Schlimmste Dürre in Spanien seit 100 Jahren

Schlimmste Dürre in Spanien seit 100 Jahren

Spanien ist stark von Klimaveränderungen betroffen. So hatte es sowohl im Dezember als Jänner im südlichen Teil des Landes fast 30 Grad, wo es normalerweise um die 17 bis 20 Grad haben sollte. In Katalonien wurde vor kurzem der Wassernotstand aufgrund eines bereits drei Jahre anhaltenden Wassermangels. Die Wasserreserven sind momentan viel zu niedrig. So sind die Staussen nur knapp zu 16% befüllt. Im Vergleich dazu waren es vor eineinhalb Jahren noch 60%. Die Bewohner Katalaniens dürfen pro Tag nur mehr 200 Liter Wasser verbrauchen. Besonders hart treffen die Beschränkungen die Landwirtschaft.

 

Der weltweite Wasserkreislauf ist einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge durch die Klimakrise aus dem Gleichgewicht geraten. In Spaniens Provinz Katalonien sind momentan rund sechs Millionen Menschen von der Wasserknappheit und den behördlichen Beschränkungen betroffen.  Seit 2. Februar dürfen die Bewohner:innen nur mehr 200 Liter pro Tag verbrauchen. Zum Vergleich: Für einmal Duschen braucht man rund 50 Liter, für ein Vollbad 180 Liter. Sollte der Wassermangel anhalten, wird die tägliche Wasserration auf 180 oder sogar 160 Liter reduziert werden. Das Waschen von Autos, Straßen und Gehwegen ist ebenso verboten, wie das Befüllen leerer Swimmingpools und das Bewässern von Gärten und Parks, außer mit wiederaufbereitetem Wasser.

 

 

Landwirt:innen sind besonders stark von den Maßnahmen betroffen und sollen ihren Wasserverbrauch um bis zu 80% reduzieren. Viele Betriebe der Region produzieren und exportieren Obst und Gemüse, dessen konventioneller Anbau viel Wasser benötigt. Die Viehwirtschaft muss ihren Wasserbedarf um 50% und die Industrie um 25% verringern, sonst drohen saftige Strafen bis zu 150.000 Euro.

 

Nachdem bereits  55 Prozent des in der Region genutzten Wassers aus Entsalzungs- oder Wiederaufbereitungsanlagen kommt, sieht die spanische Regierung keine schärferen Maßnahmen vor. Sie investiert Millionen für weitere Anlagen dieser Art.

 

 

Es sei die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor etwa einem Jahrhundert erklärte Kataloniens Regionalpräsident Pere Aragonès. In Katalonien regnete es in den letzten 40 Monaten viel zu wenig. Laut Expert:innen müsste es 90 Tage regnen, damit  sich der Grundwasserspiegel wieder erholen kann.

 

Nach Angaben des nationalen Wetterdienstes Aemet wären die rekordhohen Temperaturen ohne die klimatischen Veränderungen, die weltweit und in Spanien beobachtet würden, „viel weniger wahrscheinlich“. Den Angaben zufolge hat sich die Zahl der Hitzewellen in den vergangenen zehn Jahren in Spanien verdreifacht. Andere Wissenschaftler:innen sind sich sicher, dass die vermehrten Hitzewellen der Klimakrise geschuldet sind.

 

 

Unser pro.earth.Fazit:

Wir müssen erstens die Klimakrise dringend aufhalten und darüberhinaus gerade im Bereich der Landwirtschaft dringend umdenken und unseren Wasserverbrauch durch alternative Bewirtschaftungsformen reduzieren.

 

 

Der nachhaltigste Fußballverein der Welt

Der nachhaltigste Fußballverein der Welt

Forest Green Rovers ist ein Fußballverein mit einer faszinierenden Geschichte und einer bemerkenswerten Vision für die Zukunft des Sports. Gegründet 1889 in Nailsworth, Gloucestershire, England, ist der Verein mittlerweile weit über die Grenzen des Fußballplatzes hinaus bekannt, vor allem für sein starkes Engagement im Umweltschutz und seine Bemühungen, Nachhaltigkeit im Profisport zu fördern.

 

Was Forest Green Rovers besonders auszeichnet, ist ihre Leidenschaft für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Als weltweit erster CO2-neutraler Fußballverein hat Forest Green Rovers eine Reihe von innovativen Maßnahmen ergriffen, um ihre Umweltbelastung zu reduzieren. Ihr Stadion, das „The New Lawn“, wird mit erneuerbarer Energie betrieben, einschließlich Solarenergie und einer Rasenheizung, die mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird. Darüber hinaus wird das Essen, das den Fans im Stadion angeboten wird, zu 100 % vegan zubereitet, was zu einer erheblichen Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks des Vereins beiträgt.

Die Forest Green Rovers haben sich einen Ruf als einer der nachhaltigsten Fußballvereine der Welt erworben. Hier sind einige Fakten, die ihr nachhaltiges Wirken illustrieren:

 

CO2-Neutralität

Forest Green Rovers waren der erste Fußballverein der Welt, der sich offiziell als CO2-neutral zertifizieren ließ. Sie kompensieren ihre Emissionen durch verschiedene Maßnahmen wie den Einsatz erneuerbarer Energien, die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Unterstützung von Umweltprojekten.

 

Veganismus

Das Essen, das im Stadion „The New Lawn“ serviert wird, ist zu 100 % vegan. Dies bedeutet, dass keine tierischen Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier angeboten werden. Diese Entscheidung trägt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck des Vereins zu verringern, da die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln im Allgemeinen weniger Ressourcen verbraucht als die Produktion tierischer Produkte.

 

Nachhaltige Infrastruktur

Das Stadion „The New Lawn“ wird mit erneuerbarer Energie betrieben, einschließlich Solarenergie. Darüber hinaus verfügt das Stadion über eine Rasenheizung, die mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Energieverbrauch des Vereins zu reduzieren und die Umweltauswirkungen zu minimieren.

 

Umweltbildungsprogramme

Forest Green Rovers engagieren sich aktiv in der Umweltbildung und sensibilisieren Fans, Spieler und die Gemeinschaft für Umweltthemen. Sie organisieren Veranstaltungen, Workshops und Schulungen, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu fördern und die Menschen zu ermutigen, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen.

 

Innovative Partnerschaften

Der Verein arbeitet mit verschiedenen Organisationen und Unternehmen zusammen, um innovative Lösungen für Umweltprobleme zu entwickeln und zu fördern. Dazu gehören Partnerschaften mit nachhaltigen Unternehmen, Umweltorganisationen und Bildungseinrichtungen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten, die positive Veränderungen bewirken.

 

Diese Fakten zeigen, dass die Forest Green Rovers nicht nur auf dem Spielfeld erfolgreich sind, sondern auch eine führende Rolle im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Profisport einnehmen. Ihr Engagement und ihre Bemühungen dienen als inspirierendes Beispiel für andere Sportorganisationen und zeigen, dass es möglich ist, den Sport nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig erfolgreich zu sein.

Diese Bemühungen haben Forest Green Rovers zu einem Vorreiter für Nachhaltigkeit im Profisport gemacht und sie haben weltweit Anerkennung für ihre Initiative erhalten. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere Sportorganisationen zu ermutigen, ähnliche umweltfreundliche Praktiken zu übernehmen, und hat bereits verschiedene Partnerschaften mit anderen Vereinen und Organisationen geschlossen, um diese Botschaft zu verbreiten.

