Waldumbau und Bioenergie gehen Hand in Hand

Waldumbau und Bioenergie gehen Hand in Hand

Derzeit entfällt nur ein Fünftel des Holzeinschlags auf Laubholz, doch der Laubholzanteil wird mit dem Waldumbau künftig zunehmen. Laubholz geht im Gegensatz zu Nadelholz vermehrt in die energetische Verwertung. Soweit zu Zukunft. Heute steht durch Borkenkäferbefall und Extremwetterbedingungen mehr Biomasse für Bioenergieerzeugung zur Verfügung. Biomasseanlagen schaffen neue Märkte für Energieholz, das bei Waldpflegemaßnahmen und Durchforstungen anfällt und wirken preisstabilisiernd. Laut Weltklimarat ist Biomasse wichtig für die Einhaltung des 1,5 Grad Zieles und bietet eine hohes Potential bei der Ablöse fossiler Energieträger.

 

„Es gibt große Bestrebungen, Erdgas durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Wir orten eine steigende Nachfrage nach Energieholz von Haushalten, in der Holzindustrie und auch seitens der Lebensmittelindustrie“, informiert Pfemeter. „Da Laubholz in weitaus höherem Ausmaß als Nadelholz in die energetische Verwertung geht, werden mit dem Waldumbau größere Energieholzmengen anfallen, mit denen wir Erdgas und Erdöl ersetzen können.“, meint Christoph Pfemeter, Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes in einer Aussendung.

 

Der Vorteil an der Nutzung von Schadholz und Holzstoffresten gegenüber anderen Biomasseprodukten besteht darin, dass es zu keiner Konkurrenzsituation auf landwirtschaftlichen Flächen kommt. Für Waldbesitzer:innen führt die erhöhte Biomassenachfrage auch zur Erweiterung ihres Abnehmerkreises für sonst schwer verkäufliche Holzqualität, speziell bei Käferbefall oder Windbruch.

 

Schadholzzunahme kann bioenergetisch sinnvoll genutzt werden

„Die neue Holzeinschlagsmeldung und die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Schadholzanteile am Holzeinschlag zeigen die wichtige Bedeutung der Bioenergiebranche als verlässlicher Partner für die Forstwirtschaft. Die heimischen Biomasseheizwerke, Holzkraftwerke und auch die Holzheizungen privater Haushalte sind wichtige Abnehmer für die im Zuge der Klimaerwärmung dramatisch ansteigenden Schadholzmengen, die oft nur energetisch verwertet werden können.

Die Nachfrage nach Energieholz sorgt auch dafür, dass Schwachholz und Waldrestholz, welches bei Waldpflegemaßnahmen und Durchforstungen anfällt, vermarktet werden kann und dass diese wichtigen Eingriffe zur Erziehung klimafitter Wälder überhaupt vorgenommen werden können“, erklärt Pfemeter angesichts der neuen Holzeinschlagsmeldung (HEM) des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

 

Biomasseanlagen wirken preisstabilisierend

Die Lagerkapazitäten der etwa 2.500 Nah- und Fernwärmeanlagen sowie rund 170 Holzheizkraftwerke, die flächendeckend über Österreich vorhanden sind, helfen dabei, dass Schadholz aufgearbeitet und aus dem Wald abgefahren wird, bevor sich der Borkenkäfer weiter ausbreitet. „Unsere Biomasseanlagen sind in der Lage, Schadholz aller Qualitäten und Baumarten zu nutzen. Damit sind sie ein wichtiges Ausgleichsventil, das angesichts einer schwachen Baukonjunktur und einer gedämpften Nachfrage nach Sägerundholz und Industrieholz auch preisstabilisierend wirkt“, sagt Pfemeter. „Mit dem Klimawandel nehmen die Gefahren durch Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme oder Waldbrände vor allem für überalterte Reinbestände zu. Nur durch regelmäßige Pflegeeingriffe können unsere Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gefährdete Bestände in klimafitte, zuwachskräftige und stabile Mischwälder überführen.“

Bioenergie in Österreich

Mehr als die Hälfte der genutzten erneuerbaren Energie in Österreich, Europa und weltweit wird durch Bioenergie abgedeckt. Der Bioenergie-Ausbaus ist ein wichtiger Eckpfeiler bei Österreichs Ausstieg aus Erdöl- und Erdgasheizungen.

Holzbrennstoffe basieren auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Diese würden sonst ungenutzt verrotten und dabei CO2 freisetzen. Damit ist Bioenergie der günstigste nachhaltige Brennstoff für erneuerbare Fernwärme. Die Beheizung von Haushalten, KWK-Anlagen und die Energieversorgung der Holzindustrie benötigen die mit Abstand geringsten Förderhöhen.

Für 1 Kubikmeter verbautes Holz fallen 6 Kubikmeter Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung.

Die Nutzung von Bioenergie in KWK-Anlagen ist laut IPCC die Grundlage zur Erreichung negativer Emissionen (BIOCCS, Biokohle), die für die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles notwendig sind und unterstützt gleichzeitig den Kohlenstoff-Vorratsaufbau im Wald (Klimawandelanpassung, Waldpflege, Forstschutz).

Der Geruch von Sommer

Der Geruch von Sommer

Wenn ich an Sommer denke, dann habe ich sofort den Geruch von Sonnencreme in meiner Nase. Gerüche haben ja die Macht, uns innerhalb eines Wimperschlages in Vergangenes zurückzukatapultieren. Aber nun zum heutigen Thema anlässlich dieses vorsommerlich heißen Wochenendes, der Sonnencreme. Wir benötigen Sonnenlicht, um Vitamin D aufzubauen – rund ein Drittel der Bevölkerung hat einen Vitamin-D-Mangel –  allerdings kann zuviel davon sehr schädlich sein. 

 

Sonnenbaden in Maßen soll gesund sein – dies steht im Widerspruch zu der Annahme, dass es zu erhöhtem Hautkrebsrisiko führt. Sonnenbaden soll gegen eine Vielzahl von Krankheiten helfen und die vielen Vorteile sollen die Hautkrebszahl bei weitem übersteigen, so eine schwedische Studie der Karolinksa Universitätsklinik, bei der Forscher*innen über 30.000 Frauen 20 Jahre lang wissenschaftlich begleiteten. Die wichtigste Conclusio: Sonnenanbeterinnen lebten länger und starben viel seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Raucherinnen, die gerne sonnenbadeten, hatten keine Gesundheitsnachteile gegenüber Nichtraucherinnen, die die Sonne mieden.

