ist.

Eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen ist nun eine neue Maßnahme, das Gleichgewicht wieder herzustellen. So wird ab April 2024 eine Gebühr von fünf Euro pro Person eingehoben.

Das Problem der Tagestouristen ist den Venezianern ein besonderer Dorn im Auge. Sie bleiben kurz, lassen wenig Geld und viel Müll da und bevölkern die ausgetretenen Touristenpfade.

 

pro.earth-Fazit

Venedig ist eine Reise wert – ihm die Wertschätzung entgegenzubringen und ein paar Tage zu verweilen zahlt sich absolut aus. Wir empfehlen natürlich für dieses Vorhaben die Nebensaison.

Das Thema ist, wie in all den Hochburgen des Tourismus, sehr heikel zumal die Besucher natürlich auch Haupteinnahmequelle sind. Wird die Stadt aber dadurch ausgehöhlt, bleibt von ihr nur noch eine Kulisse, die zu besuchen eher den Charme eines Ausflugs in eine Filmstadt hat.

Pflanzen nehmen größeren Schaden von Dürreperioden als ursprünglich gedacht

Pflanzen nehmen größeren Schaden von Dürreperioden als ursprünglich gedacht

Dass Trockenheit Pflanzen schadet, war uns bewusst – das Ausmaß nicht. Seit einer internationalen Studie mit Beteiligung der Universität Innsbruck ist nun bekannt, dass extreme Dürren das Pflanzenwachstum um 60 Prozent reduzieren.

 
„Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse mit beispielloser Präzision, dass die globalen Auswirkungen der prognostizierten Zunahme der Trockenheit erheblich unterschätzt wurden“, so ist es in der im Fachblatt „PNAS“, in dem die Studie veröffentlicht wurde, zu lesen.
Standardisiert künstlich erzeugte Dürren über ein Jahr lang wurden auf sechs Kontinenten an hundert Standorten untersucht. Unter anderem waren auch Standorte in Deutschland oder der Schweiz dabei.

Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck war Teil des Forscherteams.

 

Wiesen

Beispielsweise wurden vom Team der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH-AFL) im schweizerischen Thun sechs Wiesenflächen mit Plexiglas-Lamellen überdacht, damit rund 33 Prozent weniger Regen auf den Boden gelangen konnte als üblich.

Das war die Simulation der exakten Menge des Jahresniederschlags des trockensten Jahres der letzten hundert Jahre.

Als „Kontrollflächen“ dienten sechs weitere, gleich große, ohne Plexiglas-Dach.

Die Artenzusammensetzung und die Funktion des Ökosystems vor, während und nach der simulierten Trockenheit wurden genau erfasst. Ergebnis war, dass die Flächen mit extremen Dürren um rund 60 Prozent reduziertes Pflanzenwachstum hervorbringen konnten.

 

Neuer Multiplikator der Klimakrise

Da Grasländer und Buschsteppen mehr als 40 Prozent der eisfreien Landfläche der Erde bedecken und als solche eine wichtige Kohlenstoffbindende Aufgabe haben (sie speichern mehr als 30 Prozent des globalen Kohlenstoffvorrats), hat ihr Verschwinden im Zuge intensiverer Dürreperioden große Auswirkungen auf das Weltklima, so der an der Studie beteiligte Ökologe Andreas Stampfli.

Wir müssen menschliches Leben und Handeln neu denken

Wir müssen menschliches Leben und Handeln neu denken

Mir blieb der Satz von Dr. Friederike Otto, dass wir neue Narrative, wie unsere Welt aussehen soll, brauchen, hängen und beschäftigt mich seitdem innerlich sehr. In der pro.earth Redaktion sind Gegenmodelle zu unserem momentanen linearen, auf Wachstum und Gewinn ausgerichteten System, also alle möglichen enkeltaugliche Szenarien schon immer ein Thema. Heute will ich euch ein solches Szenario, eigentlich einen Dokumentarfilm von arte, der dieses Thema aufgreift und vertieft, vorstellen. Darin geht es um den Kreislauf des Lebens und weiterführend auf unser Wirtschaftssystems umgemünzt, die Kreislaufwirtschaft.