 

Abgesehen von ihrem Engagement für Umweltschutz hat Forest Green Rovers auch sportlich einiges zu bieten. Der Verein spielt derzeit in der English Football League Two und hat in den letzten Jahren einige bemerkenswerte Erfolge erzielt. Unter der Leitung des energiegeladenen Trainers und Vorsitzenden Dale Vince strebt der Verein danach, seine sportlichen Ambitionen weiter voranzutreiben und sich als feste Größe im englischen Fußball zu etablieren.

 

Insgesamt ist Forest Green Rovers ein faszinierender Verein, der die Welt des Fußballs durch sein Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit neu definiert. Mit ihrer einzigartigen Vision und ihrem beeindruckenden Einsatz für den Planeten setzen sie ein inspirierendes Beispiel für die gesamte Sportgemeinschaft und zeigen, dass es möglich ist, Erfolg auf dem Platz mit Verantwortung gegenüber der Umwelt zu verbinden.

 

Foto: Forest Green Rovers, The World’s Greenest Football Club

Zum Projekt: https://www.fgr.co.uk/eco-park

 

 

Update zu EU-Lieferkettengesetz: Votum vertagt

Update zu EU-Lieferkettengesetz: Votum vertagt

Um das EU-Lieferkettengesetz, dessen Annahme eigentlich nur mehr ein Formalakt sein sollte, hat sich ein Krimi entwickelt. Die gestrige Abstimmung wurde durch die angekündigte Enthaltung der deutschen Kleinstpartei FDP zugunsten der Profite einiger großer Konzerne und weniger rückwärtsgewandter Wirtschaftsverbände sabotiert. Auch der österreichische Wirtschaftsminister Kocher wollte sich bei der Abstimmung enthalten, was einer Blockade gleichkäme. Im letzten Moment hat der belgische Ratsvorsitz die Abstimmung zum EU-Lieferkettengesetz im Ausschuss der Ständigen Vertreter gestern auf den 14. Februar vertagt. 

 

Das EU-Lieferkettengesetz (eigentlich Sorgfaltspflicht-Richtlinie „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (CSDDD) ) soll dafür sorgen, dass Firmen die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards auch bei ihren Partnerunternehmen in der Wertschöpfungskette überwachen. Dazu zählen etwa Lieferanten, Vertriebspartner, Transportunternehmen, Lagerdienstleister, aber auch die Abfallwirtschaft. Die Regelung soll für Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten und mindestens 150 Millionen Euro Umsatz gelten. Firmen aus Nicht-EU-Ländern werden in die Verantwortung genommen, wenn sie einen Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro in der EU erzielen.  In der Textilbranche, Agrarwirtschaft und Lebensmittelindustrie – sie werden als Risikosektoren zusammengefasst –  sollen auch Betriebe ab 250 Beschäftigten einbezogen werden.

Ausgenommen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und auch für den Finanzsektor gibt es weitreichende Ausnahmen – er soll zunächst von dem Lieferkettengesetz ausgeschlossen sein, hier soll aber noch nachjustiert werden können.

 

Es braucht eine qualifizierte Mehrheit (55 Prozent der Mitgliedsstaaten bzw. 15 von 27 oder Mitgliedsstaaten, die 65 Prozent der Bevölkerung abbilden) im Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten, um den Textentwurf, der viele Monate diskutiert und modifiziert wurde, anzunehmen.

„Wie es nun weitergeht und was sich bis zum nächsten Termin am 14. Februar tun könnte, damit Staaten wie Österreich doch noch zustimmen, war zunächst nicht klar“, schreibt ORF dazu.

 

Laut WIFO-Experten Klaus Friesenbichler sei die größte Schwachstelle des Textes, dass die einzelnen Lieferbeziehungen – seiner Schätzung nach insgesamt 900 Millionen bei rund 30 Millionen Unternehmen – überprüft werden müssten. Das sei für die Firmen mit einem zu großen Haftungsrisiko verbunden und für die EU selbst sei die Kontrolle nur schwer administrierbar. Es müsse also ein durchführbares Zertifizierungs- und Versicherungssystem am besten auf Länderbasis inkludiert werden, so der Experte, der dies als möglichen Komprommiss zwischen den wirtschaftlichen Interessen einerseits und den Menschen- und Umweltrechten andererseits sieht.

 

Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen empört

Die oftmals als Kritik angebrachte Behauptung, dass das Lieferkettengesetz kleinen Unternehmen schaden würde, hält GLOBAL 2000 für vollkommen haltlos: “Wenn die Großen endlich nachziehen müssen und ihre Wertschöpfungsketten aufräumen, dann wird es umso leichter für alle anderen. Kleine Unternehmen, die bereits heute nachhaltig wirtschaften wollen, stehen oft vor riesigen Hürden. Sie kämpfen damit, nachhaltige Zulieferer zu finden, es mangelt an Transparenz und oft fehlt es an Alternativen, die umwelt- und menschenrechtliche Standards erfüllen. Ein starkes EU-Lieferkettengesetz würde hier einen Flickenteppich aus den Bemühungen Einzelner zu einem einheitlichen, gemeinsamen Vorstoß in Richtung einer gerechteren Zukunft machen.

 

„Die Enthaltung von Wirtschaftsminister Kocher basiert auf Scheinargumenten und ist eine inakzeptable eine demokratiepolitische Farce, die die Gesetzgebungsprozesse der EU in Frage stellt. Hier wird Industrie-Lobbying vor die Interessen der Bevölkerung und jener Unternehmen gestellt, die bereits nachhaltig produzieren und gleiche Spielregeln für alle fordern“, sagt Konrad Rehling, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Südwind.

 

“Die Ereignisse der letzten Tage zeigen, wie wichtig eine starke Zivilgesellschaft ist, die für Menschenrechte und Umweltschutz einsteht. Aufgrund einer auf Fehlinformationen basierenden Schmierkampagne von Wirtschaftsverbänden und Großkonzernen steht ein Gesetz, das endlich für mehr globale Gerechtigkeit sorgen könnte, erneut auf der Kippe”, so Leitner. “Minister Kocher und seine Kolleg:innen im Rat müssen jetzt auf die Bevölkerung und fortschrittliche Unternehmen hören und sich für ein starkes Lieferkettengesetz aussprechen.so GLOBAL 2000 weiter.

Neue Studie: Wie Klimaschutz die Wirtschaft stärkt

Neue Studie: Wie Klimaschutz die Wirtschaft stärkt

Gute Nachrichten in der Klimadiskussion: Richtig umgesetzt, bringt Klima-Neutralität auch gute wirtschaftliche Entwicklung, steigende Löhne und Beschäftigung sowie hohe Lebensqualität. Um Klimaneutralität 2040 zu erreichen, ist ein umfassender Umbau des heimischen Energie- und Mobilitätssystems nötig. Neue Analysen vom Wegener Center der Uni Graz und dem Institute for Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien zeigen nun, dass mehrere Wege zur Klimaneutralität führen und diese Transformationen positive wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen können.