Allerdings erhöhen laut einer anderen Studie bereits 5 Sonnenbrände vor dem 20.Lebensjahr das Hautkrebsrisiko bei weißen Frauen um 80 Prozent. Daher ist das richtige Verwenden der richtigen Sonnencreme eine essentielle Vorbeugemaßnahme gegen Hautkrebs.

 

Herkömmliche versus Bio-Sonnencremes

Chemische UV-Filter gelangen in die Blutbahn

Wir plädieren stark für Bio-Sonnencreme. Warum? Herkömmliche Sonnencreme enthält chemische UV-Substanzen, die die Gesundheit gefährden können. Manche können Allergien auslösen, andere verhalten sich im Körper wie Hormone. Das passiert, weil diese Filtersubstanzen die Hautbarriere durchdringen und in die menschliche Blutbahn gelangen. So wurden UV-Filter in viel zu hohen Dosen in menschlichem Blut und sogar in Muttermilch nachgewiesen werden. Man vermutet auch einen Zusammenhang zwischen geringerer Fruchtbarkeit und den chemischen UV-Filtern. Die Beeinträchtigung der Funktion menschlicher Spermien wurde in einer dänischen Studie nachgewiesen.

 

… Und ins Meer

Die amerikanischen Meeresbehörde schätzt, dass pro Jahr weltweit jährlich 14.000 Tonnen Sonnenschutzmittel im Meer landen und auch dort bleiben, weil die chemischen UV-Filter schlecht wasserlöslich sind. In einigen Sonnenschutzprodukten ist Octocrylen, Oxybenzon (manchmal auch unter Benzophenone-3 auf der Inhaltsstoffeliste deklariert) und/oder Octinoxat enthalten – Chemikalien, die seitens Forschern für das Korallensterben mitverantwortlich gemacht werden. Daher sind gewissen chemische Substanzen in manchen Ländern (wie Thailand und Haiwai) verboten worden.

Es wird in Wissenschaftskreisen in Studien ebenfalls darüber diskutiert, ob es auch für uns Menschen schädlich sein könnte. Sie stehen im Verdacht potenziell kreberregend und hormonwirksam zu sein, allerdings fehlen Langzeitstudien zu ihrer Wirksamkeit.

Die Kennzeichnung „Coral Reef Friendly“ bedeutet, dass sich Unternehmen bei ihrer Produktion verpflichtet haben,  jene Inhaltsstoffe wegzulassen, die einen negativen Effekt auf die Unterwasserwelt haben.

 

Bio-Sonnencremes verwenden mineralische UV-Filter

Diese funktionieren wie Mini-Spiegel und reflektieren das Sonnenlicht auf der Haut. So bilden mineralische UV-Filter mit Titanoxid und Zinkoxid eine Schutzschicht auf der Haut und dringend nicht durch die Hautbarriere ein. Der Nachteil ist das „Weißeln“, also eine weiße Schicht auf der Haut. Um dem entgegenzzuwirken, wurden die mineralischen Partikel in den letzten Jahren immer kleiner, manchmal in Nano-Größe. Bei diesen Nanopartikeln ist noch nicht restlos geklärt, ob diese die Hautbarriere durchdringen können.

 

Daher solltest du zu umweltfreundlichen, nanopartikelfreien Sonnenschutzprodukten greifen, die leider nicht überall zu kaufen sind.

Hitzeinseln in der Stadt – ein Berliner Unternehmen bietet eine erstaunliche Lösung

Hitzeinseln in der Stadt – ein Berliner Unternehmen bietet eine erstaunliche Lösung

Die Wirkung von 81 Bäumen auf 9 m2, eine Abkühlung von bis zu 4oC, eine Feinstaubreduktion von 82 % und eine CO2-Einsparung von 342 kg pro Jahr – das klingt gut. Das Berliner Unternehmen Green City Solutions tüftelt seit 2016 an diesem interessanten Projekt.

 

In Europa sterben jährlich 253.000 Menschen vorzeitig an den Folgen verunreinigter Luft, die WHO sagt, weltweit sind es über 8.000.000. Feinstaub belastet den menschlichen Körper auf verschiedene Weisen. Zum einen sind es natürlich die Atemwegserkrankungen, weiters aber auch Herz- Kreislauferkrankungen, Demenz, Hauterkrankungen und verschiedene Krebsarten, die durch permanentes Einatmen verunreinigter Luft begünstigt werden.

Um dem entgegenzuwirken, entwickelte Green City Solutions den Moosfilter.

 

Wie funktioniert er?

Ein Filtersystem aus speziellen Mooskulturen, sie werden Moosmodule genannt, reinigt die Luft. Konkret wird Luft zunächst mithilfe von Ventilatoren angesaugt, dann durch die Moose gefiltert, abgekühlt, und danach wieder über ein ökologisches Verschattungsdesign abgegeben.

Eine integrierte Sensorik reguliert die Versorgung der Moose und misst in Echtzeit alle erforderlichen Daten.

 

Warum Moos?

Moos ist eine der ältesten und anpassungsfähigsten Landpflanzen. Unter den 20.000 Arten weltweit existieren Vertreter ihrer Art auf Berggipfeln und sogar in Wüsten. Was sie besonders geeignet für die Filterwirkung macht ist, dass sie kein Leitgewebe besitzen (keine Wurzeln) und sich zur Gänze von der Umgebungsluft ernähren. Außerdem besitzen die zart wirkenden Pflänzchen eine enorme Oberfläche (30-mal größer als eine glatte Fläche).

Die Aufnahmefähigkeit der feinen Blättchen ist sehr hoch, wo sie noch dazu negativ geladen sind und so die meist positiv geladenen Staubpartikel anziehen wie ein Mikrofasertuch. Diese werden gebunden und danach verstoffwechselt.

 

Wo wird der Moosfilter verwendet?

Der Moosfilter kann in Innen- wie Außenräumen verwendet werden – überall, wo Verbesserung der Luftqualität und Kühle gefragt ist.