 

Die Gaia-Hypothese

Dem zugrunde liegt die sogenannte „Gaia-Hypothese“, bei der davon ausgegangen wird, dass das Leben auf der Erde in selbstregulierenden Zyklen abläuft und alles miteinander verbunden ist. Diese stellte der Chemiker, Biophysiker und Mediziner James Lovelock, der 104 Jahre alt wurde, in den 1970er Jahren zusammen mit der Mikrobiologin Lynn Margulis auf. Die Erde ist ihrer Theorie nach eine Art Lebewesen, ein großer Organismus. Anhand des über Millionen Jahren stabil gebliebenen Salzgehalts der Meere, des Sauerstoffgehalts der Luft und der klimatologischen Schwankungen folgerten die beiden Wissenschafter, dass Verbindungen zwischen allen leblosen und lebendigen Bestandteilen der Erde bestehen, die diese Parameter in einem für die Erdlebewesen günstigen Gleichgewichtszustand halten. „Es besteht nur eine Abstufung in der Intensität, die von der ‚materiellen‘ Umgebung der Steine und der Atmosphäre bis zu den lebenden Zellen reicht.“, so der Chemiker.

„Der Name leitet sich von Gaia, der Großen Mutter in der griechischen Mythologie, ab. Die Gaia-Hypothese motivierte ihrerseits Beschäftigungsfelder wie Geophysiologie, die Landschaftsökologie in einen holistischen Kontext stellt.“, erklärt Wikipedia.

 

Arte-Dokumentation “ Kreislauf des Lebens – die Gaia-Hypothese“

In der arte -Dokumentation wird die Geschichte von vier Visionären und Visionärinnen aus aller Welt erzählt, „deren Denken das Konzept der Kreislaufwirtschaft prägt und beeinflusst – der 102-jährige Erfinder Dr. James Lovelock, die Biomimikry-Biologin Janine Benyus, der Ingenieur und Designer Arthur Huang und der Finanzier John Fullerton. Die außergewöhnlichen Erfahrungen dieser sehr unterschiedlichen Menschen haben die Art und Weise verändert, wie sie über die Zukunft der Menschheit denken.“, so arte im Beitext. Diese außergewöhnlichen Menschen bewerten viele Aktivitäten und Denkmuster neu und zeigen uns, wie unsere Nahrung, unsere Städte, unser Finanzsystem, ja sogar die Modeindustrie zukünftig aussehen könnten, wenn wir dabei die Kapazitäten der Erde und den Grundgedanken, dass es keinen Abfall, sondern nur wertvolle Ressourcen gibt, berücksichtigen würden.

 

Die einzelnen porträtierten Persönlichkeiten

James Lovelock, Vater der Gaia-Hypothese

In hohem Greisenalter kommt James Lovelock zu Wort und beschreibt seinen Weg bis zu dieser Hypothese. Ein beeindruckender Mensch, wie ich finde. Er wurde am letzten Tag des 2. Weltkriegs 1918 beboren und starb 2022 im Sommer. Er erzählt in der Doku wie er mit vier Jahren von seinem meist abwesenden Vater eine Kiste mit verschiedensten Elektroschrotteilen bekam und dieser ihn ermunterte, was er auch immer wolle, daraus zu basteln. Dies spornte ihn unglaublich an und er vertiefte sein Verständnis für die Funktionsweise vieler Geräte und auch zum Beispiel Elektritzität. In den frühen 60er Jahren arbeitete er für die NASA vorallem an der Frage, wie man auf Grund der Analyse der Oberflächen und Atmosphären von Planeten eventuell feststellen könnte, ob es auf diesen Planeten Leben gibt oder nicht.

 

Biomimikry-Biologin Janine Benyus

In der Doku erfährt man, dass ihr Vater ihr mit 11 Jahren ein Profi-Mikroskop sogar mit Namensschild und den dazugehörigen Reagenzgläsern und Glasblättchen sowie einem Buch über die professionelle Verwendung von Mikroskopen schenkte und ihr damit eine neue Welt eröffnete. Mit einem einzigen Tropen Teichwasser konnte sie unzählige mikroskopisch kleine Tierchen beobachten. Dies war der Beginn ihres lebenslangen Interesses an biologischen Vorgängen.

 

Benyus prägte den Begriff Biomimikry ihrem Buch „Biomimicry: Innovation Inspired by Nature“, und gründete in den 1990er Jahren auch das erste Biomimikry-Institut. Dabei geht es darum, „von der Natur zu lernen, um menschliche Probleme durch nachhaltige Innovationen zu lösen. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „bios“ (Leben) und „mimese“ (Nachahmen) zusammen. Teilweise wird auch von Biomimetics (deutsch Biomimetik) gesprochen.“, schreibt die Website linetocircle.