 

Foto Pressekonferenz (c) Mutter Erde/Ulrike Wieser

 

Die drei untersuchten Szenarien

Anhand von drei verschiedenen Szenarien wurde untersucht, wie das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 erreicht werden kann. Unterschieden wurden

das technologieorientierte Szenario ZeroBasis, ohne Reduktion des Energieverbrauchs und basierend auf umfassenden Stromimporten

 

das Szenario ZeroTransition mit umfassenden Klimaschutzmaßnahmen, das auf eine starke Reduktion des Energieverbrauchs und verstärkte Maßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft setzt

 

das Szenario JustTransition, das auf eine Stärkung der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit abzielt und daher zusätzliche Maßnahmen wie eine auf Luxusgüter fokussierte CO2-Steuer, eine Anpassung der Arbeitszeit und weitere Umweltdimensionen beinhaltet.

 

Positive Wirkung auf Einkommen, Beschäftigung und Verteilung durch Klimaschutz

Die Analyse der Szenarien zeigt, dass das ZeroTransition-Szenario in vielerlei Hinsicht besser abschneidet, als wenn man sich nur auf technologische Veränderungen verlässt (Szenario Zero Basis).

Wohlstandszuwachs: Der Wohlstandsgewinn ist höher, weil durch verstärkte Maßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft höherwertige Produkte erzeugt werden.
Beschäftigungsplus: Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosenquote auf 1,69 %, so dass de facto Vollbeschäftigung erreicht wird.
Einkommenssteigerung: Durch die höhere Arbeitsnachfrage steigen die Löhne und Gehälter, wovon vor allem die unteren drei Einkommensdezile profitieren.
Versorgungssicherheit: Die Versorgungssicherheit wird durch den geringeren Energieverbrauch verbessert und zusätzlich der Abfluss von 8 bis 12 Milliarden Euro für fossile Energieimporte reduziert.
Biodiversität: Der insgesamt geringere Energie- und Materialverbrauch entlastet zudem Natur und Umwelt und stärkt damit die Bemühungen zur Verbesserung der Biodiversität.

 

JustTransition Szenario inkludiert soziale Gerechtigkeit

Im Szenario JustTransition können durch zusätzliche Maßnahmen wie eine Differenzierung der CO2-Steuer, bei der Luxusgüter höher besteuert werden, einkommensschwächere Schichten entlastet werden. Die sozial-ökologische Analyse zeigt zudem, dass ein rein technologiezentrierter Transformationspfad weitere soziale, vor allem aber ökologische Dimensionen vernachlässigt.

 

Wirtschaftstreiber Kreislaufwirtschaft

“Die umfassende Einrichtung der Kreislaufwirtschaft senkt nicht nur unsere Energieabhängigkeit vom Ausland, sondern erhöht auch die Beschäftigung deutlich. Verringerte Arbeitslosigkeit und die Verschiebung zu höheren Löhnen stärken die soziale Gerechtigkeit”, erläutert Karl Steininger. Selbst beim dann viel wichtigeren Energieträger Strom könnte Österreich sogar (knapp) Netto-Exporteur werden.

 

Strukturelle Veränderungen notwendig

“Gesamtwirtschaftlich gibt es also mehrere Netto-Null-Pfade um Wohlstand und Beschäftigung zu sichern. Strukturelle Veränderungen im Steuersystem und im gesellschaftlichen Zusammenleben sind notwendig, um die sozialen und ökologischen Probleme der Transformation anzugehen. Dadurch können Ungleichheiten reduziert, der Materialverbrauch weiter gesenkt und die Biodiversität erhalten werden”, resümiert Sigrid Stagl. “Hinsichtlich der intergenerationellen Risiken unterscheiden sich die Szenarien deutlich. Das ZeroBasis-Szenario wird diesbezüglich negativ, das ZeroTransition-Szenario neutral und das JustTransition-Szenario positiv bewertet.”

 

Verstärkte politische und gesamtgesellschaftliche Bemühungen erforderlich

Um diese Vorteile zu realisieren, braucht es verstärkte politische und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert nun die Bundes- und Landesregierungen auf, den Ball aufzugreifen: „Klimaschutz und die Umstellung auf erneuerbare Energien sind ein riesiger Gewinn für unsere gesamte Gesellschaft. Die Wirtschaft kann florieren, Löhne und Gehälter steigen und wir machen uns unabhängig von teuren und gefährlichen fossilen Brennstoffen. Dafür gilt es jetzt aber wichtige Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Wir brauchen ein Klimaschutzgesetz, das den Pfad klar vorgibt und mit dem die Ziele auch erreichbar werden, den Abbau von umweltschädlichen Subventionen und die Umsetzung von lange angekündigten Gesetzen, wie das Erneuerbaren Gase Gesetz, damit die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zumindest spürbar verringert werden kann“, zählt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000, die nächsten zentralen Schritte auf.

 

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft meint zu der Studie: „Dabei wird eines sehr schnell klar: Ohne den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien werden der Klimaschutz und der Umbau zu einer resilienten Wirtschaft nicht gelingen“, bemerkt Moidl: „Allein die Zahlungen von Energieimporten im Jahr 2022 in der Höhe von 27 Mrd. Euro zeigen aber, wie hoch die Einsparungen in einem klimaneutralen Österreich sein können, wenn Österreich dann auf diese verzichten kann.“

 

Diese Analysen machen deutlich: Wir brauchen einen Klimaschutz, der Mensch und Natur mitnimmt. Technische Lösungen sind wichtige Instrumente, können das Problem aber nicht alleine lösen.

Karl Schellmann, Klimasprecher des WWF Österreich, schließt daraus:

“Wir sehen hier, dass wirksamer Klimaschutz für die Natur mehr Schutz, für die Wirtschaft mehr Wertschöpfung und für alle Teile der Gesellschaft mehr Lebensqualität bringt. Ohne eine gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung führen einseitig technische Lösungen, oder gar das Spekulieren auf noch zu erfindende technische Lösungen, zu Energieverschwendung, milliardenschwerer Auslandsabhängigkeit, mehr Naturzerstörung und einer verstärkten Kluft zwischen Menschen mit niedrigem Einkommen und jenen mit hohen Gehältern und viel Besitz.”

 

Links

Die volkswirtschaftliche Analyse befindet sich hier!

Die sozial-ökologische Analyse befindet sich hier!

Die Zusammenfassung beider Studien befindet sich hier!

 

 

„Das ist ein fantastischer Innovationsauftrag“ – Transformationsforscherin Maja Göpel

„Das ist ein fantastischer Innovationsauftrag“ – Transformationsforscherin Maja Göpel

Wer welche Ressourcen für den eigenen Wohlstand wie stark nutzen darf – Gerechtigkeit ist die zentrale Frage bei der Problematik der Erderwärmung und muss dringend beantwortet werden, damit nicht die Grundlagen in Summer kaputt gehen, so die Transformationsforscherin Maja Göpel. Die wissenschaftliche Direktorin am The New Institute in Hamburg zählt zu den bekanntesten Expertinnen zum Thema nachhaltige Entwicklung. Die Wissenschaftlerin und Autorin berät seit vielen Jahren Politik und Unternehmen in Fragen der nachhaltigen Entwicklung und entwirft Handlungsoptionen für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Ihre Arbeit widmet Göpel der Frage, wie sich hohe Lebensqualität für alle Menschen innerhalb der Planetaren Grenzen erreichen und sichern lässt.