 

Rhabarber in der Flasche

Rhabarber in der Flasche

Der Geschmack von Rhabarber scheidet die Geister – darum haben wir uns für die Sirup-Variante entschieden. Sie ist so herrlich frisch und entfaltet die herben Noten je nach beigemischtem Getränk. Mit Soda oder Sekt ein herrlicher Aperitif, der Lust auf mehr macht. Ja, und Rhabarberbarbara darf natürlich auch nicht fehlen.

 

Er stärkt das Immunsystem, normalisiert den Blutdruck, fördert die Verdauung, bekämpft Zellschäden – neudeutsch gesagt ist er ein Superfood.

Doch dem nicht genug, ist er auch noch geschmacklich sehr interessant und vielseitig verwendbar. Für den Anfang haben wir uns ein Sirup Rezept ausgesucht, das ihn optimal zur Geltung bringt.

Zur Einstimmung allerdings kommt, was kommen muss: Viel Spaß mit Rhabarberbarbara und ihren Barbierbarbaren!!

 

 

Rezept

2 kg Rhabarber (wir empfehlen rotstieligen Himbeerrhabarber – auch wegen der Farbe)

2 l Wasser

500 g Zucker

Saft von einer Zitrone (oder zwei)

 

🍓 Rhabarber putzen und in ca. 2 cm Stücke schneiden

🍓 ca. ½ Stunde mit den bereitgestellten 2 l Wasser auf kleiner Flamme kochen

🍓 durch ein Tuch sieben und nochmals mit Zucker und Zitronensaft aufkochen

🍓 nochmals eine ½ Stunde köcheln lassen, auf ca. 700 ml reduzieren

🍓 noch heiß in vorbereitete saubere Flaschen füllen und genießen

 

Der Sirup ist an einem dunklen Ort gut 10 Monate haltbar.

Er eignet sich mit verschiedenen Getränken aufgespritzt, zu Eis oder auf Palatschinken.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auch Vanille, Zimt oder Anis können seinen Geschmack unterstreichen.

Wir wünschen viel Spaß!!

Vierte Runde des Plastikabkommens ohne nennenswerte Ergebnisse

Vierte Runde des Plastikabkommens ohne nennenswerte Ergebnisse

Montag Abend endete die vierte und vorletzte Runde für ein internationales Plastikabkommen in Ottawa, mit dem Ziel ein rechtlich verbindlichen Vertrag bis Ende des Jahres zu unterfertigen, der die Plastikflut bis 2040 massiv eindämmen und die Neuproduktion von Plastik stark einschränken soll. Ölproduzierende Staaten und solche, die eine starke Kunststofflobby haben, verhinderten eine Einigung, allen voran China, Saudi-Arabien und USA. Manche sprechen von einem enttäuschendem Ausgang, andere von kleinem Erfolg. Die Eindämmung der Plastikflut ist eines der wichtigsten weltweiten Themen unserer Zeit und ein internationales Regelwerk wäre dringend notwendig.

 

Die beiden bereits bei den letzten Verhandlungsrunden bestehenden Allianzen (siehe untenstehenden Artikel) standen sich auch diesmal diametral gegenüber. Die High Ambition Coalition ist inzwischen von 50 auf über 100 Staaten angewachsen und fordert ein strenges Regelwerk und vorallem auch einen massiven Rückgang der Primärplastikproduktion. Ihre Bridge-to-Busan-Erklärung ist ein ambitionierter Plan zur Reduktion von Plastik. Die Front zwischen dieser und der zweiten Allianz (namens Like Minded Group), die sich vehement gegen eine Produktionsverringerung einsetzt, ist verhärtet. Dennoch gibt es kleine Fortschritte. So einigten sich die Staaten darauf, dass bis zur letzten Verhandlungsrunde im südkoreanischen Busan (von 25. November bis 1. Dezember) in Arbeitsgruppen weitergearbeitet werden soll. Diese sollen sich mit den sehr komplexen Detailfragen beschäftigen und auch einen der wichtigsten Streitpunkte, finanzielle Maßnahmen weiterdiskutieren.

 

 

Reaktionen auf die Ergebnisse in Ottawa

OceanCare-Geschäftsführerin Fabienne McLellan kommentiert vor Ort das Ergebnis der 4. Sitzung des Internationalen Verhandlungsausschusses (INC-4) wie folgt:

„OceanCare begrüßt die Fortschritte, die in Ottawa bei einer Reihe von wichtigen Themen wie problematischen Plastikprodukten, gefährlichen Chemikalien und einem Finanzierungsmechanismus erzielt wurden. Es besteht ein breiter Konsens, dass die Verschmutzung der Meere auch durch Fischereigerät aus Plastik umfassend angegangen werden muss. Wir freuen uns auch, dass viele Regierungen in dieser Verhandlungsrunde ein starkes Engagement für die Umwelt gezeigt und ehrgeizige Ziele zum Schutz der Ökosysteme vorgeschlagen haben. Ein wirksamer Vertrag ist immer noch möglich, aber die Zeit wird knapp und die Ziele müssen höher gesteckt werden.“

 

„Wir sind jedoch sehr enttäuscht, dass für primäre Plastikpolymere – das umstrittenste Thema in Ottawa – kein Mandat für die Arbeit zwischen den Verhandlungsrunden vor dem nächsten formellen Treffen in Korea erteilt wurde. Die Wissenschaft spricht eine klare Sprache: Wenn wir die Verschmutzung durch Kunststoffe stoppen wollen, müssen wir zuerst das unhaltbare Ausmaß der Kunststoffproduktion in den Griff bekommen. Aber es wurden zu viele Kompromisse zugunsten einer Handvoll Länder gemacht, die sich für die Beibehaltung des Status quo einsetzen. In der letzten Verhandlungsrunde im November wird es entscheidend sein, dass die Regierungen, die es mit der Bewältigung der Plastikverschmutzung ernst meinen, auf einen Vertragstext drängen, der die Produktion von Primärkunststoffen signifikant einschränkt.“, erklärt sie weiter.