 

Verbindung zwischen Biomimicry und Kreislaufwirtschaft

„Auch das Konzept der Kreislaufwirtschaft basiert letztendlich auf den Kreisläufen in der Natur, wodurch es eng mit der Idee von Biomimicry verbunden ist. Die Nachahmung der Natur ist aber auch ein guter Ansatz, um Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Denn für den Wandel von einer linearen Welt mit Abfall hin zu einer Kreislaufwirtschaft brauchen wir vor allem bessere Lösungen im Design von Produkten – und hier können wir von der Natur lernen.“ schreibt linetocircle weiter.

Wie sagt sie so wunderbar im Film: Der Abfall des einen kann der Rohstoff des anderen sein. Und nachdem alles im System vorhanden bleibt, sollten wir uns die Abfälle, die wir zum Beispiel in den Globalen Süden verschiffen, wieder herholen und sie als sehr wertvolle Ressource nutzen.

 

Arthur Huang und die Kreislaufwirtschaft

Der taiwandesische Architekt und Designer Arthur Huang wird ebenfalls porträtiert und sein Schaffen dargestellt. Plastikmüll besitzt ein unbegrenztes Potenzial der Wiederverwertung. Vor allem in der Kreislaufwirtschaft sieht er die Zukunft eines „Konsums ohne Verschwendung“.

 

Kreislaufwirtschaft beschreibt arte im Beitext zur Dokumentation sehr treffend so: “ … ein Wirtschaftssystem, das auf der Idee basiert, dass nichts verschwendet werden sollte. Es ist eine täuschend einfache Idee – und eine, die im Herzen der Natur und der natürlichen Welt liegt, aber sie ist weit entfernt von der Art und Weise, wie die meisten von uns unser Leben im 21. Jahrhundert leben – und sie hat das Potenzial, die Ressourcen unseres Planeten zu retten und uns vor den Verwüstungen des zukünftigen Klimawandels zu bewahren.

 

„Mit dem solarbetriebenen Trashpresso möchten wir Menschen inspirieren“, erzählt Architekt Arthur Huang seinen Grundansatz. „Indem wir Leuten den Prozess des Recyclings zeigen, auch wie sie selbst recyceln können, wollen wir einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein leisten – bis in die entlegensten Gegenden der Welt“.

 

Seine Ideen und Umsetzungen haben mich tief beeindruckt und auch wie weit er bereits ist – wie sein Haus mitsamt des gesamten Inventars, das aus Abfällen kreiert wurde – wie zum Beispiel die Vase aus alten Smartphone-Displays. Oder das Krankenhaus mit 96 Zimmern aus Abfällen – einfach großartig.

 

Finanzier John Fullerton

Er war mitten drin im kapitalistischen System als Managing Director von J.P. Morgan, wo er 18 Jahre lang tätig war, bevor er aus dem System ausstieg. Seit 2014 ist er Vollmitglied des Club of Rome und schrieb 2015 das Buch „Regenerative Capitalism: How Universal Principals And Patterns Will Shape Our New Economy“. Er gründete das Capital Institute, das sich selbst als Non-Profit-Organisation beschreibt, die das Finanzsystem durch ihr Netzwerk in der Privatwirtschaft sowie durch die Kooperation mit Akademikern aus unterschiedlichen Disziplinen verändern möchte. “Die universellen Muster und Prinzipien, die der Kosmos nutzt, um stabile, gesunde und nachhaltige Systeme in der realen Welt zu erschaffen, können und müssen genutzt werden als Modell für das Design von Wirtschaftssystemen.”, meint Fullerton.

 

In seiner Zukunftsvision werden wir von Konsument:innen zu Kund:innen. Ein Beispiel ist die Waschmaschine. Diese erhält man vom Hersteller „geliehen“, wird von diesem gewartet und repariert und am Ende ihrer Lebenszeit wieder zurückgenommen und deren Einzelteile neu verwertet. Unternehmen sehen sich also nicht mehr als Verkäufer von Sachen sondern stellen Dienstleistungen rund um Güter zur Verfügung. Ein anderes Beispiel kommt aus der Lebensmittelproduktion. Ein Unternehmen, in das Fullerton investiert hat, produziert Karpfen. Die nicht verkauften Teile der Fische werden Krabben verfüttert. Das Wasser aus der Krabbenzucht wiederum wird verwendet, um Paradeiser und Basilikum anzubauen. Zirkuläres Wirtschaften, das sich die Natur als Vorbild nimmt.

 

Diese Dokumentation hat Lust auf mehr gemacht. Und stimmt mich freudig auf das, was da kommen darf, wenn wir es zulassen. Was wir sollten. Wie ich finde.