 

Nachhaltige Zukünfte entstehen durch gemeinschaftliche Lernprozesse, verbindliche Regeln und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Diese mit Ehrfurcht für Leben, Klarheit in Gedanken und Fokus auf Selbstwirksamkeit anzugehen, ist Ziel meiner Arbeit in Theorie und Praxis.
Gerade in Transformationszeiten wie heute helfen der Blick für das Wesentliche und mutige Menschlichkeit. Die haben wir alle in uns.“, schreibt Maja Göpel auf ihrer Website.

 

Ihr Werdegang

Auf ihrem Berufsweg nahm Göpel verschiedene Positionen ein: Als Direktorin des World Future Council setzte sie sich für eine generationengerechte Politik ein. Als Leiterin des Berlin Büro des Wuppertal Instituts entwickelte sie theoretische wie praktische Konzepte für transformativen Wandel im Sinne der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Danach war Göpel Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen, insbesondere zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

 

Neben ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Direktorin des The New Institute, dessen Ziel die Gestaltung gesellschaftlichen Wandels ist, vermittelt Göpel als Honorarprofessorin an der Leuphana Universität und Sachbuchautorin zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und hat 2019 die Intiative Scientists for Future mitbegründet. Für diese Schnittstellenarbeit erhielt sie den Adam-Smith-Preis für marktwirtschaftliche Umweltpolitik, den ZEIT Wissen Preis Mut für Nachhaltigkeit und den B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis. Desweiteren erhielt sie für ihre Arbeit die Science Communication-Medaille und den Theodor Heuss Preis.

 

Ihre Bücher

Sie beschäftigt sich in ihren Büchern „Unsere Welt neu denken“ (2020) und „Wir können auch anders“ (2022) mit Themen der Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit und gilt seit deren Erfolg als eine der wichtigsten Vordenkerinnen für eine ökologisch-zentrierte Welt. In ihrem Bestseller „Unsere Welt neu denken – eine Einladung“ entwirft sie Szenarien für ein neues Fortschrittsmodell.

 

„Mein Anliegen war und ist es, dass wir uns aus den vermeintlichen Gegensatzpaaren Staat versus Markt, Verbote versus Freiheit, Verzicht versus Konsum befreien, die auch den öffentlichen Diskurs und das neue Handeln so stark blockieren. Das habe ich in dem Buch kapitelweise dargestellt, um zu zeigen, dass diese Trennschärfe in der Realität gar nicht existiert. Und noch wichtiger, dass sich die normative Wertung von Maßnahmen nur dann sinnvoll diskutieren lässt, wenn wir historisch und kontextuell genau hingucken. Verbote können Freiheitsgewinn bedeuten – oder staatliche Interventionen überhaupt Märkte schaffen.“ sagt die Transformationsexpertin gegenüber taz anlässlich des Erfolges ihres 2020 erschienen Buches „Unsere Welt neu denken“ .

 

„Die Art, wie wir leben, wird sich fundamental verändern. Bisherige Selbstverständlichkeiten in Umwelt, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Technologie zerbröseln. Doch dieses Buch macht Mut: Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse verdeutlicht Maja Göpel, wie wir solche komplexen Entwicklungen verstehen und dieses Wissen für eine bessere Welt nutzen können. Denn in der Geschichte hat es immer wieder Große Transformationen gegeben. Sie wurden von uns Menschen ausgelöst – also können wir sie auch gestalten. Unser Fenster zur Zukunft steht offen wie nie.“, schreibt Ralph Gerstenberg in seiner Buchkritik über Maja Göpels Sachbuch „Wir können auch anders“.

 

„Die weltweiten Krisen offenbaren, dass unser Verständnis von Wertschöpfung, Innovation, Organisation und Bildung dringend ein Update braucht. Die Welt und unser Wissen über sie hat sich in den vergangenen 50 Jahren radikal verändert und diese Erkenntnis muss jeder Suche nach zukunftsfähigen Lösungen vorgeschaltet werden. Dafür brauchen wir couragierte Akteure, die über bisherige Grenzen hinweg kommunizieren und agieren. Hier leistet der WWF einen wichtigen Beitrag“, so Göpel angesichts ihrer Ernennung in den WWF-Stiftungsbeirat.

 

Im Interview zu Demokratie und Nachhaltigkeit

Göpel ist vielfach gefragte Interviewpartnerin und daher haben wir hier einige Ausschnitte ihrer Aussagen aus vergangenen Interviews zusammengefasst.

 

Transformationsforscherin Maja Göpel bei ihrer Session ‚Her mit der besseren Zukunft‘ ©️Steffen Prößdorf

 

 

Auf die Frage der tagesschau im Dezember 2023, ob unsere Bemühungen angesichts der Temperaturrekorde zu spät kommen, antwortet die vielseitige Wissenschaftlerin: “ Ein zu spät gibt es in diesem Fall gar nicht. Worüber wir die ganze Zeit verhandeln, ist das Ausmaß der Veränderung, das wir unserem Ökosystem zumuten und damit natürlich auch die Lebensbedingungen für uns Menschen verändern. Es gibt Ziele, die berechnet wurden, wie das 1,5- Grad-Ziel. Diese Ziele haben so etwas wie den sicheren Umweltraum markiert, also bis da sind es klimatisch stabile Bedingungen.

Wenn wir das überreißen, dann wird es ungemütlich. Aber das heißt nicht, dass der Klimawandel entweder an oder aus ist, sondern eine um zwei Grad veränderte Welt ist immer noch deutlich besser als drei oder vier Grad. Und deshalb gilt weiterhin: Jeder Schritt, so früh wie möglich, zählt.“

 

Ein fantastischer Innovationsauftrag

Im selben Interview an anderer Stelle spricht sie davon, dass es nun Innovationssprünge brauche, nachdem die Zeit der kleinen Schritte ungenutzt vorübergezogen sein. „Das heißt, dass wir wirklich konsequent darüber nachdenken, im gesamten Prozess von der Wiege bis zur Bahre, wie können wir möglichst minimal in die Ressourcen eingreifen und vor allem auch minimal Emissionen ausstoßen? Und da gibt es viel zu tun. Deshalb sprechen wir von Strukturwandel. Aber das ist natürlich auch ein fantastischer Innovationsauftrag.“

 

Menschenschutz statt Klimaschutz

„Es gibt Neuro-Wissenschaftler:innen, die ganz klar sagen, man müsse von Menschenschutz sprechen. Das passiert ja auch teils schon dadurch, dass von Planetary Health gesprochen wird. Es geht um die menschliche Gesundheit in Abhängigkeit von „gesunden“ Ökosystemen: Wenn es zu heiß wird, können wir uns nicht mehr fortbewegen, es gibt zu wenig Wasser, Wälder und Feuchtgebiete trocknen aus, die Artenvielfalt bricht ein – nicht besonders artgerechte Haltung für ein biologisches Wesen wie uns Menschen. Unsere Wirtschaft und unser Wohlstandsmodell sollten sich primär daran orientieren, dass wir eine verlässliche und gesunde Daseinsvorsorge erhalten.“ so die Autorin vorige Woche im Interview mit Watson.

 

Was gute Klimaschutzmaßnahmen ausmacht

„Da sind drei Dinge entscheidend: Die Maßnahme muss im Verhältnis zum Ziel stehen, sie muss also eine ausreichende Wirkung haben. Außerdem muss sie fair sein, also eine Art Wertekompass eingebaut haben, der die Verletzlichsten schützt. Und jede einzelne Person interessiert natürlich, was das mit der eigenen Situation macht.“, erklärt die Politökonomin gegenüber Watson.