 

Lisa Panhuber, Greenpeace-Expertin für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz, die in Ottawa die Verhandlungen beobachtete, meint dazu:

Die Verhandlungstage haben gezeigt, dass Länder wie  Saudi-Arabien, China und die USA zusammen mit der petrochemischen Industrie alles daran setzen, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben. Aber auch die EU hat sich auf sehr schwache Kompromisse eingelassen und riskiert damit ein Abkommen, das die Plastikkrise weiter verschärft. Das Versagen dieses Prozesses ist vorprogrammiert, wenn 196 Lobbyisten der Kunststoff- und Fossil-Industrie registriert sind, das sind mehr als alle Delegierten der EU-Mitgliedsstaaten zusammen.

 

Greenpeace fordert von Umweltministerin Steffi Lemke, dass sie sich mit den anderen Staats- und Regierungschefs für eine verbindliche weltweite Reduktion der Plastikproduktion einsetzt. Dafür muss das Plastikabkommen die weltweite Plastikproduktion bis 2040 um 75 Prozent reduzieren. Dazu gehören auch ein verbindlicher globaler Reduktionspfad, Mehrweg-Quoten für Verpackungen und Verbote für vermeidbare Einwegplastik-Produkte. Wir haben nur noch sieben Monate, um diese einzigartige Chance für ein starkes globales Abkommen zu nutzen, das Gesundheit, Umwelt, Tiere und Klima schützt.

 

Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe AISBL, dem Verband der europäischen Kunststofferzeuger, kommentiert das Ende der vorletzten Verhandlungsrunde zum UN-Plastikabkommen u.a. folgendermaßen:

„Wir sehen, dass bei den schwierigen Verhandlungen in Ottawa einige Fortschritte erzielt wurden, doch die Uhr tickt. … Die notwendige Finanzierung für die Maßnahmen zu mobilisieren und den Zugang dazu zu erleichtern, stellt eine besondere Herausforderung dar, insbesondere für Schwellenländer. Wir freuen uns daher darüber, dass die erweiterte Herstellerverantwortung zunehmend als eines der Instrumente anerkannt wird, um die sachgerechte Entsorgung von Produkten am Ende ihrer Lebensphase zu gewährleisten. Wir begrüßen auch, dass während der Verhandlungen viele Vorschläge aufkamen, um problematische Kunststoffanwendungen besser zu erkennen und zu vermeiden. … Wir machen uns jedoch Sorgen über den fehlenden Fortschritt bei der Regulierung, die erforderlich ist, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen zu beschleunigen. Der effektivste Weg, diese Transformation zu beschleunigen, besteht darin, Kunststoffabfälle als wertvolle Ressource zu betrachten.“

Ab jetzt ist Österreich von fossilen Quellen abhängig

Ab jetzt ist Österreich von fossilen Quellen abhängig

Der Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung braucht Rückenwind. Österreich hat am 3. Mai seine bis jetzt erschlossenen erneuerbaren Energiequellen für das Jahr 2024 aufgebraucht. Den Rest des Jahres sind wir abhängig von fossilen Energiequellen.

 

Österreichs Gesamtenergieverbrauch wird zu 33,8 Prozent (Quelle: Statistik Austria 2022) mit erneuerbaren Energien gedeckt, der Rest stammt immer noch aus fossilen Energiequellen wie Erdgas, Erdöl und Kohle. Rechnerisch haben wir also die bis jetzt erschlossenen erneuerbaren Energiequellen am 3. Mai 2024 aufgebraucht.

Den Rest des Jahres ist Österreich abhängig von fossilen Energien.

„Dabei hat Österreich ein enorm großes Erneuerbaren-Potenzial. Allein mit Windkraft könnte Österreich auf nur 2 Prozent der Landesfläche 83 TWh Strom pro Jahr erzeugen und damit rund ein Viertel des österreichischen Gesamtenergieverbrauchs (296 TWh) abdecken“, erklärt Herzog.

99 Prozent dieser Fläche bleiben dabei weiterhin land- und forstwirtschaftlich nutzbar. Nur 0,3 Prozent dieser Fläche würden versiegelt.

 

Österreich braucht mehr Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau

„Die Potenziale der erneuerbaren Energien in Österreich sind sehr hoch. Damit verfügen wir über einen wertvollen Schatz, den wir unbedingt heben sollten. Nur so schaffen wir es, die Wertschöpfung zu uns ins Land zu holen und uns unabhängig zu machen von teuren fossilen Energieträgern, die zum größten Teil aus dem Ausland kommen“, so Herzog.

Um die großen Erneuerbaren-Ressourcen nutzbar zu machen, braucht es in einigen Bereichen noch Anpassungen bei den Rahmenbedingungen.

Da in dieser Angelegenheit eine Verschränkung von Bund und Ländern notwendig ist, sind es unsere Wahlentscheidungen, die hier einen großen Unterschied in der Zukunftsgestaltung machen können.

Es gilt in jedem Fall, den Tag der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auf den 31. Dezember zu verschieben.

 

Unsere Kaufentscheidungen machen Märkte – in Österreich angebotener Thunfisch stammt nur zu 20% aus nachhaltiger Fischerei

Unsere Kaufentscheidungen machen Märkte – in Österreich angebotener Thunfisch stammt nur zu 20% aus nachhaltiger Fischerei

Heute ist „Welt-Thunfisch-Tag“. Die Vereinten Nationen rufen ihn seit 2016 jährlich aus, um KonsumentInnen, Politik und Handel zu sensibilisieren und zum Nach- und Umdenken anzuregen. Das Thunfischangebot mit MSC-Umweltsiegel wächst weltweit und besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch noch immer sind einige Bestände überfischt. Thunfisch, so der Appell des MSC (Marine Stewardship Council), ist eine wertvolle Ressource, die wir in Maßen und nur aus nachhaltigem Fang konsumieren sollten.