Energiewende – Neue Regeln sorgen für zielgerichteten Ausbau der Netze und schnelleren Anschluss von Sonnenkraftwerken

Energiewende – Neue Regeln sorgen für zielgerichteten Ausbau der Netze und schnelleren Anschluss von Sonnenkraftwerken

Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) schafft einen zeitgemäßen Rechtsrahmen für den österreichischen Strommarkt und bringt klare Regeln für den gezielten und schnellen Ausbau der Stromnetze. Künftig werden auch die regionalen Verteilnetzbetreiber zur Vorlage von zehnjährigen Ausbauplänen verpflichtet. Das ist von großer Bedeutung, um die notwendige Infrastruktur für die Energiewende zur Verfügung zu stellen.

 

Zudem soll es künftig mehr Transparenz über verfügbare Netzanschlusskapazitäten geben. Der Strom, der in den grünen Kraftwerken in unserem gesamten Land produziert wird, soll auch dort ankommen, wo er gebraucht wird. Und alle die mit ihrer eigenen Photovoltaikanlage einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen, werden damit unterstützt.

 

Auch die Möglichkeiten zur Eigenversorgung mit grünem Strom werden weiter ausgebaut und besser abgesichert und die Rechte von Endkund:innen werden gestärkt. So kann die Teilnahme an einer Energiegemeinschaft durch den Lieferanten künftig nicht mehr unterbunden werden.

“Moderne und leistungsfähige Stromnetze sind für die Energiewende unerlässlich. Mit dem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz schaffen wir nun bessere Regeln für den Ausbau. Künftig braucht es auch auf der regionalen Ebene langfristige Entwicklungspläne für die Netze, wir erleichtern den Anschluss für neue, grüne Kraftwerke und wir stärken die Rechte der Kundinnen und Kunden. Ein rundes Paket und der nächste Schritt am Weg zu einem klimaneutralen Stromsystem für unser Land“, freut sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

„Der rasche Ausbau der Energie-Infrastruktur ist entscheidend für Unternehmen als auch für Konsumentinnen und Konsumenten. Wir müssen gerade jene Maßnahmen unterstützten, die Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten setzen, um die Energiewende gemeinsam voranzutreiben. Mit dem Entwurf für das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) erreicht die Bundesregierung die wichtige Modernisierung des Strommarktes und setzt die nächsten Schritte bei der Energiewende. Das Gesetz schafft einen klaren zukunftsorientierten Rechtsrahmen für die Speicherung, die Erzeugung, und den Verbrauch von Energie aus erneuerbaren Quellen. Außerdem wird verbesserte Transparenz in Bezug auf Netzanschlusskapazitäten und die Datenverwaltung hergestellt, was wiederum Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten zugutekommt. Mit dem Begutachtungsstart des Gesetzes wird eine Arbeitsgruppe aus den zuständigen Ministerien und Sozialpartnern eingerichtet, die ein neues Modell aus Grundversorgung und Sozialtarif erarbeiten soll,“ betont Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
 

Das ElWG geht nun für sechs Wochen in Begutachtung – in dieser Zeit kann die Öffentlichkeit Stellungnahmen zum Entwurf abgeben. Nach Beschlussfassung als Regierungsvorlage soll der Gesetzesentwurf rasch an den Nationalrat übermittelt werden. Zur Beschlussfassung im Parlament ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.

Mit dem Begutachtungsstart wird zudem eine Arbeitsgruppe mit Vertreter:innen aus den zuständigen Ministerien, Sozialpartnern und der Energiebranche eingerichtet, die ein neues Modell der Grundversorgung unter besonderer Berücksichtigung einkommensschwacher Haushalte (Sozialtarif) erarbeiten soll. Dort sollen auch Weiterentwicklungen bei den Vorgaben für die Änderung von Preisen durch die Stromversorger diskutiert werden.

 

Studie zeigt: Klimaneutrale Industrie in Österreich bis 2040 ist machbar

Studie zeigt: Klimaneutrale Industrie in Österreich bis 2040 ist machbar

Klima- und Energiefonds präsentiert Wege der Transformation für zwölf Industriebranchen in Österreich.

 

Die Studie „transform.industry – Transformationspfade für eine klimaneutrale Industrie 2040 in Österreich“ zeigt verschiedene Lösungsansätze, die Klimaschutz mit Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit vereinbaren. Die vom Klima- und Energiefonds beauftragte Studie ist dotiert aus Mitteln des Klimaschutzministeriums (BMK).