 

Selbstbewußtes Europa

Es sei nicht sinnvoll, auf andere wie die USA und China zu blicken und zu glauben, dass sich eigene Anstrengungen nicht lohnten, sagte Göpel im Interview mit Deutschlandfunk Nova im November letzten Jahres . Ein verschwenderischer, Müll produzierender, unnötig zerstörender Lebensstil müsse in Europa nicht sein. Denn der Kontinent verfüge über genügend Technologien und Ideen für Qualität und Langlebigkeit.

 

Gute Bildung

„Gute Bildung bedeutet für mich die Einladung, den Dingen auf den Grund zu gehen und die Befähigung, mit diesen Einsichten zukünftige Realitäten mitzugestalten. Wir sind stark in einem instrumentellen Bildungsverständnis verhaftet, obwohl wir wissen, dass die Lösungen von heute nicht die von morgen sein können“, erklärte die Autorin gegenüber dem Global Goals Curriculum 2030.

 

Scientists for Future (S4F oder auch Scientists4Future)

Jeder könne seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, so Göpel. Die Scientists for Future hätten dazu mal die sogenannten „6 F“ definiert. Die ersten vier F stehen für „Fliegen“, „Fleisch“, „Fummel“ und „Finanzen“. Alles Alltagsentscheidungen, bei denen ein bewusster Konsum zu einem anderen Produktangebot führen würde. Die letzten beiden F stehen für „Funken“ und „Flagge zeigen“, also dafür, seine Mitmenschen ohne erhobenen Zeigefinger zu überzeugen und bei den politischen Verantwortlichen langfristige Strategien zur Lösung von Problemen einzufordern.

 

Fotoquelle: Von Autor/-in unbekannt – Downloads on scientists4future.org, CC0,

 

Architects4Future

Architects4Future wird in einem Podcast mit der Zeit ebenfalls von Göpel angeführt. Die Art und Weise, wie wir den vorhandenen Platz ohne weiteren Bodenverbrauch nutzen, ist entscheidend dafür, wie nachhaltig wir in Zukunft leben werden. Die vielseitige Politökonomin wuchs in einem Bauernhaus, das eigentlich für eine Familie gedacht war, mit einer weiteren Familie gemeinsam auf und hat auch selbst eine Wohnform gemeinsam mit anderen für sich und ihre eigene Familie gewählt. Gemeinsam statt einsam zu wohnen und zu leben, bietet viele Chancen. Dazu müssen Wohnräume viel modularer und vielfältig nutzbarer gestaltet sein, als die üblichen Einfamilienhäuser es bis dato sind.

 

Architects4 Future steht für einen klima- und sozialverträglichen Bausektor ein. „Dieser soll vollständig auf nachhaltiges Bauen und Betreiben von Gebäuden umgestellt werden, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen und die Lebensqualität unserer gesamten Umwelt zukunftssicher zu gestalten.“

 

Zur Website von Prof. Maja Göpel

Ullstein Verlag „Unsere Welt neu denken“

 

 

Titelfoto von Elena Ternovaja – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

 

 

Nach Protesten Rücknahme des Pestizidvorschlags – quo vadis?

Nach Protesten Rücknahme des Pestizidvorschlags – quo vadis?

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat gestern im Europäischen Parlament in Straßburg angekündigt, die sogenannte „SUR-Verordnung“ zurückziehen, die ein Pestizidreduktionsziel von 50 Prozent bis 2030 vorsah. Die Entscheidung folgt auf den gescheiterten Versuch Ende letzten Jahres, eine gemeinsame Position im EU-Parlament zu finden. Von der Leyen stellte in ihrer gestrigen Rede fest, dass der SUR-Vorschlag zu einem Symbol der Polarisierung geworden ist. SUR steht für Sustainable Use Regulation.

 

„Es geht darum, die Polarisierung der Debatte zu überwinden“, so von der Leyen. Angesichts der EU-weiten Proteste vieler Landwirt:innen in den letzten Wochen erklärte sie, dass es attraktive wirtschaftliche Anreize für Naturschutzmaßnahmen bräuchte. „Nur, wenn wir gemeinsam unsere Klima- und Umweltschutzziele erreichen, erhalten die Landwirte ihre Lebensgrundlagen.“ Die Agrar- und Ernährungsbranche brauche nachhaltige Perspektiven.

 

Hintergrund

Die Europäische Kommission hatte einen Vorschlag für eine neue Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ausgearbeitet, der EU-weite Zielvorgaben für die Verringerung des Einsatzes und der Risiken chemischer Pestizide um 50 % bis zum Jahr 2030 enthält und mit den EU-Strategien „vom Erzeuger zum Verbraucher“ (Farm-to-Fork) und „biologische Vielfalt“ (Biodiversity) im Einklang steht.

 

Dieser fand im November letzten Jahres allerdings keine Mehrheit im EU-Parlament, wie wir berichteten. Dennoch arbeiteten die EU-Agrarminister weiter an einer Formulierung der VErordnung unter der spanischen EU-Präsidentschaft. Auch im Jänner, nach Übernahme der EU-Rpäsidentschaft durch Belgien wurde weiter an einem Kompromiss gearbeitet. Diese wollten zumindest Teile der Verordnung retten, insbesondere diejenigen, die sich auf Alternativen zu chemischen Pestiziden, nämlich biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel, beziehen. Bis dato allerdings ohne Erfolg.

 

 

Schwarzer Tag für Gesundheit

Als „schwarzen Tag für die Gesundheit und die Artenvielfalt“ bezeichnete das Pestizid-Aktionsnetz den gestrigen Tag, eine NGO, die sich für die Verringerung des Pestizideinsatzes weltweit einsetzt. Dies ist nicht der erste schwarze Tag in den letzten Monaten …. .

„Die Ankündigung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, das Pestizidgesetz SUR zurückzuziehen, bedeutet das Ende einer verheerenden Opposition, angeführt von der Agrochemie-Industrie, gegen eine gesündere, zukunftsfähige Landwirtschaft in der EU“, heißt es in der Erklärung.

 

Dieser Aussage stimmen andere Umweltorganisationen wie Global 2000 zu.

“Diese Polarisierung ist jedoch das Ergebnis einer jahrelangen Desinformationskampagne der Europäischen Volkspartei, die mit irreführenden und falschen Behauptungen, meist ohne Belege, gegen verbindliche EU-Pestizidreduktionsziele kämpfte. Mehr als 6000 Wissenschaftler:innen hatten im Frühjahr 2023 die Argumente der konservativen Politiker:innen in einem sorgfältigen und detaillierten Faktencheck widerlegt.“, so Global 2000 in einer Presseaussendung.

 

Die Rücknahme der SUR im Vorfeld der EU-Wahlen ist laut Global 2000 ein sehr negatives Signal an die Bürger:innen: Viele Landwirte in Europa zeigen bereits, dass eine ehrgeizige Reduzierung von Pestiziden möglich ist, und zwar innerhalb des richtigen Rahmens, der ihnen den Übergang ermöglicht und sie für ihre Arbeit belohnt. Die Rücknahme der SUR lässt die Bäuer:innen im Stich, indem sie diesen dringend notwendigen Übergang in eine klima- und bienenfreundliche Landwirtschaft weiter verzögert.