 

Beliebt: Thunfisch ist die beliebteste Fischart weltweit. Heute wird weltweit so viel Thunfisch gegessen, wie nie zuvor
Gefährdet: Einige Bestände sind überfischt, andere haben sich erholt
Deutschland: Der Verkaufsanteil von MSC-zertifizierten Thunfischprodukten in Supermärkten hat sich seit 2018 fast verachtfacht und ist von 8% auf 60% gestiegen
Österreich: Hier besteht nach wie vor Verbesserungsbedarf: Nur etwas mehr als 20% des Thunfischs im Einzelhandel stammen aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei
Schweiz: Das Land ist und bleibt der nachhaltigste Thunfischmarkt der Welt

 

Thunfisch ist der wirtschaftlich bedeutendste Speisefisch weltweit. Zugleich spielt er eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Gleichgewichts der marinen Nahrungskette in unseren Ozeanen. Obwohl schon beachtliche Erfolge erzielt wurden, müssen wir unsere Anstrengungen weiter verstärken, um die globale Thunfischfischerei in nachhaltige Bahnen zu lenken.

Aktuell sind weltweit 100 Fischereien von unabhängigen Bewertern nach dem MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei zertifiziert. Gemeinsam fangen diese Fischereien etwa 1,6 Millionen Tonnen Thunfisch – das entspricht ca. 33% der weltweiten Thunfischfangmenge. Weitere 82 Fischereien (20% der globalen Fangmenge) befinden sich derzeit im Bewertungsprozess.

Diese positive Entwicklung ist der steigenden Marktnachfrage nach nachhaltig gefangenem Thunfisch zu verdanken. Immer mehr Markenhersteller und Einzelhändler setzen auf eine MSC-zertifizierte nachhaltige Thunfischbeschaffung, immer mehr KonsumentInnen auf einen verantwortungsbewussten Thunfischeinkauf. Sie alle geben damit Fischereien wichtige Anreize, sich der strengen und transparenten Umweltprüfung des MSC-Programms (www.msc.org) zu stellen.

Die Schweiz ist Spitzenreiter in Sachen Nachhaltigkeit

Der Schweizer Detailhandel ist mit einem MSC-Anteil von mittlerweile fast 95% weltweiter Spitzenreiter in Sachen Thunfisch und Nachhaltigkeit.

Auch in Deutschland hat sich die Nachhaltigkeit des Thunfischabsatzes im Einzelhandel in den vergangenen Jahren signifikant verbessert: Der mengenmäßige Anteil von Thunfischverkäufen aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei ist hier seit 2018 von 8% auf heute rund 60% gestiegen.

Dagegen klafft im österreichischen Einzelhandel weiterhin eine enorme Nachhaltigkeitslücke: Nur rund 20 Prozent der verkauften Thunfischmenge in Österreichs Supermärkten kam 2023 aus kontrolliert und zertifiziert nachhaltiger Fischerei. Umso begrüßenswerter die Selbstverpflichtung des Konservenherstellers Vier Diamanten, noch in diesem Jahr sein Thunfischsortiment in Österreich vollständig auf MSC-zertifizierte Ware umzustellen.

 

Am liebsten aus der Dose

Externe Marktdaten von Circana (Deutschland) und Nielsen (Österreich und Schweiz) deuten darauf hin, dass der Einzelhandelsmarkt für Fisch und Meeresfrüchte in allen drei Ländern seit 2020 einen stetigen Rückgang verzeichnet. Thunfisch weist als eine der wenigen Fischarten stabile bis wachsende Verkäufe auf. In Deutschland, Österreich sowie in der Schweiz nimmt er neben Lachs seit Jahren einen Spitzenrang in der Verbraucherbeliebtheit ein: In allen drei Ländern rangiert er beständig in den Top 3 der meistgegessenen Fischarten und kommt am häufigsten in der Dose auf den Tisch.

Im deutschen Einzelhandel wurden 2023 ca. 76.000 Tonnen Thunfisch verkauft, 70% davon in Konserven (rund 54.000 Tonnen) – das entspricht etwa einem Verkauf von gut vier Thunfischdosen pro Kopf und Jahr.

Auch in Österreich und der Schweiz erfreut sich Dosenthunfisch großer Beliebtheit: 2023 wurden in Österreich 6.800 Tonnen Dosenthunfisch verkauft – umgerechnet rund sechs Dosen pro Kopf und Jahr und in der Schweiz 5.900 Tonnen, was einem Verkauf von rund fünf Dosen pro Kopf und Jahr entspricht.

Wichtig ist unser Bewusstsein für die Wichtigkeit des Nachhaltigkeitsgedankens beim Fischfang, denn wir als Konsumenten bilden den Markt und jede einzelne Prioritätensetzung in unseren Kaufentscheidungen beeinflusst langfristig das Angebot –  wenn wir das im Auge behalten, gehen wir in einen guten, nachhaltigen Weg in die Zukunft.

Wie schnell es geht ….

Wie schnell es geht ….

Der Bauerngarten meiner Mutter war ihr Lieblingsort, ihr mit Herzblut gepflegtes Kleinod, das sie mit Freude plante und bearbeitete. Aufgrund des Älterwerdens war es ihr allerdings in den letzten Jahren nicht mehr möglich, sich regelmäßig darum zu kümmern. Im Lauf eines Lebens gehen wir durch unterschiedliche Lebensphasen und unsere Gärten mit uns. Gibt es Kinder, sehen sie anders aus, wird man alt und schwach, müssen sie pflegeleichter werden. Und man kann davon ausgehen, dass die nächsten Gartengestalterinnen ihn nach ihren Vorstellungen verändern werden. Außer man ist in England und der Garten ist so einzigartig, dass er nach dem eigenen Ableben vom National Trust weiterbetreut wird …. .

 

Wollen wir von Anfang an, dass der Garten pflegeleicht ist, müssen wir einen naturnahen Garten mit vielen Sträuchern zur Strukturierung und heimischen, für die Gegebenheiten passenden Pflanzenarten planen, die keinerlei Bewässerung oder sonstiges Schischi, wie andere Erde, ständiges Düngen usw benötigen. Es ist nicht einfach, die richtigen Pflanzen zu wählen. Dies wissen wir #Beetschwestern nur zu gut aus eigener Erfahrung. Wieviel Geld und Zeit haben wir investiert und mussten nach zwei bis drei Jahren feststellen, dass die gewählten Pflanzen einfach nicht mehr kamen. Die richtige Auswahl an Pflanzen – gibt es Wühlmäuse, wieviele Sonnenstunden, wieviel Niederschlag und Wind herrschen, wie ist der Boden beschaffen – ist sehr entscheidend.