Die Transformation der österreichischen Industrie ist ein zentrales Schlüsselelement, um die für Österreich geplante Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. In vier verschiedenen Szenarien werden Lösungsansätze analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Die Studie zeigt geeignete Technologien als Transformationspfade in zwölf verschiedenen Industriebranchen. Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Klima- und Energiefonds vom AIT Austrian Institute of Technology, der AEA Austrian Energy Agency, dem Lehrstuhl für Energieverbundtechnik der Montanuniversität Leoben und dem Energieinstitut der Johannes Kepler Universität.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Die Industrie der Zukunft ist eine grüne Industrie. Die Prozesse und Lösungen für diese globale Entwicklung sichern Arbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort für die Zukunft. Auf diesem Weg ist der Einsatz neuer Technologien ebenso zentral, wie auch weitere Forschung und Entwicklung. Die Ergebnisse der Studie ‚transform.industry‘ zeigen, wie eine klimafitte Industrie gelingen und dabei Österreich als Wirtschaftsstandort gestärkt werden kann. Mit dem Prozess ‚Klimaneutrale Industrie Österreich‘ schaffen wir gemeinsam mit der Industrie genau die richtigen Rahmenbedingungen, die es dafür braucht.“

Bernd Vogl, Klima- und Energiefonds-Geschäftsführer: „Der Umbau der österreichischen Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität ist herausfordernd. Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Maßnahmen und Kostenaufwendungen notwendig sind, um die Industrie zukunftsfähig und klimaneutral umzugestalten. Auf dieser Basis werden auch wir weiterarbeiten und unsere Angebote für die Industrie gestalten.“

Christian Schützenhofer, Projektkoordinator beim AIT – Austrian Institute of Technology: „Die im Rahmen der Studie gefundenen Lösungsansätze tragen alle zum Erreichen des österreichischen Klimaziels 2040 bei. Der Strombedarf der Industrie wird bis dahin signifikant steigen – der Ausbau erneuerbarer Energien und der dazu nötigen Infrastruktur, um diese zu transportieren, muss in den nächsten Jahren höchste Priorität haben.“

 

Einblicke in die Studie

Unter Berücksichtigung unterschiedlicher Formen der Energiebereitstellung wurde ein Verbrauchsmodell für die Industrie entwickelt. Die vier Szenarien „Erneuerbare Gase“, „Kreislaufwirtschaft“, „Innovation“ und „Sektorkopplung“ vergleichen und modellieren die maximale Ausprägung von Technologie- und Energieträger-Anwendungen. Die Resultate ermöglichen eine robuste Vorhersage des zukünftigen Energiebedarfes und prognostizieren die Anwendung und Verbreitung branchenspezifischer Technologien. Zusätzlich zu den Ergebnissen wurden beispielsweise folgende Handlungsempfehlungen formuliert:

Wertschöpfende Nutzung von Elektrizität und Biomasse
Planungssicherheit durch klare Rahmenbedingungen für die Technologietransformation
Ausbau nationaler Potenziale zur Stromgewinnung
Kohlenstoffabscheidung bzw. -speicherung oder -verwertung sind entscheidend für das Erreichen des Klimaziels

Zitronenbrathuhn – Sonne für die Küche

Zitronenbrathuhn – Sonne für die Küche

Bei ausgiebigen Griechenlandreisen in den 90er Jahren habe ich meine Schwäche für die Kombination von Huhn und Zitrone bemerkt. Die frische Säure der Zitrone gibt dem herzhaften und feinen Geschmack des Hühnerfleischs eine Note, die Suchtgefahr birgt. Hier also mein Parade-Brathuhn – ganz ohne Zugabe von Fett.

 

Wenn wir diese Tage nicht auf pudrigen Hängen verbringen dürfen, bringt uns die unerbittliche Kälte des Jänners und seine Dunkelheit Grenze des Wohlfühlens – zumindest bei mir ist das so.

Da muss ein Gericht her, das etwas  Sonne in unsere Küche und Gemüter bringt und gleichzeitig dem Winter herzhaft die Stirn bietet. Wenn es dann auch noch so einfach ist, kommt es ganz schnell in die Liga der Köstlichkeiten, die jederzeit aus dem Ärmel geschüttelt werden können.

Bei diesem Rezept möchten wir darauf hinweisen, dass wir tierische Produkte als kostbarste Güter betrachten, die nur selten und dann absolut verantwortungsvoll auf den Tisch kommen.