 

SUR-Vorschlag war widersinnig

Im Gegensatz dazu sind  Vertreter:innen der Landwirtschaft erfreut über die neuesten Entwicklungen. „Es ist höchst an der Zeit, dass die EU-Kommission die Kritik von bäuerlicher Prasxis, Interessenvertretung und auch Wissenschaft ernst nimmt und ihre Fehler ausbessert. Der SUR-Vorschlag war widersinnig, unpraktikabel und chaotisch konzipiert und hätte die ohnehin nachhaltige landwirtschaftliche Produktion weitgehend verunmöglicht. Stattdessen hätte er lediglich CO2-intensive Importe von Lebensmitteln verstärkt, deren Produktionsweise bei uns verboten wäre. Da wäre keinem geholfen gewesen, auch nicht Umwelt, Klima und Lebensvielfalt – ganz im Gegenteil!“, meint etwa Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ)-Präsident Josef Moosbrugger .

 

Rechtliche Schritte gegen EU-Glyphosat-Wiederzulassung

Fast zeitgleich, mit Ende Januar 2024, hat ein Konsortium aus sechs NGOs – PAN Europe, GLOBAL 2000, ClientEarth (EU), Générations Futures (Frankreich), PAN Germany und PAN Netherlands – juristische Schritte zur Anfechtung der jüngsten Entscheidung der Europäischen Kommission zur Wiederzulassung von Glyphosat eingeleitet. Nach einer eingehenden Prüfung des Verfahrens zur Wiedergenehmigung von Glyphosat und der Feststellung mehrerer kritischer Mängel haben die Umweltschutzorganisationen bei der EU-Kommission gestern einen Antrag auf interne Überprüfung eingereicht.

 

Die Europäische Kommission, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sind ihrer Verpflichtung zum Schutz der europäischen Bürgerinnen und Bürger und der Umwelt nicht nachgekommen, sie haben sich nicht an das EU-Recht und die Rechtsprechung zur Pestizidverordnung und das Vorsorgeprinzip gehalten.

Die Europäische Kommission hat Glyphosat erneut für 10 Jahre zugelassen, obwohl es eine Fülle wissenschaftlicher Beweise für dessen Toxizität für die menschliche Gesundheit und die Umwelt gibt. Die Europäische Kommission hat nun 22 Wochen, also bis Ende Juni, Zeit, um formell auf den Antrag zu antworten. Sollte die Kommission die Zulassung von Glyphosat nicht widerrufen, werden die NGOs vor Gericht ziehen.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Es bleibt auf allen Ebenen spannend. Wir können ein hhartes Ringen um unsere Zukunft beobachten, wo konservative Kräfte mit unterschiedlichsten Mitteln gegen Einschränkungen und dringend notwendige Maßnahmen ankämpfen, weil es für so manchen mit einkommensbußen einhergehen wird. Auf der anderen Seite ringen Kräfte, die die Notwendigkeit und Dringlichkeit sehen, um die Durchsetzung unbequemer, vieles verändernde Regelungen unseres Lebens. Dieses Aushandeln, das Ringen um einen Kompromiss, im allerbesten Falle um einen Konsens, ist ein zutiefst demokratischer Prozess. Wir würden uns sehr wünschen, dass das Bewusstsein um die Dringlichkeit in alle Köpfe dringt.

Projekt „Starthilfe – Gemeinsam klimaneutral werden“: Vereine können sich ab sofort bewerben

Projekt „Starthilfe – Gemeinsam klimaneutral werden“: Vereine können sich ab sofort bewerben

Die Österreichische Energieagentur (AEA) ruft im Rahmen ihres Projekts „Starthilfe – Gemeinsam klimaneutral werden“ wieder gemeinnützige und mildtätige Vereine auf, sich für Support bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten zu bewerben.

Am Weg zur Klimaneutralität unterstützt die Österreichische Energieagentur jährlich zivilgesellschaftliche Organisationen dabei, selbst CO2-Emissionen einzusparen. Dafür werden unsere jährlichen CO2-Emissionen, verursacht am Bürostandort und durch Dienstreisen, ermittelt und monetär bewertet. Dieses CO2-Budget wird als Summe für gemeinnützige und mildtätige Vereine ausgeschrieben und soll diese in ihren Klimaschutzprojekten unterstützen. Die Bewerbungsphase für Vereine startet mit 5. Februar und läuft bis 15. März 2024.

 

 

Kriterien für Bewerbungen

Bewerben können sich alle Vereine, die ihrem Zweck nach gemeinnützig oder mildtätig sind, zumindest einen Standort in Österreich haben und das angegebene Projekt selbst finanzieren. Das ausgewählte Projekt muss dabei helfen, die CO2-Emissionen des Antragstellers möglichst effizient zu verringern. Folgende Anwendungsfälle sind möglich:

Umstellung auf erneuerbare Energietechnologien wie Photovoltaik oder Wärmepumpe

Dämmung bzw. Sanierung der Gebäudefassade

Sonstige Effizienzmaßnahmen inkl. Mobilitätsbereich

 

Die Österreichische Energieagentur begleitet das Projekt von der Planung bis zur Umsetzung mit dem Wissen und Know-How ihrer Expert:innen sowie finanziell. Die genaue Höhe des Projektvolumens richtet sich nach der Anzahl der eingereichten Projekte.

 

Hintergrundinfo

Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.

Über 100 Mitarbeiter:innen aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um.

Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.

Im Podcast Petajoule beantworten die Expert:innen der Österreichischen Energieagentur mit Gästen aus der Energiebranche die Fragen der Energiezukunft.

Die Bewerbungsunterlagen für Antragsteller:innen gibt es hier: https://www.energyagency.at/aktuelles/projekt-starthilfe

Scheitert das EU-Lieferkettengesetz auf den letzten Metern?

Scheitert das EU-Lieferkettengesetz auf den letzten Metern?

Nach jahrelangen Debatten wurde am 14.12.2023 in den sogenannten Trilog-Verhandlungen ein Kompromiss über ein EU-Lieferkettengesetz erzielt. Damit sind EU-Gesetze üblicherweise fixiert und die Zustimmung durch die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament nur noch Formsache. Der nach Jahren erreichte „Meilenstein“, der üblicherweise nur noch formal die Zustimmung durch die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament benötigt, wackelt allerdings nun. Grund ist Deutschland, wo zwei Ministerien die Pläne zu dem ausverhandelten EU-Lieferkettengesetz nicht mittragen wollen, wie am Donnerstag letzter Woche bekannt wurde. Eine Zustimmung Österreichs ist ebenfalls noch offen. Viele NGOs sind besorgt über diese Entwicklungen.

 

Erst im Dezember einigten sich Rat, Parlament und Kommission nach monatelangen Verhandlungen im Trilog auf einen Kompromiss für das EU-Lieferkettengesetz. Dem vorausgegangen ist ein jahrelanger Prozess, in dem der österreichische Wirtschaftsminister Kocher gemeinsam mit Justizministerin Zadić Österreich im Rat nicht nur vertreten, sondern den Kompromiss maßgeblich mitverhandelt hat.