 

Zurück zum Bauerngarten meiner Mutter: innerhalb dieses kurzen Zeitraumes verwandelte sich der Garten in die Domäne von einem extrem aggressiv wuchernden Hahnenfußgewächs sowie ein paar mehrjährigen Pflanzenarten wie Gartenmargarite, Flockenblume, Herbstaster und Phlox, die den ganzen Garten eroberten. Die Wege waren alle zugewachsen und nicht mehr zu erkennen. Brennessel machten das Durchstreifen sehr unangenehm. An diesem Stück Erde kann man gut erkennen, wie schnell sich Gärten verändern, sobald wir mit der Pflege aufhören. Natürlich sind Blumen- und Gemüsegärten besonders davon betroffen.

 

Ich habe also den gestrigen Feiertag damit zugebracht, die Wege wieder freizumachen und auch mit Hackschnitzel, die mein lieber Nachbar mir großzügigerweise geschenkt hat, zu fixieren. Dies ist zwar keine langfristige Fixierung wie Steine, aber für den Moment reicht es. Ich habe auch die Hahnenfußwiese abgestochen und eine sichtbare Grenze zwischen Beet und Umgebung gemacht. Nach vielen Stunden Arbeit musste ich erstaunt feststellen, wie wenig freie Fläche – bis auf die Wege – ich in einem Tag geschafft habe. Der Großteil der Beetflächen sind noch zu bearbeiten. Nachdem ich aber nicht immer vor Ort bin, muss ich mir gut überlegen, welche Perma-Veggies, Kräuter und Stauden dieser Situation gerecht werden.

 

Aber auch Staudengärten würden ihr Gesicht schnell verändern, denn es gibt Arten, die sich stark ausbreiten und solche, die keinen Wurzeldruck vertragen. So würden sich die Dominanten ausbreiten und andere verdrängen. Sträucher und Bäume hingegen sind resistenter, sofern man keine pflegeintensiven Arten gewählt hat.

 

Der geliebte Bauerngarten meiner Mutter wird also wieder sein Gesicht verändern und gemeinsam mit mir in eine neue Phase eintreten. Und dann? Wir werden sehen. Meine Tochter hat bereits im Spaß angedroht, anstelle des blühenden Kleinods Rollrasen verlegen zu wollen …. .

 

 

Forstwirtschaft und Holzindustrie müssen umdenken

Forstwirtschaft und Holzindustrie müssen umdenken

Wir befinden uns mitten in einer Umgestaltung unserer Waldökosysteme. Die vielfach zu monotonen Wirtschaftswälder sterben durch den Klimawandel befeuert, einem massiven Befall mit Schädlingen ausgesetzt ab. Dazu kommen immer neue Krankheiten und auch Stürme, die den Bäumen stark zusetzen. Das seit einigen Jahren anhaltende Baumsterben ist europaweit die größte Welle seit 170 Jahren. In Deutschland gingen in den Dürrejahren 2018 bis 2020 270.000 Hektar Wald verloren. Viele Waldbesitzer:innen beginnen nun mit Wiederaufforstungen dieser Flächen und müssen sich die Frage stellen, welche Baumarten für ihren Standort heute und zukünftig geeignet sind. Laut einer neuen Studie ist die Schnittmenge passender Arten wesentlich kleiner geworden und könnnte zu Engpässen führen. Forstwirtschaft und Holzindustrie müssen umdenken, weil der Ertragsbaum Fichte vielfach wegfällt.

 

Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Wien haben eine neue Studie zu dem Thema im Fachjournal „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit der Frage, welche heute gesetzten Baumarten geeginet sind, um eine robuste nächste Baumgeneration zu etblieren, die während des gesamten einundzwanzigsten Jahrhunderts klimatisch geeignet ist.

Das Forscher:innenteam hat deshalb 69 Baumarten untersucht und geprüft, welche der Arten sich für den Wald der Zukunft eignen könnten. Ihr Fazit: „Es gibt keine Blankoantwort, keine Baumart, die für alle Standorte funktionieren würde, aber wir haben durchaus heimische Baumarten, die auch unter zukünftigen Bedingungen noch in der Lage sind, sich gut zu entwickeln“, sagt Studienautor Rupert Seidl vom Department für Life Science Systems an der TUM.

 

„Bäume, die heute gepflanzt werden, müssen sowohl unter den aktuellen Bedingungen, als auch unter zukünftig deutlich wärmeren Bedingungen zurecht kommen“, so Johannes Wessely vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien in einer Aussendung.

 

„Das ist deshalb schwierig, weil sie sowohl Kälte und Frost der nächsten Jahre wie auch einem deutlich wärmeren Klima Ende des 21. Jahrhunderts standhalten müssen. Da bleibt nur eine sehr kleine Schnittmenge.“  So auch das Ergebnis der Studie: Die Anzahl der für einen klimaresistenten Wald geeigneten Baumarten wird immer kleiner. Während bisher noch durchschnittlich 18 Baumarten pro Standort in die engere Auswahl für einen gesunden Wald gekommen wären, sind es heute – wegen des schnellen Klimawandels – nur noch zehn Baumarten in Deutschland.

„In Österreich sind laut der Studie im Durchschnitt zwölf Baumarten je Quadratkilometer klimatisch fit für das 21. Jahrhundert, während es unter stabilen Klimabedingungen noch achtzehn Arten gewesen wären“, schreibt das Forschungsteam.

 

„Unsere Arbeit zeigt deutlich, wie stark die Vitalität von Wäldern durch den Klimawandel beeinträchtigt wird. Wir können uns nicht nur auf einen neuen Mix aus Baumarten verlassen, rasche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sind essenziell für eine nachhaltige Sicherung unserer Wälder“, sagt Wessely.