Nun können wir also mit dem Einkauf hochwertigster Zutaten beginnen:

🍋 Ein bratfertiges Huhn aus verantwortungsvoller, biologischer Haltung (zum Beispiel hier ab Hof bestellen)

🍋 2 Bio Zitronen (auch sie kann man online direkt bei Bio-Bauern bestellen oder auch im Supermarkt kaufen)

Nun ist es Zeit für eine Schürze, ein Glas guten Wein und die passende Playlist (bei mir Klaus Trabitsch Wintermusik), dann kann’s losgehen!

 

Was wir brauchen

1 bratfertiges Huhn

2 Zitronen

Salz, Pfeffer

wer möchte: etwas Rosmarin, eine Knoblauchzehe

 

Wie funktioniert’s?

🍋 Backrohr auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen

🍋 Huhn kalt abspülen, gut trockentupfen, den Bauch von Fetteinlagerungen befreien und innen und außen großzügig mit Salz und Pfeffer einreiben

🍋 Zitronen abspülen, abtrocknen und mit der flachen Hand mit sanftem Druck auf der Arbeitsfläche rollen und mit einer Spicknadel mehrmals anstechen

🍋 den Bauch des Huhns nun mit den Zitronen, wer möchte auch mit Rosmarin und einer geschälten Knoblauchzehe füllen

🍋 das gefüllte Huhn mit Küchengarn oder Spicknadeln verschließen und die Hühnerbeine mit Küchengarn vorsichtig (ohne die Haut zu verletzen) an den Gelänken zusammenbinden und so fixieren

🍋 nun geht’s mit der Brust nach unten in eine unbefettete (!!) Pfanne und ab ins obere Drittel des Backrohrs

🍋 nach 30 Minuten wenden und nochmal dasselbe (weitere 30 Minuten bei 180 Grad im oberen Drittel)

🍋 dann den Ofen auf 200 Grad erhitzen und das mittlerweile unwiederstehlich duftende Brathuhn noch 20 Minuten bis zur absoluten Idealknusprigkeitsstufe braten

🍋 beim Tranchieren die Zitronen am besten aufschneiden (mir ist schon einiges beim Draufdrücken passiert)

 

Mit Reis, Kartoffelpüree, Salat oder je nach Gusto kombinieren und von Herzen genießen!

 

Was tun mit den Resten?

Falls wider Erwarten etwas übrigbleibt, können die aromatischen Hühnerreste gut für einen herrlichen Hühnersalat (vielleicht auch mit Reisresten) verwendet werden. Ihr werdet staunen, wie gut der schmeckt!

 

 

 

 

 

Laut IEA müsste der Umstieg auf Erneuerbare viel schneller vonstattengehen

Laut IEA müsste der Umstieg auf Erneuerbare viel schneller vonstattengehen

Es ist spürbar – das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Umstiegs auf erneuerbare Energiequellen ist endlich da angekommen, wo es hingehört. Allein das Tempo lässt laut IEA noch zu wünschen übrig um die Emissionsreduktionsziele der COP28 zu erreichen.

 

Auch wenn im letzten Jahr das Wachstum beispiellos war, ist das noch zu langsam um die Kapaität an erneuerbarer Energie bis 2030 wie angestrebt zu verdreifachen.

 

Es geht voran

Weltweit nahm der Ausbau erneuerbarer Energiekapazitäten im letzten Jahr, so die IEA, im Vergleich zu 2022 um 50 Prozent auf fast 510 Gigawatt zu.

Drei Viertel davon ging in Richtung Photovoltaik.

Spitzenreiter war China. Dort wurden 2023 so viele Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen wie weltweit im Jahr 2022.

Bei Windenergie legte China im Vergleich zu 2022 um 66 Prozent zu.

Europa, die USA und Brasilien zogen mit Höchstständen nach.

Laut IEA-Direktor Fatih Birol, wäre der Ausbau erneuerbarer Energien auch in Schwellen- und Entwicklungsländern ein absolut wichtiger Faktor.

 

Und wo bleibt der Wasserstoff?

„Grüner“ Wasserstoff hinkt noch etwas hinterher.

Nachdem Solar- und Windenergie günstiger als neue fossile Kraftwerke sind, werden sie Kohle als wichtigste Stromquelle 2025 ablösen.

Wenn der momentan eingeschlagene politische Kurs beibehalten wird, können wir mit einem Wachstum erneuerbarer Energiequellen bis 2030 um das Zweieinhalbfache rechnen – das reicht nicht ganz.