 

Am 9.2. soll dieser Kompromiss nun im Ausschuss der ständigen Vertreter bestätigt werden, theoretisch reine Formalität. Das hat sich durch Deutschlands Haltung verändert. Das gesamte Regelwerk könnte durch eine deutsche Enthaltung infolge der Uneinigkeit in der Ampel-Koalition, weil in Brüssel dadurch die ausreichende Mehrheit für das Vorhaben auf der Kippe steht.   „Im Rat der Europäischen Union hat dies eine Enthaltung Deutschlands zur Folge, die im Ergebnis wie eine ’nein‘-Stimme wirkt“, heißt es in einem Schreiben von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

 

Scheitern aufgrund von Enthaltungen?

Während Justizministerin Alma Zadić den erzielten Kompromiss dezidiert unterstützt, schweigt Wirtschaftsminister Martin Kocher. Nachdem am Freitag im Rat abgestimmt wird, muss die österreichische Position in den nächsten Tagen jedoch feststehen. Doch laut Medienberichten droht Wirtschaftsminister Kocher jetzt, wie auch die FDP in Deutschland, den österreichischen Vertreter anzuweisen, sich zu enthalten – was einer Ablehnung gleichkommen würde.

 

Enthalten sich mehrere EU-Länder, könnte das dazu führen, dass im Rat (COREPER) keine Mehrheit für den Kompromiss zustande kommt. In der Regel werden den demokratisch verhandelten und erzielten Kompromissen dann auch von den Institutionen die Zustimmung erteilt.

 

Bereits die öffentliche Kritik der deutschen FDP am Kompromiss zum EU-Lieferkettengesetz stellt einen Tabubruch dar. Im Zuge der jahrelangen Verhandlungen haben sowohl der Rat, als auch das EU-Parlament ihre Positionen eingebracht. Die Position des EU-Parlaments wurde sogar mit Stimmen von EVP- und Renew-Abgeordneten beschlossen.

 

„Der lange und komplexe Gesetzgebungsprozess in Brüssel ist darauf ausgelegt, einen möglichst demokratischen Kompromissvorschlag zu erarbeiten, bei dem alle zuständigen Ministerien der Mitgliedstaaten, die direkt gewählten Abgeordneten im EU-Parlament und die Kommission zu Wort kommen. Einem solchen Kompromiss nun nicht zuzustimmen, führt diesen jahrelangen Prozess und sein fundiertes Ergebnis ad absurdum”, erklärt Anna Leitner, Lieferketten- und Ressourcenexpertin bei GLOBAL 2000.

 

Dies ist der eine bedenkliche Aspekt. Der andere ist, dass die Verantwortung für Einhaltung der Menschenrechte und Umweltstandards entlang der Lieferkette wieder auf die lange Bank geschobenwerden könnte.

 

Inhalt der Lieferkettengesetzes

Das Lieferkettengesetz, ein Leuchtturmprojekt der Europäischen Union, sieht vor, dass Unternehmen ab einer bestimmten Größe endlich dazu verpflichtet werden, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang ihrer Lieferketten zu überwachen. Es soll nachhaltiges Wirtschaften zur Norm machen und Konzerne für die Verletzung von Menschenrechten und für entstandene Schäden an Umwelt und Klima zur Rechenschaft ziehen. Wir haben bereits darüber berichtet.

 

 

Aufforderung vieler, der Richtlinie zuzustimmen

Dass viele Unternehmen ein starkes EU-Lieferkettengesetz befürworten, zeigt sich auch durch einen offenen Brief, den im Herbst mehr als 70 österreichische Unternehmen unterstützt haben. Europaweit und weltweit fordern Bürger:innen und Zivilgesellschaft gemeinsam mit vernünftigen Unternehmen aller Branchen endlich gleiche Spielregeln für alle.

 

“Statt einen Kniefall vor Vertreter:innen der Großindustrie zu machen, die weiter Mensch und Umwelt ausbeuten wollen, muss Minister Kocher sich am Freitag für Menschenrechte, für Umweltschutz, für österreichische Unternehmen und vor allem für die Demokratie aussprechen und dem Kompromiss zustimmen!”, fordert Leitner.

 

86% der Bevölkerung stimmen zu, dass Unternehmen, die Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung verursachen oder dazu beitragen, rechtlich haftbar gemacht werden sollten. „Wirtschaftsminister Kocher sollte sich den demokratischen Prozessen, den Interessen der Bevölkerung sowie jenen Unternehmen, die bereits nachhaltig produzieren, verpflichtet fühlen und endlich Rechtssicherheit mit gleichen Spielregeln für alle Unternehmen in der EU herstellen“, so Stefan Grasgruber-Kerl, Südwind-Lieferkettenexperte, abschließend.

 

Auch die Dreikönigsaktion der österreichischen Jungschar hat sich für die Einhaltung der europäischen Spielregeln ausgesprochen und betont: „Es ist wichtig, in dieser heiklen Phase zu den europäischen Spielregeln zu stehen und sich nicht auf die Seite von Quertreibern und Erpressern zu schlagen“, Teresa Millesi, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar und ihrer Dreikönigsaktion. „Nachdem Deutschland im März 2023 in letzter Minute seine Unterstützung für das schon fertig verhandelte Verbot von Autos mit Verbrennermotor ab 2035 zurückzog, hatten viele politische Beobachter*innen vor einem „gefährlichen Präzedenzfall“, einer „Gefährdung des europäischen Geistes“ und von „erpresserischem Verhalten“ gesprochen. Ähnliches droht nun erneut zu passieren.“ meint sie in einer Presseaussendung.

 

160 Millionen Kinder weltweit von Kinderarbeit betroffen

Der Geschäftsführer von Jugend Eine Welt verweist bei den jüngsten Entwicklungen rund um das EU-Lieferkettengesetz auf die Tatsache, dass laut Schätzungen der ILO weltweit rund 160 Millionen Kinder, also fast jedes Zehnte, von Kinderarbeit betroffen sind. Rund die Hälfte dieser Kinder muss die gefährlichsten Formen der Kinderarbeit ausüben, d.h. Arbeiten, die eine echte Gefahr für ihre körperliche und geistige Gesundheit darstellen. „Diese Menschenrechtsverletzungen passieren oft am Beginn von Lieferketten. Die im Dezember erfolgte Einigung garantiert ein EU-Lieferkettengesetz, welches mehr Transparenz und Sorgfaltspflichten für Unternehmen beinhaltet. Es kann doch nicht in Ihrem Sinne sein, dass in Österreich Waren und Produkte in den Geschäften – und damit in den Haushalten der Österreicherinnen und Österreicher, also bei Ihnen und mir – landen, in denen verdeckte, missbräuchliche Kinderarbeit steckt“, appelliert Reinhard Heiserer an Minister Kocher.

Der Klimawandel und das Individuum – was haben sie miteinander zu tun?

Der Klimawandel und das Individuum – was haben sie miteinander zu tun?

„Was soll ich schon tun? Wir hier in Mitteleuropa sind sowieso viel zu wenige. Sollen doch die Asiaten etwas tun, oder die Amerikaner! Ich als Einzelperson kann das Klima nicht beeinflussen“ – obwohl wir diese Einwände, die unter allen Klimapostings zu lesen sind, verstehen, möchten wir euch sagen, warum das nicht so ist.