Mischwälder sind wichtig

Stieleichen sind gut für mittlere Lagen geeignet

 

„Gemischte Wälder aus vielen Baumarten sind eine wichtige Maßnahme, um Wälder robuster gegen Störungen wie Borkenkäfer zu machen. Mancherorts könnten uns in Europa jedoch die Baumarten ausgehen, um solche bunten Mischwälder zu begründen“, erklärt Seidl. „Drei Baumarten auf einer Fläche bringen bereits viel und machen den Wald deutlich besser und stabiler als bei einer Baumart“, so der Studienautor gegenüber der APA: „Fünf Baumarten wären noch besser.“

 

Rotbuche

Besonders auf der Iberischen Halbinsel und Teilen Frankreich blieben nur zwei bis vier Baumarten in der Ergebnisschnittmenge übrig. „Aber auch in den Zentralalpen haben wir eine unterdurchschnittliche Zahl von Baumarten, die zur Aufforstung geeignet sind. Die Bergregionen weisen heute noch zum Teil sehr harsche Bedingungen auf, die sich rasant verändern“, so Seidl. Auf Österreich gemünzt wären das für Gebirsgregionen die Weißtanne, Rotbuche und der Bergahorn. Für tiefe und mittlere Lagen sind das Winterlinde, Hainbuche und Stieleiche.

 

Zitterpappel

Antonin Kusbach von der Faculty of Forestry and Wood Technology an der Mendel Universität in Brünn, Tschechien, führt noch eine weitere Baumart ins Feld. Die Zitterpappel, auch Espe genannt, könnte laut ihm „ein guter Kandidat sein, um in einer unsicheren Zukunft einen neuen, vielfältigeren Wald aufzubauen“, sagt er im BR-Interview.Sie ist widerstandsfähig, anspruchslos und liefere einen guten Boden für den zukünftigen Wald.

 

 

Für Holzwirtschaft ein großes Problem

Laut einem Bericht der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) könnte die für Fichtenwald geeignete Waldfläche um bis zu 50 Prozent schrumpfen. „À la longue wird die Fichte als dominierende Weichholzbaumart nicht mehr verfügbar sein. Auf kurze Sicht fällt gleichzeitig viel verwertbares Holz an, etwa durch Käferbefall, Windwurf oder Waldbrände“, erklärte dazu Studienmitautor Florian Kraxner vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA).

 

Dass die Fichte in unseren Breitengraden keine Zukunft haben wird, war aus Studien bereits bekannt. „Neu an dieser Arbeit ist, dass nicht nur die heutige und die zukünftige Arealeignung für Baumarten bestimmt wurde, sondern dass die Dynamik des Klimawandels mit den langen Umtriebszeiten, wie sie in der Forstwirtschaft üblich sind, in Bezug gesetzt wurde“, sagt Arthur Gessler von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in der Schweiz. „Deswegen bietet die Studie wichtige Informationen, welches Artenportfolio für heutige waldbauliche Maßnahmen zur Verfügung steht und welches auch noch zum Ende des Jahrhunderts für einen gegebenen Standort geeignet ist.“

 

Wir brauchen ein Umdenken in der Holzindustrie

Neben forstwirtschaftlich nutzbaren Arten müssen zukünftig auch Aten gesetzt werden, die keinen direkten Ertrag bringen, sondern zum Aufbau einens klimafitten und gesunden Mischwaldes beitragen. Dass jede heimische Art ökologisch wertvoll und für viele Tieren nutzbar ist, steht außer Zweifel.

Winterlinde

„Das muss dann auch heute wirtschaftlich wenig attraktive Baumarten wie Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinde und Elsbeere einschließen, die deutlich trockenstresstoleranter als die Hauptbaumarten sind“, sagt Christoph Leuschner von der deutschen Georg-August-Universität in Göttingen. Diese etwa fünf bis zehn stresstoleranten heimischen Laubbaumarten fehlten in der heutigen Waldbauplanung weitestgehend, weil die Holzindustrie komplett auf Nadelholz eingestellt sei. „Hier müsste eine wahre Waldwende ansetzten und die stoffliche Holznutzung auf Laubholz umstellen“, sagt Leuschner.

 

Das bestätigt auch Gessler: „Der Bottleneck-Effekt ist für die Forstpraxis von sehr großer Bedeutung, da Transformationen der Baumartenzusammensetzung ja sehr langfristig geplant werden müssen. Durch die eiszeitliche Historie – zusammen mit der Ost-West-Ausrichtung der Gebirgszüge – ist das aktuelle Baumartenspektrum in Europa klein, und auch durch neue Krankheiten – zum Beispiel die Eschenwelke – gibt es weitere Einschränkungen.“

 

Ein gesunder Mischwald bestehend aus vielen verschiedenen Baumarten, von denen es mehr gibt, als man so denken mag, ist der beste Waldschutz in Zeiten der Klimakrise. Das aktuelle Baumsterben bietet neben all seiner Dramatik und auch negativen wirtschaftlichen folgen die Chance unsere Wälder wieder vielseitig und naturnäher zu bepflanzen. Dies muss sowohl die Forstwirtschaft als auch die Holzindustrie verstehen und sich darauf einstellen.

Extreme Wetterbedingungen in Südasien und Afrika

Extreme Wetterbedingungen in Südasien und Afrika

Seit Wochen herrschen weltweit außergewöhnliche Wetterextreme. Zum einen die Hitzewelle in Südostasien und die sintflutartigen Regenfälle auf der arabischen Halbinsel und Teilen Afrikas. Die extremen Regenfälle und Überschwemmungen haben in Ostafrika und Teilen der Arabischen Halbinsel viele Menschenleben gefordert und wirtschaftliche und landwirtschaftliche Verluste verursacht. Intensive Hitze hat weite Teile Asiens erfasst, das tägliche Leben gestört und stellt für die Menschen vor Ort eine ernste Gesundheitsgefahr dar. Es mussten bereits erste Hitzetote beklagt werden.

Die Situation in Südasien

Thailand, Malaysia, Phillipinen, Bangladesh, Myanmar und Vietnam sind seit Wochen von extrem hohen Temperaturen geplagt. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit steigt die gefühlte Temperatur auf bis zu 50 Grad, was das gewohnte Leben zum erliegen bringt. Schulen in den Phillipinen sind geschlossen und das staatliche Wetteramt warnt vor „extremer Gefahr“ besonders für Senioren, Schwangere, Kinder, Menschen mit chronischen Krankheiten und Übergewicht.

 

Auch in Indien kam es in den letzten Wochen während der heißen Vormonsunzeit zu Hitzewellen mit Temperaturen um die 40 °C. Nach Angaben des indischen Meteorologischen Dienstes wird sich dies wahrscheinlich fortsetzen.