 

Jede Entscheidung, die wir treffen, fällt ins Gewicht. Jedes Umdenken beginnt in der kleinsten Zelle. Die Menschheit besteht aus 8 Milliarden Individuen, bringt man sie dazu, ihre Entscheidungen auf eine andere Basis zu stellen, ändert sich die Welt – ganz einfach.

 

Konsum ist alles

In unserer Gesellschaft ist der Konsum das Maß aller Dinge – er beschäftigt uns rund um die Uhr. Er gibt unserer Gesellschaft sogar den Namen. Ja, wir hier in unseren Breitengraden sind eine Konsumgesellschaft bis in die kleinste Faser.

Wenn wir nun unsere täglichen Konsumentscheidungen bewusst auf zukunftsorientierte Beine stellen, werden wir automatisch Glas- statt Plastikflaschen, Bio statt Konventionell, nachhaltig produziert statt Wegwerfprodukt kaufen.

Jede Kaufentscheidung stärkt eine Institution und damit eine Ideologie, die dahintersteht.

Man stelle sich nur vor, dieses Umdenken geschieht flächendeckend – nicht auszudenken!

Nachfrage macht Märkte.

Es geht um uns

Es geht nicht um den Planeten, auch das Klima wird es noch ohne uns geben – es geht einzig und allein um uns, die Menschliche Spezies.

Der Planet wird sich vielleicht in einigen tausend Jahren von uns erholt haben, das Klima wird sich hinbewegen, wohin es möchte, aber der Mensch spielt nur bis zu einem gewissen Punkt eine Rolle in diesem Gefüge.

Vielleicht müsste sich die Kommunikation in diese Richtung ändern. Vielleicht sind Klima und seine Rettung zu abstrakt. Das Klima zu retten ist ja nur der Hebel um die Spezies Mensch zu retten.

Erfolgreicher Beginn der Bartgeier-Brutsaison im Nationalpark Hohe Tauern

Erfolgreicher Beginn der Bartgeier-Brutsaison im Nationalpark Hohe Tauern

Fünf der sechs Bartgeierpaare haben bereits mit der Brut begonnen. Der Nationalpark Hohe Tauern vermeldet nach den ersten Wochen des neuen Jahres erfreuliche Neuigkeiten aus dem Greifvogel-Projekt. In dieser Zeit beginnen die majestätischen Bartgeier mit der Brut, und aktuell haben bereits fünf Paare in der imposanten Hochgebirgswelt des Nationalparks mit der Brut begonnen. Die natürliche Fortpflanzung dieser Vogelart gilt als wichtigstes Ziel des Projekts, welches mit den ersten Bartgeier-Freilassungen im Jahr 1986 im Rauriser Krumltal begann. Nur durch ungestörte Brutbedingungen wird die Brutsaison erfolgreich sein. Problematischerweise dringen alpine Sportler:innen immer weiter in Rückzugsgebiete für Pflanzen und Tiere ein.

 

Die Rückkehr der Bartgeier in den Alpen ist ein starkes Zeichen für den Artenschutz sowie ein Beweis für die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit verschiedener Organisationen und Naturschützerinnen und Naturschützer. Der Ratsvorsitzende und zuständige Landesrat von Salzburg, Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger, hält fest: „Das Jahr 2023 galt mit fünf ausgeflogenen Jungvögeln als bisher erfolgreichste Saison für die Bartgeier seit Beginn der Wiederansiedlung im Nationalpark Hohe Tauern. Dass auch heuer wieder so erfreuliche Signale von den „Königen der Lüfte“ kommen, zeigt, dass sich die jahrzehntelange Arbeit gelohnt hat. An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten, die im Nationalpark Hohe Tauern mit ihrem täglichen Einsatz solche Entwicklungen überhaupt erst möglich machen.“

 

Diese positiven Entwicklungen zeigen, dass sich das jahrzehntelange Engagement für den Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern auszahlt. Neben den fünf brütenden Paaren halten es Greifvogelexperten für wahrscheinlich, dass in den kommenden Tagen auch das sechste Paar in den Hohen Tauern mit der Brut beginnen wird.

 

1978 Wiederansiedelung von Bartgeiern

Mit einer Flügelspannweite von 2,90 m zählen Bartgeier (lat. Gypaetus barbartus) zweifelsfrei zu den imposantesten Bewohnern des Nationalparks Hohe Tauern. Als Aasverwerter übernehmen sie dort wichtige Aufgaben in den sensiblen Ökosystemen des Hochgebirges. Bartgeier sind monogam und ein Paar bleibt meist ein Leben lang zusammen. Meist überlebt nur ein Jungvogel pro Pärchen – diese langsame Vermehrung und gezielte Abschüsse brachten die Tiere an den Rand der Ausrottung. Das erste internationale Projekt zum Schutz der Bartgeier startete 1978 mit Unterstützung des WWF. In Österreich wurden seit 1986 im Nationalpark Hohe Tauern insgesamt 116 Bartgeier ausgewildert.

 

Nationalpark schloss sich „Initiative „Be Part of the Mountain!“ an

Der Nationalpark Hohe Tauern hat sich der alpenweiten Initiative „Be Part of the Mountain“ von ALPARC, einem internationalen Netzwerk  alpiner Schutzgebiete von Frankreich bis Slowenien, angeschlossen. „Die Anzahl sowie die räumliche und zeitliche Ausdehnung der Natursportaktivitäten haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Neue Technologien machen es heute einer großen Anzahl an Outdoor-Sportlern möglich, in abgelegenere Gebiete vorzudringen“, heißt es seitens des Nationalparks.

 

Die Initiative „Be PArt of the Mountain“ will zu einer Bewusstseinsbildung und Verantwortungsvermittlung gegenüber Sportler:innen in alpinen Schutzgebieten und darüber hinaus beitragen. Seit Jahren boomt der Natursport in den Alpen. Sowohl im Sommer als auch im Winter zieht es Erholungssuchende und Sportbegeisterte in die Natur – immer häufiger auch in Schutzgebiete und damit in den Lebensraum seltener und geschützter Tier- und Pflanzenarten. Daher benötigt es mehr Aufklärung, um  die letzten Rückzugsgebiete zu schützen.

 

„Die Beteiligung des Nationalparks Hohe Tauern an dieser Initiative ist ein wichtiger Beitrag für den Schutz unserer Natur. In Tirol haben wir mit dem Programm von ,Bergwelt Tirol – miteinander erleben‘ bereits ein sehr gutes Werkzeug an der Hand, um die Menschen für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur zu sensibilisieren. Mit dem richtigen Wissen ist ein achtsamer Umgang mit unserer Flora und Fauna für alle Besucherinnen und Besucher möglich“, so Naturschutzlandesrat René Zumtobel.

 

„Es freut mich, dass ‚Be Part of the Mountain‘ auch die Interessen der Natur und unserer Schutzgebiete alpenweit transportiert. Nicht zuletzt bietet die Initiative mehrsprachig wertvolle Tipps für ein für Mensch und Tier sicheres Naturerlebnis“, berichtet Nationalparkdirektor Hermann Stotter.

 

Alle Projektbeteiligten bitten, trotz des großen Interesses, Rücksicht auf die brütenden Paare zu nehmen und deren Brutgebiet unbedingt zu meiden. Nur durch ungestörte Brutbedingungen ist eine erfolgreiche Brut möglich! Wir drücken die Daumen.