 

Der April ist in der Regel ein heißer Monat in Südasien und Südostasien, aber El Niño und der Klimawandel treiben die Temperaturen auf bedenklich hohe Werte, sagt Ben Churchill, WMO-Regionaldirektor für Asien und den Südwestpazifik.

 

Aus dem WMO-Bericht „State of the Climate in Asia 2023“ geht hervor, dass Asien auch im Jahr 2023 die von Wetter-, Klima- und Wassergefahren am stärksten betroffene Region der Welt ist. Überschwemmungen und Stürme verursachten die meisten gemeldeten Todesopfer und wirtschaftlichen Verluste, während die Auswirkungen von Hitzewellen immer gravierender wurden.

 

Extreme Hitze wird zu stillem Killer

„Extreme Hitze wird zunehmend zum großen stillen Killer“, sagte die stellvertretende WMO-Generalsekretärin Ko Barrett. „Über hitzebedingte Todesfälle wird viel zu wenig berichtet, so dass das wahre Ausmaß der vorzeitigen Todesfälle und der wirtschaftlichen Kosten – in Form von verringerter Arbeitsproduktivität, Verlusten in der Landwirtschaft und Belastung des Stromnetzes – in den Statistiken nicht genau wiedergegeben wird“, sagte sie.

So waren die extremen Hitzewellen in den Jahren 2003 und 2010 für 80 % der wetterbedingten Todesfälle in Europa zwischen 1970 und 2019 verantwortlich!

 

Afrika erlebt starke Regenfälle und auch Dürre

In der Vereinigten Republik Tansania teilte Premierminister Kassim Majaliwa dem Parlament mit, dass am 25. April mindestens 155 Menschen durch Sturzfluten getötet und mehr als 230 verletzt wurden. Auch im benachbarten Burundi gab es Tote.

Das regionale Klimazentrum der WMO für das Große Horn von Afrika (ICPAC) sagte für den Zeitraum vom 23. bis 30. April außergewöhnliche Regenfälle für Teile der Region voraus, darunter den Norden und Westen Kenias, Zentral- und Südäthiopien, Südsomalia und Dschibuti sowie Nord- und Süduganda. Sie warnte vor Überschwemmungen in den hochwassergefährdeten Gebieten.

In Kenia verzeichnete die Wetterstation von Kianamu (nordöstlich von Nairobi) am 24. April etwa 120 mm Regen.

Im südlichen Afrika ist die anhaltende schwere Dürre auf eine sehr schlechte Regenzeit (November bis März) zurückzuführen, was dem typischen Einfluss von El Niño in dieser Region entspricht und durch die außergewöhnlich hohen Temperaturen noch verschärft wird, so Alvaro Silva.

 

Extreme Niederschläge auf der Arabischen Halbinsel

Die Überschwemmungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten – einem Land mit heißem, trockenem Wüstenklima und sehr geringen jährlichen Niederschlagsmengen – sorgten weltweit für Schlagzeilen, als Mitte April innerhalb weniger Stunden Niederschläge fielen, die denen mehrerer Jahre entsprachen. Der internationale Flughafen von Dubai wurde geschlossen, und normalerweise stark befahrene Autobahnen verwandelten sich in reißende Ströme.

Am 16. April 2024 gab das Nationale Zentrum für Meteorologie bekannt, dass die VAE die größten Niederschlagsmengen der letzten 75 Jahre verzeichneten. Im Gebiet „Khatm al-Shakla“ in Al Ain, Vereinigte Arabische Emirate, fielen 254,8 mm Niederschlag in weniger als 24 Stunden… Damit erreichte das Land ein außergewöhnliches Ereignis in seiner Klimageschichte.

In Dubai betrug der durchschnittliche Jahresniederschlag im Zeitraum 1991-2020 etwa 80 mm; weiter östlich waren es etwas mehr, etwa 120-140 mm).

Das sich langsam bewegende Sturmsystem traf am 14. und 15. April auch den Oman schwer, löste Sturzfluten aus und forderte Berichten zufolge 17 Menschenleben.

Die heftigen Wetterereignisse in der zweiten Aprilhälfte verdeutlichen einmal mehr die Anfälligkeit der Gesellschaft gegenüber wetter-, wasser- und klimabedingten Gefahren und die Notwendigkeit von Frühwarnungen für alle, erklärt die Weltorganisation für Meteorologie WMO.

 

Gründe für das extreme Wetter

Das abklingende El-Niño-Ereignis spielt neben einem als Dipol des Indischen Ozeans bekannten Phänomen eine Rolle, insbesondere bei den Überschwemmungen in Ostafrika und der Dürre im südlichen Afrika sowie den hohen Temperaturen in Südostasien. Aber auch die überschüssige Energie, die durch die vom Menschen verursachten Treibhausgase in der Atmosphäre und im Ozean gebunden wird, hat nach Ansicht der WMO-Experten einen großen Einfluss, insbesondere auf extreme Hitze, erklärt die WMO.

„Der Klimawandel verschlimmert die Häufigkeit und Schwere solcher Ereignisse und hat tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaften, Volkswirtschaften und vor allem auf das Leben der Menschen und die Umwelt, in der wir leben“, erklärte Barrett auf der 80. Sitzung der Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik am 23. April.

Wenn sich beispielsweise die Luft erwärmt, kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen – etwa 7 % pro 1 °C -, wodurch einerseits die Intensität von Starkregenereignissen zunimmt und andererseits vermehrt Dürren auftreten.

Häufigere und intensivere Wetterereignisse, wie z. B. schwere Hitzewellen und Starkniederschläge, führen zu stärkeren Auswirkungen auf anfälligere Bevölkerungsgruppen.

Darüber hinaus hat der menschliche Einfluss seit den 1950er Jahren die Wahrscheinlichkeit zusammengesetzter Extremereignisse erhöht, einschließlich der Zunahme der Häufigkeit von gleichzeitigen Hitzewellen und Dürren.

Die Zahl der Katastrophen ist in den letzten 50 Jahren um das Fünffache gestiegen, was auf den Klimawandel, die Zunahme extremer Wetterereignisse und die verbesserte Berichterstattung zurückzuführen ist.

 

Link:

WMO